Guten Morgen.
Ich brauche nicht zwangsläufig einen Rat, aber ich muss aufschreiben, was mich bewegt. Das tat mir immer gut. Und falls jemand eine Anmerkung hat, freue ich mich, diese zu lesen. Die Psychologie einer Frau ist etwas besonderes, die ich nicht immer zu verstehen vermag.
Ich bin M/45 und seit ziemlich genau 4 Jahren in einer festen und wundervollen Beziehung. Bis Dienstag. Wir sind seit einem Jahr verlobt (W/27) und der Altersunterschied war nie ein Problem. Und ich glaube ihr, wenn sie das sagt. Wir haben uns in Schwerin kennengelernt und sind wegen meines Jobs nach Berlin gezogen.
Am Dienstag sagt mit meine Verlobte unter Tränen, dass sie sich in jemanden anderen verliebt hat. Seit diesem Zeitpunkt glaube ich, nicht mehr atmen zu können.
Anfangs war unsere Beziehung nicht immer leicht, weil wir beide nach neuen beruflichen Herausforderungen suchten und entsprechend bescheiden lebten. Aber wir haben es geschafft, wohnen in einem 200qm Haus, haben zwei Autos, zwei Hunde und essen das, was wir wollen. Wir wollten im Sommer 2015 heiraten und unsere Liebe mit Kindern krönen.
In den letzte 12 Monaten sind furchtbare Dinge passiert. Zuerst musste die erste Schwangerschaft abgebrochen werden, weil sich die Fruchthülle nicht so entwickelte, wie es sein sollte. Dann ist ihre Mutter mit 46 gestorben. Der Plan war, dass ihre Eltern mit uns nach Berlin ziehen (deswegen das große Haus). Der Vater ist mit eingezogen, kann sich aber nicht richtig dazu bekennen und das Haus in Schwerin verkaufen. Er lebt halt mal hier und mal da. Im Oktober kam der zweite Abort dazu (wieder keine optimal entwickelte Fruchthülle). Kurz vor Weihnachten wurde mir gekündigt (Umstrukturierung, Freistellung bis März und ne fette Abfindung; also keine Existenzängste vorerst). Und dann wurde meiner Verlobten auch noch in der Probezeit der neue Job in Berlin gekündigt.
Den Neuen hat sie zu Hause in Schwerin beim Tanzen kennengelernt. Das macht sie häufiger, dass sie mit ihrem Bruder und Freunden von früher in Schwerin ausgeht. Das war nie ein Problem für mich, weil ich ihr vertraue. Und für sie war das auch kein Problem, weil sie weiß, dass ich nicht mehr Wert darauf lege, bis morgens um 07:00h durch die Clubs zu ziehen. Sonst haben wir alles immer zusammen gemacht.
Bis jetzt soll bis auf eine Umarmung nichts gewesen sein. Und es gibt für mich keine Veranlassung, ihr nicht zu glauben.
Es gab nie eine bessere Partnerschaft für mich. Ich liebe sie aufrichtig, sie weiß das und ich habe ihr das (fast) jeden Tag (!) gezeigt.
Zwei Tage haben wir noch hier zusammen verbracht, waren mit den Hunden spazieren, haben Sport gemacht, und in einem Bett gekuschelt. Also quasi wie immer mit dem Unterschied, dass sie ab und zu an jemanden anderen denkt und sich wünscht, ihn kennen zu lernen. Ich habe sie nicht ständig mit der Situation und Fragen konfrontiert, weil ich weiß, dass das nerven kann. Hartes Brot.
Die Frage war immer die gleiche: Möchtest du den Anderen näher kennen lernen? Die Antwort: "Ja". Und dann: "Möchtest du unsere Beziehung beenden?" Die Antwort: "Nein." Was soll ich damit anfangen? Ihr ist klar, dass sie eine Entscheidung treffen muss. Aber bisher konnte sie das nicht.
Ist unsere Beziehung nichts (mehr) wert, wenn sie darüber nachdenken muss?
Sie braucht Zeit, um wieder zu sich zu finden und klar zu sehen. Als sie gestern Abend deswegen nach Schwerin in ihr Elternhaus fuhr, habe ich ihr gesagt, dass ich an uns und unsere Liebe glaube. Und solange sie mir den Ring nicht zurückgibt, kann ich die Hoffnung, dass sie unseren Wert erkennt, nicht begraben.
Sie sagt:
- in unserer Beziehung habe es ihr nie an etwas gefehlt
- Ich war immer für sie da und habe toll für sie gesorgt
- Sie kann sich (immer noch) eine Zukunft mit mir vorstellen
- Sie versteht nicht, warum das passiert ist
- Er sei ganz anders als ich
- Sie hat Angst, eine falsche Entscheidung zu treffen
- Sie hat Angst, dass das irgendwann wieder passiert
- Sie erkennt sich nicht wieder; ich sei immer alles gewesen, was sie sich gewünscht habe (sie musste sehr um mich kämpfen damals)
Jetzt meine Fragen:
- Projiziert meine Verlobte alle schrecklichen Erfahrungen auf uns/mich?
- Mache ich etwas falsch, wenn ich ihr den Raum gebe und sie in Ruhe lasse, wohl wissend, dass sie mit dem Anderen auch Zeit verbringen wird (in Schwerin) und ich 200KM entfernt hilflos "danebenstehe"?
- Was kann ich für unsere Liebe und Zukunft noch tun?
- Wie kann ich der drohenden Gefahr begegnen?
Ich danke euch fürs Lesen. Ich stehe vor dem Nichts. Kann nichts planen und wahrscheinlich auch nicht klar denken.
Ein schönes WE.
LG