Hallo ihr Lieben,
ich bin ganz neu hier, war vorher stiller Mitleser, und brauche mal eine objektive Meinung zu meinem verdrehten Gedankensalat. Es wäre lieb wenn sich ein paar die Zeit nähmen, sich meines Problems anzunehmen und ein wenig Gedankengut dazu steuern würden.
Danke im Vorraus.
Mein Name ist Ria, ich bin 21 Jahre alt, studiere Medizin und versuche nebenher noch eine Ausbildung im sozial-therapeutischen Bereich zu realisieren. Daneben arbeite ich noch 12 Stunden die Woche im Einzelhandel, um meine kostenpflichtige Ausbildung zu finanzieren. Damit bin ich ziemlich eingespannt und viel Zeit für Freunde und Familie bleibt da leider nicht, obwohl es mir sehr wichtig ist Zeit mit ihnen zu verbringen. Zu meinem großen Glück hat mein Partner dafür viel Verständnis und unterstützt mich auf meinen ehrgeizigen Wegen. Aber genau da tritt mein Problem (was man auch als Luxusproblem bezeichnen könnte) auf.
Mein Partner und ich sind seit 6 Jahren zusammen und beziehen seit 2 eine gemeinsame Wohnung. Er (im Folgenden X) (25) ist ein wundervoller Mann. X unterstützt mich wo immer er kann. Ein Beispiel ist, dass wir ein gemeinsames Haushaltskonto haben, wo alle gemeinsame Lebenskosten und die Miete von abgehen, auf dieses Konto überweisen wir beide im Monat dieselbe Summe, damit wir unsere Einkäufe etc. zahlen können. Da meine Ausbildung mich alleine im Monat schon 500 Euro kostet, und ich mit meinem Nebenjob nur 450 verdiene und somit kaum Einkommen habe (Unterhalt, bzw Kindergeld, Halbwaisenrente und ein Studentendarlehen) überweist er öfters auch mal 100 Euro mehr. (Er ist zwar auch Student, hat aber einen besser bezahlten Nebenjob und Eltern die ihn finanziell unterstützen) Auch sonst tut er alles, damit ich glücklich bin. Wenn ich bis 00.00 arbeiten muss, ist es für ihn selbstverständlich, mich abzuholen, damit ich in der Dunkelheit nicht laufen oder Bahnfahren muss. (Ich würde es tun, aber das möchte er nicht.)
Jetzt wollten wir gemeinsam in den Urlaub fahren und haben dafür lange gespart. Dann ist meine Mutter verstorben und ich musste mich um die Beerdigung und andere Dinge kümmern (u.a auch um meine 18 Jährige Schwester). Da ist dann mein ganzes Gespartes hineingeflossen und ich habe den Urlaub abgesagt. Jetzt hat er mir gestern eröffnet, dass er die Buchung doch nicht rückgängig gemacht hat und wir am Sonntag in den Urlaub fliegen und er für mich die Kosten übernimmt. Das hat mich sehr erschrocken. Ich möchte eigentlich nicht, dass er so viel Geld in mich investiert. Auf meine Bedenken hin, hat er nur gesagt, dass ich hart arbeiten würde (jeden Tag 12-19 Stunden momentan) und ich mir diesen Urlaub verdient hätte und das ich ihm das Geld ja beizeiten zurückzahlen könne.
Er ist ein richtiger Goldschatz und ich sollte mich wirklich glücklich schätzen ihn zu haben. Aber und ich komme mir so verdammt undankbar und dumm vor irgendwie nervt mich das momentan alles. Es nervt mich, dass wenn ich Abends nach 13 Stunden arbeiten heimkomme er mir ein Bad eingelassen und was zu essen gekocht hat. Es nervt mich, dass er mich immer überall abholen will und ich abends nicht alleine unterwegs sein soll. Es nervt mich, wenn er mich am Wochenende Essen ans Bett bringt. Es nervt mich, wenn er sich abends an mich kuschelt und Sex möchte ( dazu muss ich sagen, dass mein Verhältnis zu Sex durch Misshandlungen in meiner Kindheit/ Jugend eh gestört ist, was er vollkommen respektiert!) Es nervt mich aber auch, wenn er nicht da ist.
Und jetzt frage ich mich, was ist mit mir verkehrt? Ich habe den wunderbarsten Menschen an meiner Seite, der alles verkörpert was sich jeder wünscht. Er passt auf mich auf, beschützt mich, ist für mich da, gibt mir jede Freiräume die ich benötige, akzeptiert mich mit meinem gestörten Verhältnis zu mir selbst (liegt da vielleicht der Grund drin?) und er ist optisch auch noch mein Traummann. Wieso bin ich so undankbar, so dämlich und kann nicht einfach glücklich sein? Ich habe doch alles. Ich habe einen wundervollen Partner, eine gute Beziehung zu meiner Familie, einen tollen Freundeskreis und einen Beruf (bzw Ausbildung und Studium) welcher mich erfüllt.
Warum.kann. ich. Nicht. Glücklich. Sein.?
Ich verzweifel darüber langsam so sehr. Seit Monaten zerbreche ich mir den Kopf darüber, habe mit meinem Partner und mit Freunden darüber gesprochen. Alle sind ebenso ratlos wie ich.
Ich habe schon überlegt, ob ich X vielleicht gar nicht liebe, immerhin ist er mein erster Freund, aber allein der Gedanke, mich von ihm zu trennen schmerzt mich sehr, zudem habe ich ja oft auch noch Schmetterlinge im Bauch, mache mir Sorgen um ihn, möchte das er glücklich ist und dann bin ich auch glücklich.
Doch dann sind da diese Tage, wo ich ihm bei jedem Wort an die Gurgel gehen möchte und verstehe mich selbst nicht mehr. Natürlich habe ich schon offen und ehrlich mit ihm darüber gesprochen, wir haben keine Geheimnisse voreinander, und er meint, dass er mir die Zeit geben wolle, die ich benötige um mich selbst zu finden und das momentan wohl alles etwas viel währe. Aber dieses Gefühl habe ich auch schon vorher manchmal gehabt, als ich noch nicht so viel um die Ohren hatte.
Versteht mich bitte nicht falsch, ich bin kein undankbarer Mensch. Ich weiß ihn und das was er für mich tut so sehr zu schätzen, du fühle mich von ihm nicht bedrängt oder eingeengt. Er ist viel zu gut für mich und ich kann ihm das alles niemals zurückgeben (auch wenn er immer sagt, dass ich das tue, auf so viele Weisen). Und ich habe auch keine Angst etwas zu verpassen oder bin ihm überdrüssig.
Ich habe nur Angst, etwas so wunderbares durch meine Stimmungsschwankungen zu zerstören.
Ich kenne mich so gar nicht und ich mache mir so Angst.
Ich will nicht so sein, ich will wieder mit X glücklich sein. Ich möchte das Leben wieder zu schätzen lernen. Mein eigentlich perfektes und schönes Leben.
Könnt ihr euch das erklären? Ich wäre über eine Antwort sehr dankbar. Allein es mal aufzuschreiben hat sehr gut getan. Danke!
Liebe Grüße,
Ria
[s:p/zos]