Liebe Forumsgemeinde,
ich bin hier sehr neu. Ich hoffe auf eure Ratschläge, ich bin mit meinem Latein am Ende. Was geht in diesem Mann vor?
Folgende Situation:
Ich treffe einen Mann, einen Künstler, verliebe mich fataler Weise. Mir ist klar, dass die Geschichte nicht gut gehen kann, weil er sich gerade von seiner Frau getrennt hatte, seine Kinder unendlich vermisst, seine finanzielle Situation eine einzige Katastrophe ist und wir so unterschiedlich sind wie Tag und Nacht.
Heute ist mir klar, dass ich mehr hätte sehen müssen, aber Liebe macht bekanntlich blind. Es lief ca. 5 Monate überraschend gut bis Weihnachten, da fiel er in eine Depression, was nicht unverständlich war. Ich versuchte ihn etwas zu motivieren, rauszuholen, aber das einzige, das ich erreichte war ein Streit zwischen uns. Na gut. Das war wohl der Anfang vom Ende.
Kurz danach passierte ein Unglück, ein Kondom platzte. Es war zu einer ungefährlichen Zeit, aber naja. Und es kam natürlich wie in einem schlechten Liebesroman.
Ich erhielt ein mail, in dem er von Pause sprach, von sein Leben auf die Reihe bekommen und in dem er mich bat, ihn nicht anzurufen und nicht vorbeizukommen, weil das im Moment für ihn zu viel wäre. Ich zeigte Verständnis, aber mein e-mail blieb unbeantwortet.
Eine Woche später machte ich einen Schwangerschaftstest und war schwanger. Oh Gott, Panik. Ich wusste nicht was tun und reagierte auf die denkbar dümmste Weise. Es war Mitten in der Nacht wie jetzt und ich machte mich auf den Weg, ihn zu suchen. Fand ihn in einem Lokal mit einer Freundin. Die ersten Worte, als er mich sah, waren "Das mit ... hat erst zwei Tage nach meinem mail angefangen".
Es fing alles an sich zu drehen und ich machte kehrt, bei der Tür wieder hinaus. Er ging mir nach, es entstand natürlich eine Szene, in der er mir sagte, ich müsse ihn das jetzt lassen. Und ich meinte, nein, er müsse sich jetzt entscheiden. Nun ja er entschied sich natürlich für die Freundin, sie ist auch Künstlerin und ein Stück jünger als ich. Ich ging, weil ich nicht wusste, was ich jetzt tun sollte und einfach Zeit brauchte.
Daheim angekommen erhielt ich eine SMS mit einer üblen Beschimpfung (ich wusste nicht, wie tief er sein konnte) und mit dem Vorwurf, dass ich seinen Lebenstraum zerstört hätte? Und einen Anruf, indem er mir androhte nie mehr mit mir zu reden, nichts mehr von mir zu lesen. Naja, das ließ ich dann nicht so stehen und so kam es, dass wir uns den Rest der Nacht unterhielten. Es war dann irgendwie ganz o.k., er stellte sich. Nur zum Schluss fiel er noch Mal aus der Rolle, da machte er mir noch einmal ernste Vorhaltungen, warum ich gekommen sei. Was sich den ganzen nächsten Tag fortsetzte, via SMS und e-mail, in dem er dann allerdings zugab, dass ich es nicht verdient hätte, so behandelt zu werden.
Er wusste immer noch nichts von meiner Schwangerschaft. Und an diesem Abend setzte meine Regel mit starken Regelbeschwerden ein. Danach war ich nicht mehr schwanger.
Es war alles furchtbar, ich machte mir die schlimmsten Vorwürfe, was ich gemacht habe, was ich verursacht habe, was ich nur getan habe. Ich wusste irgendwie gar nicht mehr aus, noch ein. Ich schrieb dann eine freundliche e-mail, in dem ich versicherte, dass er sich keine Sorgen machen müsse, ich würde nicht mehr so in sein Leben eindringen und ich würde auch versuchen, die guten Zeiten in Erinnerung behalten. Darauf kam eine erfreute Antwort mit einem Freundschaftsangebot. Mir kam das alles so falsch und hohl vor, ich lehnte ab.
Ich versuchte mit der Situation fertig zu werden, mich abzufinden. Und irgendwann ca. 1 Monat nach diesen Vorkommnissen dämmerte es mir, dass auch er beteiligt war, dass er jetzt glücklich ist und ich hier leide. Und ich wurde so wütend auf ihn.
Nunja, er schuldet mir noch etwas Geld, und in meinem Zorn forderte ich das mal ein. Worauf er lakonisch meinte, dass er es mir überweist, wenn er es hätte. Und irgendwie war das dann zuviel, ich kippte um und schrieb ihm die ganze misere via e-mail. Er schrieb kalt und gleichgültig zurück. Es tue ihm leid, er sei nicht so schlimm wie ich das gerne sehen würde, er gäbe mir das Geld zurück, sobald er es hätte und er hätte mir ja Freundschaft angeboten, ich hätte sie abgelehnt.
Ich war fassungslos. Darauf schrieb ich weniger wütend, mehr erklärend und um Hilfe bittend. Für ein gutes Ende, für eine gemeinsame Lösung, für ein gemeinsames Tragen dieser Situation. Nicht um Wiederaufnahme der Beziehung, nicht um ein Treffen, das alles will ich gar nicht.
Ich will und wollte ihn nicht so sehen. Ich würde ihn so gerne gut sehen, mich respektierend, auch wenn die Gefühle für eine Beziehung nicht ausreichten.
Ich erhielt (noch) keine Antwort, ich fürchte, es wird auch keine mehr kommen. Üblicherweise antwortet er gleich oder gar nicht.
Könnt ihr mir bitte helfen und mir erklären, was in ihm vorgeht? Wie soll ich das deuten? Ich hab schon soviele Schuldgefühle, dass ich meinem Kind nicht das Leben ermöglicht habe und jetzt das? Ich habe keine Kinder, meine Exbeziehung zerbrach an dieser Frage, ich hätte das Kind gerne auch alleine bekommen. Fast fange ich an zu glauben, ich hätte es verdient, schlecht wie ich bin ...
Ich weiß, meine Reaktion ist normal, ich bin auch nicht alleine. Ich werde das schon irgendwie schaffen. Aber seine Reaktion? Kann die irgendwer nachvollziehen? Wie könnte ich es für mich schaffen, ihm zu vergeben und ihn irgendwie trotzdem nicht als Frankensteins Monster zu betrachten?
Sorry für den langen Text, ich hoff einer kämpft sich durch ...
Liebe Grüße
Aniston