Hallo zusammen,
ich habe mich hier angemeldet, um ein paar Meinungen von außen einzuholen und auch, um mir meinen Druck von der Seele zu schreiben. Es klingt alles etwas wirr, aber die Situation ist auch sehr verzwickt. Leider zu verzwickt, um es kurz zu fassen.
Mein Verstand sagt mir, dass ich mich trennen sollte. Mein Herz macht mir immer wieder einen Strich durch die Rechnung. Ich schaffe es nicht, eine klare Entscheidung zu treffen und mich zu lösen von meinem Freund. Ich würde mich über ein paar Ratschläge sehr freuen, in der Hoffnung, dass ich so endlich eine Entscheidung treffen kann bzw. es schaffe die Trennung (die ich innerlich schon möchte) auch auszusprechen.
Unsere Situation ist folgende: Zusammen sind wir (beide 24) 2,5 Jahre. Das erste Jahr unserer Beziehung haben wir noch in der gleichen Stadt gelebt, seit 1,5 Jahren führen wir eine Fernbeziehung. Erst 500Km, jetzt ca. 200Km. Ich bin schon immer jmd. gewesen, der die Nähe zum Partner braucht. Trotzdem haben wir es bisher alles ganz gut geschafft mit der Fernbeziehung. Aber teilweise war/ist es für mich extrem schwer, wenn wir uns mal 6/7 Wochen nicht sehen, wegen Klasurenphasen etc. Angeblich lernt er dann von 8-12 Uhr, hat keine Zeit für mich, aber für sein Hobby sehr wohl... Er hat überhaupt keine Sehnsucht nach mir. Wenn man Sehnsucht hat, findet sich immer mal ein Abend um sich zu sehen...Die Leidenschaft; das sich nacheinander verzehren fehlt bei uns vollkommen. Und ich erwarte wirklich nicht zu viel, ich studiere selbst, hab viel zu tun...aber alle 3-4 Wochen einmal treffen, ist in meinen Augen nicht zu viel verlangt.
Er ist extrem karrierefixiert und arbeitet darauf hin, später einen anspruchsvollen Job zu haben. Mich lässt er bei seinen Planungen komplett außen vor bzw. wünscht sich von mir Anpassung. Am liebsten möchte er später im Ausland leben und arbeiten. Ich möchte das nicht, außerdem ist mein Studium nicht für eine Arbeit im Ausland ausgerichtet. Ich müsste meine Fachrichtung und eine mögliche Verbeamtung komplett aufgeben dafür, was für mich keine Option ist. Er spielt das runter und wirft mir vor ich würde ihn diesbezüglich ausbremsen.
Jetzt steht fest, dass er genau in einem Jahr für mindestens 6-8 Monate in die USA gehen wird um dort an seiner Karriere zu arbeiten. Für ihn ist das alles einfach. Probleme mich dafür zu verlassen, hat er nicht. Ich bin eigentlich ein sehr leidenschaftlicher Mensch, aber aufgrund seiner Nüchternheit stumpfe ich auch langsam ab, auch emotional. Die Zeiten in denen wir uns so lange nicht sehen, sind bei mir schon immer von Zweifeln begleitet gewesen. Ein ständiges Gefühls-Auf-und-Ab. Die ersten 3 Wochen vermisse ich ihn unglaublich, dann stellt sich eine Art Gleichgültigkeit ein und ich habe das Gefühl ihn nicht mehr genug zu lieben und bin unterschwellig unglücklich und unzufrieden. Sehen wir uns dann wieder, geht es mir innerlich auch wieder viel besser.
Zusätzlich haben wir völlig unterschiedliche Vorstellungen von der Zukunft. Er will viel Geld verdienen, erscheint mir teilweise wie ein kleiner unreifer Junger, wenn er mir mit leuchtenden Augen erzählt, welche Autos er dann fahren will. Ich fragte ihn, wo er sich in 5-10 Jahren sieht. Es kommen nur Dinge zur Sprache, die seine Karriere betreffen. Familie ist für ihn etwas, das noch ganz weit weg liegt und ob er Kinder will kann er nicht genau beantworten. Er kann es sich vorstellen, aber ein Ziel (wie es für mich ist) ist es für ihn nicht. Es ist mir alles zu unverbindlich. Ich erwarte ja nicht, dass er mir ein Heiratsversprechen macht, aber einen etwas größeren Stellenwert hätte ich schon gerne in seinem Leben. Ich habe das Gefühl meine Zeit an einen Mann zu verschwenden, der nicht leidenschaftlich lieben kann und bei dem die Beziehung nur ein angenehmer Nebeneffekt im Leben ist.
Letztes Jahr haben wir uns schon einmal kurz getrennt. Plötzlich hat er da auf einmal sehr viel Leidenschaft gezeigt und stand wenige Tage später wieder auf meine Matte, völlig aufgelöst. Ich habe wieder Hoffnung gehabt. Seitdem hat er mich trotzdem spüren lassen, dass ich ihn einschränke in seinen Plänen und dass ich in seinen Augen in einer Disneywelt lebe mit meinem Wunsch nach einer Perspektive und späteren gemeinsamen Kindern. Liebe ist für ihn rational. Auch Monogamie ist für ihn nur ein von der Gesellschaft erschaffenes Konstrukt, was eigentlich gegen die Natur des Mannes geht.
In den letzten Wochen haben wir einen tollen Urlaub zusammen verbracht. Ich habe diese Zeit genossen, aber trotzdem unterschwellig das Gefühl gehabt, dass es einfach kein gemeinsames Ziel im Leben gibt. Habe im Urlaub mit ihm ehrlich über meine Gefühle, Unsicherheiten und Zweifel gesprochen und ihm auch gesagt, dass es für mich ein großes Problem ist, dass er so unverbindlich und leidenschaftslos in allem ist. Ich glaube, dass er den Ernst nicht wirklich begriffen...
Ich weiß, dass ich es emotional nicht packe, wenn er in den USA ist. Meine Gedanken kreisen Tag für Tag darum. Wenn ich wüsste, dass wir ein gemeinsames Ziel haben danach, könnte ich es durchhalten. Schließlich haben wir schon Übung. Aber ohne ein gemeinsames Ziel, frage ich mich, ob ich meine Zeit verschwende und eventuell Chancen verpasse, jmd. kennenzulernen, der Interesse an einer gemeinsamen Zukunft hat und für den ich eine wichtige Rolle im Leben spiele.
Meine Gedanken kreisen...soll ich das Jahr einfach noch so laufen lassen? Dann bin ich Tag für Tag unglücklich und bin unfrei.
Würde ich mich jetzt trennen, hätte ich eine Chance auf eine Liebe mit Zukunft. Anders plätschert unsere Beziehung bis Tag X weiter...
Ich habe auch Angst ich könnte jmd. kennenlernen, dem ich nicht widerstehen kann oder nicht widerstehen will. Oder er wird in den USA nicht widerstehen können... ich bin hin und hergerissen. Er tut so, als sei alles in Ordnung, obwohl ich ihm gesagt habe wie es mir geht.
Warum kann ich mich nicht entscheiden?
Ich möchte ihn nicht verletzen, aber die Umstände, wenn er weg ist verletzen mich viel mehr. Wenn mir 6 Wochen schon so schwer fallen, wie dann 6 Monate?
Mein Herz schafft es nicht, sich zu trennen, obwohl ich weiß, dass er mir immer schlechter gehen wird.
War schon mal jmd. in einer ähnlichen Lage?
Ich hoffe ihr könnt einigermaßen nachvollziehen was in mir passiert. Es ist schwer es zu erklären.
Liebe Grüße.