Meine Geschichte: ich kenne meinen Mann seit 12 Jahren, nach einem dreijährigen Beziehungsunterbruch haben wir vor 5 Jahren geheiratet und führen eine relativ harmonische Beziehung. Beide sind unabhängig, lassen uns Freiräume und unterstützen uns. Wir teilen uns aber auch Hobbies und wir haben auch gemeinsame Ziele. Bis dato war mein Mann mein erklärter Traummann. Er bietet mir Sicherheit, Geborgenheit und Zuneigung.
Immer habe ich gerne geflirtet. Aber für mich war immer klar - Appetit holen kann man sich draussen, gegessen wird zuhause. Für mein Selbstvertrauen und meine Bestätigung war das jedoch immer Balsam und mein Mann störte das auch nicht. Er ist nicht eifersüchtig und freut sich, wenn ich auch anderen Männern gefalle. Das gegenseitige Vertrauen ist sehr ausgeprägt.
Vor ca. 1/2 Jahr lernten mein Mann und ich einen Geschäftspartner kennen. Auf Anhieb war er mir sehr sympatisch und hat mir auch äusserlich sehr gut gefallen. Ein paar Blicke hin und her geworfen, mein Mann meinte später, ich soll die Verhandlungen weiterführen, da die Sympathie zwischen uns beiden spürbar sei und ich sicherlich besser die gesteckten Ziele erreichen könne. In dem kommenden Monaten habe ich ihn in Anwesenheit meines Mannes 2-3 x gesehen, ein paar Mails ausgetauscht, immer mit einem verspielten Unterton, aber nie gefährlich.
Vor 4 Wochen veränderte sich alles.
Begonnen mit einer harmlosen, verspielten E-mail und er biss sofort an. Der E-mail-Verkehr stieg ins Unermessliche - auch über das Wochenende - und schon bald war klar, dass wir uns treffen werden. Er war anschliessend noch in den Ferien, hielt uns aber nicht ab, mehrfach pro Tag in Kontakt zu treten. Der Schriftverkehr wurde immer gefühlvoller, wir merkten beide, dass wir uns sehr ähnlich sind und interessierten uns gegenseitig sehr füreinander. Sex war kein Thema. Nach seinen Ferien machten wir ab - um 07.00 h vor dem Arbeiten stand ich mit Kaffee vor seinem Haus. Noch "per Sie" und trotzdem aufgrund der E-mails schon deutlich verknallt. Nicht lange und wir haben uns intensiv geküsst. Seit diesem Tag haben wir uns praktisch täglich gesehen. Aufgrund des grenzenlosen Vertrauens meines Mannes und meiner Selbstständigkeit war es nicht so schwierig, die Treffen zu organisieren. Zudem fuhr zwei Wochen später mein Mann mit seinem besten Freund für eine Woche in den Urlaub.
X. (er) passt es hervorragend, dass ich verheiratet bin und keine Ansprüche auf Beziehung stellen werde. Aufgrund seines Lebensstils und seiner Intensität gibt es keinen Platz für die beständige Liebe. Er will das auch nicht. Am liebsten hätte er eine Langzeit-Affäre, wo Gefühle durchaus Platz haben dürfen, aber keine Ansprüche gestellt werden. Schnell merkte ich aber, dass ich nicht eine Frau für eine Affäre bin und teilte ihm mit, dass ich das nicht könne. Wir hatten keinen Sex - vorwiegend aber aufgrund seiner Intervention, da er der Meinung ist, dass wäre ein Prozess und müsse wachsen. Trotzdem haben wir eine super Zeit zusammen. Vorerst haben wir uns geeinigt, dass wir eine platonische Affäre haben und uns vorallem zum Reden und Spass treffen. Natürlich gibt es immer der eine oder andere Kuss oder Berührung. Auch haben wir schon 3 Nächte nebeneinander geschlafen und gekuschelt.
Fakt ist, dass die gegenseitigen Erwartungshaltungen (er = Affäre / ich = potentielle Beziehung) nicht kongruet sind und somit keine Basis besteht. Trotzdem kommen wir nicht voneinander los. Ich bin da kompromislos, da ich psychisch nicht mit einer Affäre klar kommen könnte. Aber wenn wir uns treffen, dann bin ich im 7. Himmel. Er sagt, er habe Gefühle für mich, fühle sich wohl in meiner Gegenwart, verdrängt aber die "romantischen" Gefühle, da ich mit meinen Vorstellungen nicht in seine Lebensstrategie passe. Er sei Kopfmensch, ausschliessen könne er es nicht, aber wenn, dann brauche es Zeit zum Reifen... Er gibt dem Ganzen aber wenig Chancen, weil er es nicht will und weil er keine Erwartungen bei mir schüren möchte.
Ich habe ihm nun mitgeteilt, dass ich meinem Mann und mir eine Chance geben möchte. Falls er aber in ein paar Wochen noch immer so präsent ist, dann muss ich die Konsequenzen tragen und mich trennen. Mein Mann ist gleichzeitig mein bester Freund und ich möchte, dass er eine Frau hat, die nicht gleichzeitig an einen anderen Mann denkt, wenn sie bei ihm ist. Egosistischerweise behaupte ich auch, dass ich mit noch nicht 40 Jahren das Glück zu erwarten habe und nicht bei ihm bleiben möchte, nur weil es bequem und sicher ist. Es wird kein Entscheid sein zwischen ihm oder meinem Mann, sondern es wird ein Entscheid sein, mit oder ohne meinen Mann, da er ja nicht bereit ist für eine Beziehung. Er findet das gut. Sind nun so verblieben, dass er sich meldet, wenn er das Bedürfnis hat, mich zu sehen bzw. zu hören.
Es ist aber auch so, dass ich mich voll in ihn verkuckt habe und mir noch immer vormache, evtl. könnte doch was Ernsthaftes daraus entstehen. In rationellen Momenten ist mir klar, dass es nicht soweit kommen wird. Ich will aber effektiv meiner Ehe eine Chance geben, weiss aber gleichzeitig, dass ich bei einem Anruf seinerseits den Kontakt zu ihm aktuell nie aufgeben werde. Mein Mann kommt in ein paar Tagen aus dem Urlaub retour. Ich freue mich darauf, andererseits habe ich Respekt und Angst. a) er wird merken, dass etwas anders ist mit mir und b) ich habe Angst, dass bei einer direkten Ansprache ich nicht leugnen kann oder noch schlimmer, ich Distanz suchen werde.
Zusammengefasst: ich habe mich unglücklich in einen anderen Mann verliebt (der auch immer wieder Hoffnungen zulässt), bin verheiratet mit einem tollen Mann und ich will eigentlich nur glücklich sein.
Auf die Frage, was ich heute machen würde, wenn X vor mir steht und sagt, ich soll die Sachen packen gehen und zu ihm mitkommen, kann ich antworten: ich würde der Emotion folgen, die Realität verdrängen und umgehend meine Koffer holen. ABER: a) er kommt nicht und b) wäre das die dämlichste Aktion meines Lebens.
Kennt jemand diese verzwickte Situation? Was ratet Ihr mir? Wie soll ich mich verhalten? Und das wichtigste - wie bringe ich mehr Rationalität in meinen Kopf????