Liebes Forum,ich habe mich hier angemeldet, weil ich mir meinen ganzen Frust von der Seele schreiben möchte... und vielleicht Gleichgesinnte finde, die in einer ähnlichen Situation sind oder waren... oder vielleicht einfach nur eine neue Sichtweise...
Aber nun mal von Anfang an: Ich (w, 31) habe vor zwei Jahren meinen Traummann kennen gelernt. Es ist eine schöne und besondere Beziehung, wie ich sie mir immer vorgestellt habe und heuer im Urlaub die Krönung: Ich habe einen Heiratsantrag bekommen.
Doch nun fallen Schatten auf unsere Beziehung.... Ich bin voriges Jahr zu ihm gezogen, was mich zunehmend belastet. Mittlerweile geht es so weit, dass ich es bereue. Er hat vor 5 Jahren das alte Haus seiner Mutter gekauft, welches sie aus erster Ehe gebaut (und nie fertig gestellt) hatte. Seitdem versucht er nun mehr schlecht als recht, daraus etwas zu machen, was man Zuhause nennt. Nicht dass das Haus an sich eine vollständige Fehlplanung ist (verwinkelt, schiefe Wände, absurde Raumaufteilung, vieles gehört noch saniert, viel zu wenig Platz), auch die Gegend, in der die Immobilie steht, ist ein aussterbender Ortsteil. Es gibt keine Infrastruktur, keine Einkaufsmöglichkeiten, keine Schulen, keinen Kindergarten, nicht mal einen alten Kaugummiautomaten Beobachtet man Immobilienseiten, stellt man fest, dass sehr viele Häuser hier leer stehen, weil es einfach keine aufstrebende Region ist, eher das Gegenteil. Die Ortsansässigen sind durchschnittlich 65+. Die jungen Leute gehen von hier weg, verständlich: Es gibt keine Arbeit und für jede Besorgung benötigt man ein Auto. Ich selbst pendle ja jeden Tag 1 Stunde zur Arbeit pro Strecke.Als ich hier herkam (ca. 45 Autominuten von meiner Heimat), dachte ich: "Okay, das Ganze ist nicht das, was ich mir in meinem Leben vorgestellt habe, aber hey, wir schaffen das!"
Mittlerweile ist ein Jahr vergangen und von meiner anfänglichen Motivation ist kaum was übrig Das tägliche Pendeln belastet mich, durch die spärliche Ansiedlung (junger) Menschen finde ich hier keinen Anschluss, die "alten" sind nur neugierig und an einer guten Nachbarschaft wenig interessiert (man ist und bleibt die Zugezogene). Mein Partner arbeitet sehr lange, de facto bin ich sehr oft allein. Seine Familie ist zwar nicht weit weg von hier, aber ihr Interesse an mir hält sich in Grenzen, weshalb ich mich da auch nicht (mehr) einbringen mag. Auch sind einige Dinge vorgefallen (seine Schwester nimmt uns die Verlobung übel und spricht kein Wort mit mir), die die Fronten verhärtet haben.
Diese ganzen Umstände, noch dazu mein Heimweh, machen die Situation nicht einfach. Letztes Wochenende ist nun alles aus mir ausgebrochen. Ich habe meinem Partner schon des öfteren gesagt, dass ich hier nicht glücklich bin, aber er hat das wohl nicht ganz so ernst genommen. Aber wie gesagt, dieses Wochenende wurde mir alles zu viel. Wir hatten eine große Familienfeier (meinerseits) und mir ist so deutlich klar geworden, wie sehr ich sie alle vermisse! Wie schön es ist, Leute um sich zu haben, die wissen wollen, wie es UNS geht (im Gegensatz zu seiner Familie). Menschen, die füreinander da sind (auch ganz im Gegensatz zu seiner Familie). Diese Erkenntnis, dass ich von all dem so weit weg bin, hat mich so bitterböse getroffen, dass ich das restliche Wochenende nur mehr weinen konnte.
Ja und falls ihr bis hierhin noch gelesen habt: Eigentlich liegt es ja klar auf der Hand, was zu tun ist, oder? Logischerweise Umzug. Und genau da kommt der Aspekt ins Spiel, der so furchtbar grausam ist: Umziehen ist nur für mich eine Option. Mein Partner hat auf dieses Haus (welches ich mittlerweile schon so verabscheue) einen Kredit laufen und verständlicherweise kann man jetzt nicht mehr so einfach alle Zelte abbrechen. Wer soll denn dieses Haus kaufen wollen neben den 5 anderen, die hier leer stehen? Nun spiele ich tausende Szenarien durch: Bleibe ich hier mit meinem Mann und arrangiere ich mich mit einer Wohnsituation, die mich nicht glücklich, sondern einsam und krank macht? Soll ich gehen und meine Beziehung aufs Spiel setzen, indem sie an der räumlichen Trennung zerbricht? Eigentlich wollten wir eine Familie gründen, aber ich kann beim besten Willen in dieser Gegend kein Kind aufziehen - ich hätte ja nicht mal familiären Anschluss. Seine Familie ist desinteressiert und meine Familie zu weit weg....
Ich schreibe sicherlich total verwirrt und ohne Zusammenhang, aber mir schießen so viele Gedanken durch den Kopf, ich weiß einfach nicht mehr weiter....
Mit meinem Partner habe ich natürlich gesprochen, aber er weiß auch keine Lösungen...
Bitte entschuldigt dieses Wirrwarr, aber diesen Text geschrieben zu haben, tut schon mal etwas gut.....
Traurige Grüße,
Callas