Tja, wo fange ich an...
Ich habe vor nicht allzulanger Zeit durch ein Praktikum eine neue Arbeitsstelle gefunden.
Neue Arbeit = neue Leute kennenlernen.
Untereinander verstehen sich soweit alle ganz gut, was zumindest nach aussen hin zu sehen ist. Ich habe auch einen Kollegen mit dem ich mich schnell gut verstanden habe. Alles fing an mit kleinen Späßen, auch auf die leichte sexistische Art. Mich hat es nicht gestört da ich single bin und für fast jeden Spaß zu haben bin. Ich habe auch schnell mitbekommen das er seit 20 Jahren in einer Beziehung ohne Kinder ist. Was ja soweit auch nichts zur Sache tat, denn ausser Spaß war ja auch nichts.
Er wußte von mir, dass ich mit dem Thema Sexualität ziemlich freizügig umgehe, dass ich mich gelegentlich mit Männern treffe für nur das Eine.
Ich meine, wir leben in einer Zeit wo man nicht unbedingt eine Beziehung haben muß um Sex zu haben. Und da ich nach einer sehr gewalttätigen Beziehung die Schnauze voll hatte von Beziehungen, beschloss ich erst einmal single zu bleiben und mich so durchkämpfe. 2 Jahre hat es auch super geklappt, habe mich ab und an mit anderen Single- Männern getroffen (nun nicht ständig ein Neuer, es waren auch Dauertreffen dabei, möchte ja nicht als sonst etwas dastehen) und die Gefühle blieben ständig aussen vor. Es war immer jedem klar um was es ging. Und einem meiner Prinzipien blieb ich auch immer treu: nie etwas anzufangen mit einem vergebenem Mann!
Mein Kollege sprach mich darauf an und ich bestätigte es ihm nur wieder. Bis zu dem einen Tag, da fielen wir sozusagen übereinander her. Es war so wunderschön!
Wir verstehen uns so super, brauchen uns nur anzuschauen und wissen was der Andere denkt. Er ist so ziemlich der erste Mann von dem ich mich verstanden fühle. Er ist so einfühlsam und mitfühlend. Er ist so anders als die Männer die ich bisher hatte.
Ok, also es war passiert. Ich wußte das seine Beziehung eigentlich nur noch reine Gewohnheitssache ist und zwischen den beiden nichts mehr läuft, es klingt eher so wie eine Zweckgemeinschaft, sie macht ja alles zu hause.
Ich fühlte mich dann natürlich schon irgendwie mies, denn ich bin die, mit der er seine Partnerin daheim betrügt. Ich meine, ich weiß wie es ist betrogen zu werden, und es ist ein absolut mieses Gefühl. Ich wollte es nie einer anderen Frau antun, aber ich tat es. Schnell suchte ich nach Ausflüchten für mich selber, um die "Schuld" von mir zu schieben. Ich redete mir ein (und ich bitte Alle um Verzeihung die mich da nicht verstehen und angegriffen fühlen) also ich redete mir z.B. ein "die Frau ist doch selbst Schuld, würde sie ihrem Partner geben was er braucht, würde er es nicht woanders suchen" ... Es klingt blöd ich weiß, aber irgendetwas mußte ich mir selbst einreden um mich besser zu fühlen. Was es mir auch leichter gemacht hat, ist, das sie keine Kinder haben. Ich nehme so gesehen keinem Kind den Papa weg, denn das wäre wieder eine andere Sache für mich da ich selbst Kinder habe die ihren Papa "verloren" haben.
Nun gut, irgendwann habe ich "sie" beiseite geschoben.
Da er beruflich unterschiedliche Arbeitszeiten hat, fiel es nicht weiter auf wenn er an seine Arbeitszeit noch eine Std dranhing um bei mir zu sein. Wir haben nicht viele Möglichkeiten uns ungestört zu treffen. Manchmal, an den Wochenenden, wenn er andere "Verpflichtungen" hatte, lies er die sausen um bei mir sein zu können. Bei der Arbeit sieht man sich zwar aber da kann man ja nicht wie man gern möchte, schließlich soll es ja auch keiner mitbekommen.
Für mich war es die ganze Zeit so, er ist eben jemand mit dem ich meinen Spaß haben kann, bei dem ich mich wohlfühle und für den ich nicht einfach nur eine bin zum "abreagieren". Er sagt mir ständig, wenn er mich fest in den Armen hält, wie gut ich ihm tue, das ich eine tolle und starke Frau sei, das ich ihn wieder aufblühen lasse (er ist 9 Jahre älter als ich)... Wenn ich Probleme habe, steht er mir auch immer mit Rat und Tat zur Seite, hilft mir wo er kann. Er weiß auch das ich so ziemlich allein mit allem dastehe.
Ich weiß, dass er mich, ohne meinen Namen zu sagen, bei jemand Anderen beschrieben hat als jemand "der ihm sehr wichtig" ist.
Bis dahin war ja auch alles ok, die Fronten waren geklärt.
Dann kamen die 3 Wochen als er im Urlaub war. Es war fürchterlich!
Entweder rief er mich abends an, wenn "Sie" im Bett war oder er simste mir, aber irgendetwas kam immer. Er nutzte jede kleine Möglichkeit um sich bei mir zu melden.
Und in dieser Zeit kamen in mir Gefühle auf, die ich schon seit Ewigkeiten nicht mehr hatte. Ich vermisste ihn so sehr, saß manchmal abends heulend da weil ich so verzweifelt war, so allein war, weil ich den Menschen, der mir so gut tut nicht um mich haben konnte. Ich erkannte mich teilweise selbst nicht wieder. Ihm schien es aber nicht anders zu gehen, er vermisste mich auch und hatte Sehnsucht nach mir, das schrieb er in jeder SMS oder sagte es mir beim telefonieren. Das bekräftigte mein Gefühl ja nur. Er war der erste Gedanke wenn ich morgens aufstand, und der letzte wenn ich abends zu Bett ging.
Ich mußte mir dann eingestehen, dass ich mich wohl verliebt hatte. Ich war echt am Zweifeln mit mir, denn dieses Gefühl kannte ich nicht, nicht mehr, seit sehr vielen Jahren. Er sagte mir auch dass ich Gefühle in ihm geweckt habe die er schon sehr lange nicht mehr hatte und auch nicht wußte dass er sie jemals wieder haben (können) würde. Also denke ich, sind wir was diese Gefühle angeht, auf der selben Ebene. Nur sprechen wir nicht darüber.
Ich sage ihm das ich ihn lieb habe, sehr sogar, aber das Wort Liebe benutzt keiner von uns. Er weiß aber was ich fühle, und erst gestern liefen mir die Tränen vor ihm weil ich nicht weiß wie ich mit der Situation umgehen soll.
Ich sagte ihm auch, das mein Kopf sagt ich solle es beenden, aber mein Herz da nicht mitmacht. Er sagt dann immer "Liebe braucht Freiräume um gedeihen und wachsen zu können". Was soll ich damit anfangen? Was soll mir das sagen?
Ich habe Angst ihn offen darauf anzusprechen, Angst davor eventuell zu hören, das es ein WIR nie geben wird.
Ich habe ihn mal darauf angesproch was "sie" tun würde wenn sie es erfahren würde, er meinte, sie würde sich trennen von ihm. Ich meine, sie hätte ja auch recht, würde ich ja auch verstehen. Nur soll ich jetzt darauf hoffen das sie es irgendwann rausbekommt? Und dann darauf hoffen das aus uns etwas wird? Ich weiß nicht was ich machen soll, ich habe einfach Angst irgendwas kaputt zu machen.
Und mittlerweile ist "sie" auch wieder in meinem Kopf präsent, sie wird so langsam ein "Hass-Objekt" für mich. Ist das normal?
Als er die Tage bei mir war und mal wieder eine Std Arbeitszeit dranhängte, klingelte genau währenddessen (Ihr versteht schon oder?) ewig sein Handy, im Nachhinein stellte sich raus dass "sie" es war. Sie machte ihm dann ne Szene weil er wieder mal so lange "arbeitete". Oder heute, wir tel noch kurz vor Feierabend miteinander, als sie wieder auf dem Handy anrief und ihn daran erinnerte das er nicht so lange arbeiten solle. Er würgte sie ab um wohl auch dem Stress aus dem Weg zu gehen, er klang dann auch etwas genervt. Ich sagte dann so im Spaß "na dann ab nach hause zu deinem Frauchen"... er "dazu sag ich jetzt nichts"... Wieder etwas, was einfach so stehen bleibt und ich mir denken kann was ich will.
Warum ich das alles jetzt hier geschrieben habe?
1. um mir mal alles von der Seele zu schreiben und
2. um eventuell von Anderen hier zu erfahren die auch schon in so einer Situation waren.
Ich weiß echt nicht mehr wie und was ich machen soll. Ich will ihn enfach nicht verlieren, ich kann es mir ohne ihn auch ehrlich gesagt nicht wirklich vorstellen, dafür ist es zu intensiv.
Vielleicht habt Ihr ja Tipps oder Anregungen auf Lager?