Die wahrheit über diese typen
Als Verbindungsaussteiger möchte ich die Gelegenheit nutzen und mit den gängigen Klischees der Szene aufräumen. Um Außenstehenden ein möglichst authentisches Bild von Verbindungsstudenten liefern zu können, habe ich es mir erlaubt die folgenden Zeilen zu verfassen.
Verbindungsstudenten unterscheidet man grob zwischen Burschenschaftlern und dem Corps-Studenten. Während die Burschenschaft eher den Pöbel der Szene ausmacht, zählt sich der Corps-Student zur gesellschaftlichen Elite. Er trägt die Nase im 45-Grad-Winkel Richtung Sonne, kommt aus besserem Hause und schlendert nur gelegentlich in die Uni. Der Burschenschaftler ist ein verkommenes Mittelschichtskind, das über die Verbindung nach besseren Verhältnissen strebt. Man erkennt ihn an den Timberland-Segelschuhen und den roten Jeans. Dazu trägt er die Barbourjacke. Diese Kutte ist für jeden erschwinglich und lässt selbst den BAföG-Empfänger so aussehen, als besäße er ein Pferd. Der Corps-Student würde sich an der grünen Steppjacke nicht einmal die Füße abtreten. Diese sind übrigens mit Tretern aus dem Hause John Lobb, Ludwig Reiter oder Santoni beschuht. Namen, die der Burschenschaftler nicht einmal zuordnen kann. Der Buxe glaubt Passau, Heidelberg und Marburg seien die große weite Welt. Der Corry hingegen fragt sich hingegen, ob man die Studiengebühren nicht mit Lufthansa-Bonusmeilen begleichen kann.
Der Bandträger umgibt sich gerne mit einer bestimmten Art Frau. Intern wird sie als Flunse bezeichnet. Flunse ist der Legende nach ein Wort aus der Weidmannssprache. Es beschreibt ein junges Reh, welches noch zu schwach ist um die Beine zusammen zu halten. Man erkennt diese Damen an ihrem unverwechselbaren Auftreten. Neben Segelschuhen, pinken Polohemden der Marke Ralph Lauren und im besten Fall einem Gürtel von Hermes, sind die Glanzstücke die funkelnden Perlenohrringe. Die Flunsen hoppeln tagsüber auf dem Campus rum und tuscheln darüber, welcher alkoholisierte Verbindungsbruder ihnen vergangene Nacht sein Zimmer gezeigt hat. Offiziell studieren sie BWL, Jura oder Zahnmedizin. Wobei das Primärziel die Akquise nach dem passenden Ehegatten ist. Arbeiten ist sowieso nur was fürs Personal. Die Flunse visiert ein Leben zwischen Tennisplatz und Maniküre an.
Auf manchen Häusern hängen sogar entsprechende Listen aus. Wenn einem der Studenten die Hose zu eng wird, kann er eine der aufgelisteten Damen anrufen und sich mit ihr treffen. Nach kurzem Spaziergang im Stadtpark, verlegt man das Meeting dann in die Horizontale. Die Flunse sagt zu so einer Einladung selten nein. Schließlich verfügt sie nach ein oder zwei Semestern nur noch über so viel Schamgefühl wie eine osteuropäische Straßenschwalbe. Zudem hebt es ihren Status bei den anderen Gänsen. Zwischen ihnen grassiert so etwas wie ein Wettstreit darüber, wer auf mehr Verbindungshäusern die Schere gemacht hat. Einige der Studentinnen schaffen dabei locker eine zweistellige Anzahl pro Semester.
Die schlagenden Stundeten duellieren sich mit dem Degen. Mensur nennt sich das Aufeinandertreffen der Kontrahenten. Die Fechterei dient aber eher der Demonstration der erlernten Künste und nicht etwa dem ernsthaften Wettkampf. Lediglich in Ausnahmefällen kommt es zum blutigen Ende. Der Leidtragende kann sich dann mit einer Narbe im Gesicht begnügen. Der sogenannte Schmiss verunstaltet jedoch nicht, nein, er wird wie ein Abzeichen getragen. Schließlich kann man sich durch diese vier Zentimeter lange Hautirritation von den übrigen Wehrdienstverweigerern abheben. Nur die Härtesten fangen sich gleich mehrere dieser Riegel ein.
Derjenige, der beim Fechten erfolglos bleibt, kann sich immer noch an der Tasse beweisen. Es gibt kaum jemanden der es schafft so unglaubliche Massen zu saufen wie der Verbindungsstudent. Ganze Kästen kippen sie in sich rein. Für einen halben Liter braucht die geübte Kehle zwei Sekunden. Natürlich ist es kaum möglich diese Unmengen im Körper zu behalten. Die Gruppe übt dieses Kampftrinken deshalb im Keller aus. Damit man beim Lauf zum stillen Örtchen nicht stolpert, platziert man in der Mitte des Raumes ein Fass. In dieses wird sich nach fast jedem Bier entleert. Auch wenn das jetzt nach einem geselligen Abend klingt, so hat es mit einer ruhigen Weinprobe nichts gemein. Die Anwesenden schaukeln sich gegenseitig hoch und brüllen sich in ohrenbetäubender Lautstärke an. Für Außenstehende ist dabei nicht erkennbar, was noch zum normalen Ritual gehört und ab wann die Stimmung zu kippen droht. Ausdrücke wie Sauf Fux, Du Hurensohn oder Deine Mutter werfen sich die Brüder ins Gesicht. An keiner Hauptschule wird sich so primitiv beleidigt, wie in den Gemäuern einer schlagenden Verbindung. Im Anschluss an dieses Fest reihen sich die Teilnehmer wieder oben am Tresen auf und trinken wieder gemütlich miteinander. Die Anfeindungen lässt man offenbar im Keller zurück.