tizian_12175644Hake sie ab und leb dein Leben!
Lieber Unbekannter,
ich hoffe, du weißt zu schätzen, daß ich mich extra in diesem forum angemeldet habe, um dir zu antworten - und dich zu warnen, es genauso zu machen wie ich und damit wertvolle Jahre zu vergeuden.
Deine Geschichte hat mich wirklich berührt und sie hat mich an mich selbst erinnert, an mich wie ich war vor ein paar Jahren, die jetzt Gott sei Dank vorbei sind. Auch meine femme fatale hieß damals Steffi, ich liebte sie über alles, glaubte nicht mehr leben zu können ohne sie, wollte schier die Wände hochgehen vor Verzweiflung und Leere und Wut und Trauer...
ALLES HUMBUG!
Die Trennung war im Jahr 2000. Ich habe insgesamt bestimmt drei, vier Jahre gebraucht, um darüber hinweg zu sein. Zwischendurch immer wieder Hoffnung, sie zurückgewinnen zu können, vielleicht mit einem netten, alles rausreißenden Geburtstagsgruß. Oder einer netten SMS. Dann wieder ein Treffen. Neue Hoffnung. Ein Anruf mit Äußerungen, die ich als günstig für mich deutete. Jeden Satz von ihr drehte und wendete ich bis ich ihn völlig ausgequetscht hatte. Alles wie bei dir...
Und sie: Hatte unsere Liebe längst in die Abstellkammer gepackt. Ich hatte nie eine Chance, glaubte nur eine haben zu müssen, weil man MICH doch nicht einfach so... doch: sie konnte! Und hat's getan...
Vergiss das! Es bringt nichts!
Eigentlich möchte ich dir hier nur mal den Kopf waschen. Auch wenn es brutal klingt: Du machst dich damit nur zum Deppen! Wieviele eindeutige Zeichen von ihr brauchst du eigentlich noch, um zu begreifen: Diese Frau ist Vergangenheit, sie ist weg, wird nicht mehr wiederkommen. Das ist schmerzlich, ich weiß, so viel, manchmal zu viel erinnert einen an glückliche Momente, ihr Duft, ihr Lachen, Orte, wo beide glücklich waren, aber hey:
"Leuchtende Tage - nicht weinen, daß sie vorüber. Lächeln, daß sie gewesen!"
Fang an zu akzeptieren: Diese Frau will nichts mehr von dir. Sag dir das jeden Tag. Jede Stunde. Jede Minute.
Und was sagt dir das dann? :-)
Sie ist es nicht wert, daß du Zeit und Energie auf sie verschwendest. Und warum ist sie das nicht?
Nicht weil sie ein schlechter Mensch wäre. Nein. Ganz einfach:
Wer dich nicht will, ist es nicht wert, daß du ihn willst!
Ich bin wie du jahrelang bei Trennungen den Frauen hinterhergerannt, nicht nur meiner über alles geliebten Steffi, nein, auch anderen, habe Briefe geschrieben, Gedichte verfasst, Blumen geschickt, Überraschungen vor die Haustür gelegt, Anzeigen geschaltet.
Das volle Programm, immer und immer wieder.
Weil ich nicht akzeptieren wollte, daß sich ein Mensch gegen mich entscheidet - und auch das Recht dazu hat.
Jeder kann mich lieben. Er kann es aber auch lassen. Und ich kann ihn weder zum einen noch zum anderen zwingen.
Daraus ergibt sich aber: Wenn sie nicht will, ist das ihr Pech! Sie verpasst mich, einen tollen, netten, liebenswerten Typen. Und: Ich bin mir soviel wert, daß ich nicht einer aussichtslosen Sache hinterherrenne und mich zum Deppen mache...
Ich hab das auch jahrelang nicht verstanden und musste erst fast 40 Jahre alt werden, um das, was ich eben beschrieben habe, zu begreifen und danach zu handeln.
Ich bin jetzt sehr glücklich, habe eine liebe Frau und seit neuestem ein Kind, das ich über alles liebe - und ich bin froh, daß alles so gekommen ist, wie es gekommen ist. Ganz ohne Steffi. Und ohne manch andere Frau.
Davor, vor etwa drei Jahren, hatte ich eine kurze Beziehung mit einer Frau, mit der alles so zu werden schien wie mit Steffi: Kennenlernen in der Disko, Liebe auf den ersten Blick, rauschhafte Tage und Nächte. Zunächst. Dann erste "Störungen", sie kam nicht über ihren Ex hinweg, fing Spielereien an, meinte, das alles habe vielleicht doch keinen Sinn, machte dann Schluss, aber mit nebulösen Andeutungen: Eigentlich habe sie mich ja lieb, aber... usw.usf.
Und ich? Ich war von Sinnen, wollte wieder mal mein komplettes Programm in Gang setzen, die Artillerie und die Marine auffahren, das ganze Arsenal. Gut, daß ich zu der Zeit einen alten Schulfreund wiedergetroffen hatte, der, wie ich heute finde, schon etwas "weiser" als ich war und der mir das einbleute, was ich dir oben geschrieben habe:
Du kannst niemanden zwingen, dich zu lieben. Vor allem aber: Wer sich gegen dich entscheidet, entscheidet sich gegen einen netten, liebenswerten Menschen - und das ist dann eindeutig sein Pech!
Er hat mir damals "verboten", Briefe zu schreiben, Blumen zu schicken, zu ihr zu fahren und vor der Haustür (heutzutage nennt man das Stalking :-)) rumzulungern. Und er hat mir gesagt:
Akzeptiere es!
Ich habe es getan - und ich muss sagen: Es war die beste Entscheidung meines Lebens. Keine Anrufe, kein gar nichts. Sicher: Ein paar Gedanken an sie, ab und an, das läßt sich nie vermeiden. Aber dann immmer wieder: Das ist ihre Entscheidung. Du kannst nichts tun. Wenn sie dich nicht will, ihr Pech!
Langer Rede, kurzer Sinn: Nach einigen Wochen Funkstille war sie am Telefon und wollte mich zurück. Beschwerte sich sogar, warum ich denn nicht um sie kämpfen würde. Alles Spielchen, die ich nicht mehr mitspielte. Ich habe noch nett geplaudert mit ihr, mich aber auf nichts eingelassen, sie nie mehr angerufen...
So, das war jetzt ein langer Brief.
Bitte:
Keine Geburtstagsgrüße!
Keine Anrufe!
Keine Briefe!
Keine Blicke in der Disko, ob sie dich beobachtet!
Sie will dich nicht mehr, also braucht dich das alles nicht zu kümmern. Es gibt Frauen, die sich nach dir die Fingern (und nicht nur die :-)) lecken werden.
Laß dir Zeit, zu dir zu kommen. Zu akzeptieren. Und dann geh los und fang an, diese Frauen zu suchen...
Viel Erfolg dabei!