Hallo ihr,
als erstes muss ich erwähnen, dass ich noch nie Teil eines Internetforums war bzw. dass ich mich gerade aufgrund meines Problemes erst angemeldet habe. Dieses Thema wurde sicher schon einige Male durchgekaut, dennoch hoffe ich, von euch Kommentare und Meinungen zu bekommen.
Wie mein Titel schon richtig sagt, glaube ich, mich in einer Beziehung, in welcher einseitige verbale Gewalt angewendet wird, zu befinden.
Habe mich diesbezüglich schon auf der Seite der Re-empowerment Organistaion informiert und musste leider erschrocken feststellen, dass das Verhaltensmuster meines Freundes nicht normal zu sein scheint.
Natürlich bin ich erst 22 Jahre alt, die Beziehung dauert mit allem Ach und Krach nun ca. fast 1 1/2 Jahre und viele von euch sind älter und haben schon einiges mehr durchgemacht. Doch trotzdem ist jeder, egal in welchem Alter, in der selben misslichen Lage, sollte er irgendeine Art von Gewalt des Partners erleben.
Für mich war es anfangs schwer zu unterscheiden, ob das Verhalten meines Freundes (29 Jahre) normal/tagesabhängig ist, oder ob er wirklich verbale Attacken anwendet.
Die Beziehung mit ihm war nie einfach. Am Anfang konnte er unter anderen Leuten, vor allem beim Ausgehen, nicht zu mir stehen. Er erzählte nie viel von sich, redete generell nicht viel, und ich wusste nicht, wo ich dran war. Dann allerdings öffnete er sich mehr und ein halbes Jahr lang lief es richtig gut.
Schön langsam legte sich die Gewohnheit und Vertrautheit ein, was auch total in Ordnung war, doch mit diesen kamen auch diese ganzen Sticheleien und meiner Meinung nach nicht mehr akzeptablen Machtspiele.
Seit ca. 5 Monaten behandelt er mich wie folgt:
- er kontert ständig auf all meine Aussagen, Meinungen, lässt mir bei nichts " ein gutes Haar"
- kritisiert mich andauernd, ich würde zu wenig reden, zu wenig mit ihm unternehmen, zu wenig planen, zu wenig käme ich sexuell auf ihn zu. Alles habe ich akzeptiert und umgesetzt, dann allerdings rede ich ihm zu viel Uninteressantes, dass ich dies und jenes mit ihm vor hätte, setze ihn unter Druck, und wenn ich sexuell Lust und Interesse zeige, hat er meist keine Lust darauf und ist müde.
- irgendwie lässt er keine richtige Nähe zu, ich habe oft das Gefühl, sein Körper ist mir fremd
-meine Wünsche und Interessen bedeuten ihm nicht viel, was ich erreiche, scheint für ihn nie etwas Besonderes zu sein.
-er macht mich klein und gibt mir für alles die Schuld
-wenn ich sein Verhalten kritisiere, dreht und wendet er alles so, als wäre ich zu empfindlich, zu sensibel, als würde ich alles in den falschen Hals bekommen. Wie ich die Dinge wahrnehme, hält er für eine typisch weibliche Überreaktion. Er verdreht geschickt alles so, dass ich wirklich nicht mehr unterscheiden kann, ob ich durch mein "Fehlverhalten" seine Attacken hervorrufe.
- er kritisiert mich wirklich permanent, er hält mir vor, ich wäre naiv, hätte ot keine Ahnung wovon ich spreche.
- er beleidigt mich offen, nannte mich schon uninteressant, komisch.
- er zeigt nie wirklich richtige Freude, er sagt selber, er sei ein kalter Mensch und er sei nicht leicht zu beeindrucken. Damit untergräbt er meine Freude, meine Unternehmungslust, denn er zeigt nie so viel Interesse wie ich.
-er will nicht, dass ich oft unterwegs bin oder ausgehe. Er findet meine Freunde komisch
- wenn ich beim Kochen od sonst bei etwas die Dinge anderes mache wie er, kann er plötzlich richtig laut und zornig werden und wenn ich mich rechtfertige, dass das eben meine Art ist etwas zu kochen oder zu machen, will er, dass ich still bin, denn er sieht meine Rechtfertigung als lästig.
- er hat IMMER Recht, auch wenn er nicht recht hat. Will ich ihm erklären, warum er falscht liegt, kann er richtig wütend werden.
Und nun wären wir beim Schlimmsten: Die Wutausbrüche.
Diese kamen nun etwa 4-6 Mal innerhalb von 4 Monaten vor. Und sie passieren ganz plötzlich, und das aufgrund von Themen, wo ein "normaler" Mensch nie auf die Idee käme, darüber zu streiten.
Meistes war er an diesen Tagen generell schecht aufgelegt. Die Themen waren z.B.: Wie ich die Lebensmittel in der Küche schneide, meine Ausbildung die ich beginnen möchte, andere Menschen etc. Ganz normale Themen, aber es war immer der selbe Knackpunkt. Immer warf er mir vor, ich hätte keine Ahnung wovon ich rede, ich wüsste nicht, worauf ich mich bei dieser Ausbildung einlasse, wie ich die Sachen erledige, sei komplett falsch. Und sobald ich mich nur einmal rechtfertigte, war er von Null auf 180. Wenn ich mich verteidige, weil er mich in diesen Fällen oft persönlich angreift und kleinmacht, dreht er komplett durch und schreit mich an, dass ich alles falsch verstehe, dass man mi mir nicht reden kann, ich hätte gar keine Ahnung von allem, und ich soll doch still sein, ich soll mich verpissen etc. Er macht mich richtig klein bis ich dann so geschockt bin, dass ich kein Wort mehr herausbringe, fast weinen muss und nur noch weg will. Das passierte schon vor anderen Leuten, im Auto und daheim. Danach bin ich einfach fix und fertig und geh zu mir nach Hause, denn ich wohne zum Glück nicht mit ihm zusammen. Dann sitze ich resigniert da, meine Mitbewohnerin sieht mich wiedermal kurz vor dem Nervenzusammenbruch, und mein Freund schreibt mir verletzende SMS dass alles nur meine Schuld wäre.
Nach diesen Wutausbrüchen wollte ich die Beziehung immer beenden, weil ich wusste, das darf es in einer gesunden Beziehung nicht geben. Aber dann kam er wieder lieb und nett angekrochen, wie leid ihm alles täte, er hätte sich manchmal nicht im Griff, ich hätte ihn mit meinem Verhalten verletzt und deswegen reagierte er so, seine Ex hätte ihn nur verarscht und liebt mich ja über alles. Gemeinsam würden wir es schaffen, wenn wir nur genug dran arbeiteten und diese Situationen nicht mehr aufkommen liesen.
Doch es war immer wieder das gleiche. Ich habe unendlich viel Kraft in die Beziehung gesteckt, er seiner Meinung nach auch, und ich kann nicht mehr unterscheiden, ob ich wirklich die Komplizierte und Anspruchsvolle bin oder ob er verbale Gewalt auf mich ausübt.
So ein Wutanfall passierte leider wieder vor zwei Tagen, und ich kann nun einfach nicht mehr an eine happy Beziehung glauben. Dass ich die Beziehung beenden will, auch wenn ich ihn sehr liebe, kann er aber nicht verstehen. Ich will mich selber schützen, denn die letzten paar Monate fühlte ich mich fast wie ein Zombie-sehr träge-oft krank-unmotiviert. Er meint, ich mache schon wieder ein Drama daraus und mache nur wegen diesem einen Streit schluss, davor hat ja seiner Meinung eh alles gepasst.
Alle Leute um mich herum sagen, ich hätte mich verändert und hätte meine Freude verloren. Meine Familie und meine Freunde mögen ihn auch nicht mehr, sie haben mitbekommen, wie er mich verletzt hat. Alle sagen, sie würden sich so etwas nie gefallen lassen, sie hätten schon längst Schluss gemacht..
..das habe ich vor dieser Beziehung auch immer gesagt.
Ich weiß, das ist ein seeehr langer Text geworden, ich hoffe, einige von euch nehmen sich die Zeit und lesen sich ihn durch.
Danke Leute.
Liebe Grüße