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Das Thema ist recht komplex....
Im Augenblick ernähre ich mich relativ rücksichtslos. Ich esse zwar weniger Fleisch als der Durchschnitt, aber dennoch mehr als jemand, der sich bewusst einschränkt.
Von ovo-lacto-Vegetarismus halte ich wenig, da es einfach inkonsequent ist: Für Milch müssen Kälber geboren werden und würde deren Fleisch nicht von wem anders verzehrt, würden die Kälbchen (oder Lämmchen oder was auch immer) eben grundlos getötet. Für Eier wiederum werden männliche Küken erstickt, da die Eier-Rasse(n?) weniger gut gemästet werden können.
Sprich: Als Ovo-Lacto-Vegetarier ist man immernoch "Komplize" - nach deren eigener Denkart, wenn man konsequent weiter denkt.
Veganer hingegen sind diesbezüglich tatsächlich konsequent, aber ihr Lebensstil ist mit mir absolut nicht kompatibel. Ein Leben ohne Joghurt, Tzatziki, Schafskäse? Unmöglich!
Allgemein würde ich aber niemals Vegetarier oder Veganer werden wollen und das liegt an der schlechten Begründbarkeit dieser Lebensweisen:
Warum vegetarisch oder gar vegan leben?
a) Weil keine Tiere getötet werden dürfen
b) Um Leid zu vermindern
a) Wirft die Frage auf, WAS am Tod eines Tieres schlimmer ist als an dem Tod einer Pflanze z.B.. Es würde mich wundern, wenn es viele Menschen gäbe, die diese Frage nicht damit beantworten, dass Tiere leidensfähig sind, was uns zu b) führt, sprich: Das Töten an sich ist eher weniger das Problem, demnach wäre aber Leid-los getötetes Fleisch ethisch unbedenklich.
b) Wirft die Frage aus, welche Lebewesen Leid empfinden können. Hier sind die meisten Tierrechtler aber etwas ungenau. Das Tierreich beginnt nicht erst mit der Wirbelsäule. Ein Schwamm z.B. ist ebenfalls ein Tier, dürfte aber genau so wenige Empfindungen haben wie eine Pflanze.
Man könnte also alternativ dazu, dem Prädikat "Vegetarier" oder "Veganer" entgegen zu essen, sich unabhängig von diesen Schubladen Gedanken dazu machen, welche Tiere leiden können.
Ich habe z.B. Shrimps gegenüber kaum ein schlechtes Gewissen, da ich es für nicht unwahrscheinlich halte, dass sie kaum oder gar nicht leidensfähig sind, wohingegen mir eine geschlachtete Kuh oder ein Mastschwein durchaus Leid tut.
Es gibt aber auch ökologische Gründe, seine Ernährung umzustellen. In Kombination mit den Tierrechts-Gründen kann man dann tatsächlich unter Umständen kaum mehr etwas tierisches essen, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben (und gleichzeitig auch nichts, was z.B. von weit her kommt, wofür Wälder gerodet werden usw...)
Ich persönlich halte übrigens auch das Essen von Schweinefleisch oder Geflügel für bedenklicher als das vom Rind: 1. sind Schweine kleiner, es müssen also für die selbe Menge Schwein mehr Individuen geschlachtet werden (noch krasser: Geflügel), 2. erlebt ein Kalb höchst wahrscheinlich viel Zeit auf der Weide, ein Massenhaltungs-Schwein lebt aber meistens in Box mit künstliches Licht, bis es schlachtreif ist (bei Geflügel oft ähnlich) und 3. bringt ein Kalb zusätzlich Milchprodukte, ein Ferkel muss nur für sein Fleisch sterben (ebenso das Huhn, da das Masthuhn ja ein anderes ist als die Legehenne).
Wie ich persönlich gern leben würde (sobald ich das Geld dafür habe): Noch seltener und dafür hochwertiges (ökologisches) Fleisch. Möglichst auf Schweinefleisch verzichten. Weitestgehend auf Eier verzichten. Milchprodukte zu einem Großteil durch Soja-Produkte ersetzen (Ausnahmen sind eben Joghurt, Tzatziki, Käse usw.). Mehr tierisches Eiweiß durch Fisch und Meeresfrüchte aufnehmen, möglichst aber gezüchtete und erst recht nicht aus Schleppnetzen. Und auch auf andere ökologische Probleme achten.
Damit gehöre ich dann zwar keiner Szene an, kann mich auch als nichts besonderes bezeichnen, aber es ist meine eigenst entwickelte Nahrungsethik.
Bisher hapert es halt am lieben Geld. Vielleicht werde ich, sollte das Geld kein Problem mehr sein, aus Bequemlichkeit inkosequent sein, z.B. weil es im Superladen keine geangelten statt mit dem Netz gefangene Meeresfische gibt und ähnliche Probleme im Alltag. Aber auch wenn ich vielleicht niemals ganz konsequent diesbezüglich sein werde, sieht so doch zumindest mein persönliches Ideal aus.