Hallo liebe Community,
ich bin neu hier und hoffe in einer Sache Rat zu finden, die mich seit langem belastet. Vorsicht, es wird lang.
Mein Partner und ich sind jetzt seit sieben Jahren zusammen. Wir haben zwei süße Kinder und lieben sie beide über alles. Auch sind bei uns noch Gefühle füreinander da, wir können wunderbare Zeiten als Familie miteinander verbringen, aber....
Mein Partner hat mich von Anfang an in eine Sache mit hineingezogen, die meinen Grundfesten im Kern komplett widerstrebt. Er war von Anfang an nicht ganz offen zu mir, hat mit mir Augenwischerei betrieben, und ich war so naiv damals und habe mich so sehr nach einer Familie gesehnt, dass ich das alles mitgemacht habe, und als das erste Kind unterwegs war (letzter Drücker, ich bin jetzt Mitte 40) habe ich nur noch gehofft, dass sich alles zum Guten wendet. Tat es nicht. Aber nun muss ich konkreter werden:
Mein Partner hatte nicht, wie ich zunächst angenommen hatte, eine Festanstellung in der IT Branche, sondern sein Vertrag lief aus, als mein erstes Kind gerade auf der Welt war. Für mich als Kleinunternehmerin schon mal prickelnd. Ich dachte aber, es sollte ihm leicht fallen, etwas Neues zu finden. Pustekuchen. Ich hatte mich auch vergeblich abgekämpft, ihn dazu zu bewegen, noch Elternzeit zu beantragen. Auch mein Drängen, eine gemeinsame Wohnung zu suchen, lief ins Leere.
Alles organisierte ich: Kitaplatz, neue Wohnung (nur mit Hilfe meiner Familie stemmbar gewesen). Die erste Zeit als Mama kam er nur als Wochenendbesucher zu mir. Das Wochenbett verbrachte ich in der Wohnung meiner Eltern, da ich nicht allein sein wollte in der Zeit. Eine große Belastung für mich das alles. Aber ich habe es mitgemacht, und er ist in seine Rolle als Papa reingewachsen. Trotzdem blieb der Löwenanteil der Carearbeit an mir hängen.
Wir haben die neue Wohnung gemeinsam bezogen, er hat sehr viel Mühe in die Renovierung gesteckt und macht auch mehr im Haushalt als ich. Aber hier ging die Unehrlichkeit weiter: Inzwischen bezog er Hartz IV (und im Nachhinein glaube ich sogar, dass er auch bei unserem Kennenlernen schon "nur" der Arbeit einer Maßnahme nachging, das war ein Hinweis eines entfernteren Familienmitglieds). Und angeblich nur, um mich zu schützen und mir Ärger zu ersparen, bestand er darauf und ließ sich bis heute nicht davon abbringen, nicht "offiziell" bei mir gemeldet zu sein. Es steht also auch nur mein Name am Klingelbrett. Sogar seine Kinder hat er vor dem Jobcenter verschwiegen. Ein absolutes No-Go für mich, die ich mich immer als grundehrlich verstanden habe. Natürlich ist das im Grunde - auch, wenn er es bestreitet, denn er "verschweige" ja nur etwas und "lüge" ja nicht direkt - Sozialbetrug. Denn auch, wenn er sich damit brüstet, nie irgendwelche Extra-Leistungen in Anspruch genommen zu haben, so profitiert er ja doch von den Zahlungen, und vor allem, mache ich mich damit mitschuldig, denn ich müsste theoretisch, so gut es eben ginge, für ihn mit aufkommen. Ich würde das sogar machen, bin aber selbst prekär beschäftigt, ackere wie eine Idiotin für mein Geld, und merke, wie der Gedanke daran mich unglaublich wütend macht.
Ich habe so viel versucht: Ihn gebeten, mir seine Bewerbungsunterlagen vorzulegen zur Korrektur, ihm einen Gutschein für gute Bewerbungsfotos geschenkt (die er nie gemacht hat), anfangs noch Tipps von Bekannten weitergeleitet - bis er denen irgendwann in meinem Beisein vorlog, er habe jetzt was gefunden. Und es ging noch weiter. Spät habe ich erst begriffen, dass möglicherweise hinter seiner Verweigerungshaltung, die Kinder von der Kita abzuholen, ein Konzept steckte. Er bestreitet es vehement, aber irgendwann merkte ich, dass alle Eltern und Erzieher davon ausgingen, dass mein Partner noch arbeiten war. Es brachte mich auch in sehr unangenehme Gesprächssituationen, da ich darüber auch nicht sprechen sollte. Wieder etwas, dass mir völlig gegen die Natur geht. Bloß war er diesen Situationen ja nie ausgeliefert. Irgendwann bin ich faktisch zusammengeklappt, es hat mich einen kompletten Arbeitstag gekostet, ich kam aus dem Heulen und den Hilfeanrufen gar nicht mehr raus. Am nächsten Tag habe die Erzieherin eingeweiht, es war ein riesen Ding. Ich habe es ihm auch gesagt, und er ist ausgerastet. So eine Panik und Verzweiflung habe ich nie vorher in seinen Augen gesehen. Er tat mir auch Leid. Aber ich musste auch an mich denken. Es ging mir an die Substanz.
Seit über 5 Jahren habe ich das Spiel nun mitgemacht, aber ich will nicht mehr. Er ist komplett beratungsresistent, sieht mich als Verräterin und sich im Recht. Eine Therapie würde er NIE machen, die mache ich jetzt - um mich zu entlasten. Aber es ändert nichts am Kernproblem.
Und jetzt kommt noch etwas dazu. Meine Eltern sind sehr alt und haben sehr sparsam gelebt. Immer standen wir Kinder bei ihnen im Mittelpunkt und sie haben uns immer unter die Arme gegriffen. Nun wollen sie aber wissen, dass ihr mühsam erspartes und erarbeitetes Erbe an uns nicht verloren geht. Denn wenn die Behörden irgendwann dahinter kämen, dass wir eine so genannte "Bedarfsgemeinschaft" sind, ginge es an mein Geld und den Besitz, der mir irgendwann zufallen wird.
Meine Mutter wie alle (!) meine engeren Freunden sagen mir seit langem, ich solle mich trennen,cwas mich immer wütend gemacht hat, denn ich wollte unsere Familie erhalten und dafür kämpfen. Aber nach und nach komme ich immer mehr zu dem Punkt, dass ich selbst nicht mehr mag.
Mal abgesehen davon, dass wir in unseren Überzeugungen und unseren Interessen in weiten Teilen grundverschieden sind, so dass es da ohnehin öfter knallt, leben wir unsere Beziehung gar nicht mehr. Abends, wenn die Kinder schlafen (ich bringe sie ins Bett), versacke ich müde vor der Glotze, während er am PC Youtube-Videos guckt oder Computerspiele spielt. Morgens schnarcht er dann oft noch in meinem Rücken, wenn ich schon am PC sitze und arbeite - und das nicht erst seit Corona, denn ich arbeite immer von zu Hause aus. Wenn es nach mir ginge, würden wir auch - mal abgesehen von der jetzigen Zeit - immer mal wieder Freunde einladen oder gemeinsame Unternehmungen mit Freunden planen - keine Chance. Wenn, dann muss ich es alleine wuppen - gerne noch mit Kind(ern).
Für ihn zählt nur seine Familie- in der solche Probleme komplett totgeschwiegen werden. Seine Meldeadresse ist die seiner Eltern, d.h. die machen das mit und haben meine Beichte gegenüber der Erzieherin ebenso verurteilt wie mein Partner. Da geht's nur um Friede Freude Eierkuchen. Alle sollen sich vertragen und ihren selbst gemachten Kuchen essen. Anders als in meiner Familie. Auch, wenn ich es immer grenzüberschreitend fand, wenn meine Mutter mal wieder sagte, ich müsse ihn endlich rausschmeißen, so belastet es mich doch, zu hören, dass mein Vater angeblich deswegen depressiv wäre, und dass die Beziehung zu meiner Mama deswegen leidet, bei der ich sonst immer mein Herz hatte ausschütten können.
Ich schwanke nun zwischen dem starken Wunsch, die eigene Familie im jeden Preis, auch um der Kinder Willen, zu erhalten, die ihren Papa über alles lieben, und dem Gedanken, ob ich nicht doch ohne meinen Partner besser aufgestellt wäre. Denn ich kann zwar mich ändern, aber meinen Partner nicht, wenn er nicht mitmacht.
Zu seiner Entlastung muss ich vielleicht noch sagen, dass er unter einer seltenen, recht unerforschten Krankheit leidet, die monatelang gar nicht auftreten kann und ihn dann wieder mehrere Tage am Stück völlig außer Gefecht setzt. Kann nichts essen, erbricht, wird von starken Kopfschmerzen geplagt. Es ist nichts Lebensgefährliches, aber hat er einen solchen Anfall, ist das ganz furchtbar, für ihn, aber auch für die Kinder und mich. Ich fühle mich hilflos und bei dem Gedanken, ihn damit im Stich zu lassen, egoistisch und rücksichtslos. Aber es ist mir einfach oft zu viel - ich ertrage es kaum. Es ist die eine Schippe drauf, die den Sandberg zum Rutschen bringt. Allerdings kommen immer wieder auch andere körperliche Beschwerden dazu, jetzt gerade z.B. Unterleibsschmerzen, er hat gerade ein (befundloses) MRT gemacht, und meine Therapeutin hat mir gegenüber gemutmaßt, dass das alles psychosomatisch ist. Nicht eingebildet, aber psychisch bedingte Symptome. Und es erscheint mir nicht unrealistisch, denn es kam z. B. mal eine Kopfschmerzattacke, als er - aus beruflichen Gründen meinerseits - gezwungen war, die Kinder abzuholen.
Betrachte ich die Tagebucheinträge der letzten Jahre geht es immer ums gleiche, die Joblosigkeit, die geringe Unterstützung, die Beratungsresistenz, die belastenden Unehrlichkeiten, das Mit-hinein-gezogen-werden, die Krankheitsanfälle, und es geht mir an die Substanz- so wie heute wieder, wo ich seit nachts um halb zwei wach liege, nicht schlafen kann, und Gedanken wälze, und jetzt diesen endlios langen Beitrag poste. Ich mache mir ernsthaft Sorgen um meine Gesundheit. In einer halben Stunde stehen dann wieder die Kinder auf der Matte und ich muss wieder funktionieren...Kita, Arbeit... das geht für eine bestimmte Zeit, aber nicht dauerhaft. Ich bekomme immer mehr Ausraster, Heulanfälle etc.
Zuletzt habe ich mehrfach ein Ultimatum gestellt: Wenn er nicht bis Jahresende einen Job - welchen auch immer - annimmt, muss er ausziehen. (Und zweifle gleichzeitig schon daran, wie und ob ich die Kraft aufbringen kann, das durchzuziehen). Seine Reaktion (wie immer) - erstmal hinauszögern: bis Ende Januar mindestens. Und was die Jobinhalte angeht, ist er nicht bereit z.B. Regale einräumen zu gehen. Dafür sei er zu gut ausgebildet. Das könne ich ja machen. Ich verdiene ja auch nix. (Was nicht stimmt. Ich verdiene schlecht, aber ich verdiene. Und täte ich es nicht, wäre ICH mir nicht zu schade, an der Kasse zu stehen oder Regale einzuräumen.) So die ständigen Diskussionen, z.B. heute wieder...
Wenn ich es schaffe, die ganzen Sorgen und Probleme eine Weile auszublenden, können wir auch angenehme Zeiten miteinander verbringen, verstehen uns, können rumblödeln. Aber es hilft ja nix. Der Elefant im Raum lässt sich nicht unbegrenzt ignorieren, und er wird immer wieder Porzellan zerschlagen.
Morgen (nein: heute - die Nacht ist um) habe ich Therapie, das wird etwas helfen, aber ich wäre sehr froh, hier ein paar ehrliche und konstruktive Meinungen und Einschätzungen meiner Situation von euch zu hören. Ich weiß, am Ende muss ich selbst entscheiden, aber ein bisschen Rückenstärkung kann ich gerade gut gebrauchen.
Wie klingt das für euch? Was würdet ihr tun? Was könnt ihr mir raten? Hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht? Wie geht ihr damit um?
Vielen Dank für die Zeit, die ihr euch genommen habt, das alles zu lesen.