Weitere überlegungen!
in meinem Beitrag möchte ich neue eigene Gedanken verfassen und bestimmte Punkte aus euren Beiträgen ansprechen.
@Lila
Zur Eifersucht: Zu Deiner Ansicht zur Eifersucht gebe ich Dir grundsätzlich recht. Allerdings kann ich mit dem Begriff "normalgrad" bezüglich Eifersucht nicht viel anfangen. In meinen Augen lassen sich Eifersucht und aufrichtige Liebe nicht verbinden. Für mich bedeutet Eifersucht aber immer eine gewisse Abhängigkeit. Wenn man wirklich frei und aus dem innersten heraus liebt, dann will man nur das Beste für denjenigen den man liebt und kann man eigentlich gar nicht eifersüchtig werden auf irgendetwas was zu seinem Glück / Wohlbefinden beiträgt. Wenn das worauf man eifersüchtig ist aber etwas ist, was dem anderen zuteil wird, man sich dies im Gefühl auch wünscht, sich aber dies nicht eingesteht, z.B. weil der Verstand sagt, daß es nicht gut ist, dann ist man eifersüchtig. Und hier trifft meine Einschätzung von Eifersucht genau auf Deine.
Der Mensch bekommt seine Vorstellungen bezüglich Normen und Werte aus der Erziehung und aus der ihm umgebenden Gesellschaft. Der Mensch muß aber auch für sein handeln Verantwortung übernehmen. Man kann aber nur Verantwortung übernehmen für etwas, wo man selber hinter steht. Dies bedeutet für mich, daß man sich selber Gedanken dazu gemacht hat und daß man offen und unvoreingenommen hierüber nachgedacht hat. Hierbei kann man zum Schluß kommen, daß die gesellschaftliche Norm ideal ist und man diese selber übernimmt. Man kann aber auch zu einem ganz anderen Schluß kommen. Nur wird es von vielen anderen Menschen nicht akzeptiert, daß man über bestimmte Themen anders denkt. Für mich ist aber die persönliche Freiheit unantastbar (wie der 2. Paragraph der Verfassung sagt). Und der Grenzbereich beginnt erst dort, wo man in den direkten persönlichen Bereich eines anderen Menschen gerät. Bis dahin hat man auch nur sich selbst gegenüber Verantwortung abzulegen. Nur viele Menschen erfahren es als Bedrohung, wenn man anders denkt als sie und deswegen akzeptieren sie eine andere Meinung nicht.
@Brooke: Du schreibst, daß der Mensch eine persönliche, eine partnerschaftliche und eine gesellschaftliche Verantwortung hat. Grundsätzlich würde ich gerne die Diskussion vertiefen, wofür man genau Verantwortung hat.
@Dimanche
Generell stimmte ich Dir auch zu, mit den selben Einwänden die Lila hatte, nur mit folgenden "Erweiterungen":
- Dein Fazit "Fremdgehen ist und bleibt ein Trennungsgrund" scheint eher eine persönliche Meinung und Einschätzung zu sein als ein tatsächliches Fazit der vorangegangenen Argumente.
- Treue kann aber auch nur ein "Anspruch" sein für Menschen, die sich auch hierzu bekannt haben. Oder siehst Du diesen "Anspruch" als allgemeingültig an und wenn ja, mit welcher Begründung?
- Du schreibst auch, daß Treue "leider nur von jenen erfüllbar, denen sie im Blut liegt" ist. Wieso schreibst Du "leider"? Dies scheint ja anzudeuten, daß Du gerne hier Veränderungen hättest. Stören Dich hier die Ansichten, von Menschen die sich zur Untreue bekennen und hiermit glücklich sind?
@(non)sparkling (und Gedanke 2 auch @Brooke)
Du schreibst die Wörter monogame, polygame, lesbische, schwule in einem Atemzug. Allerdings auch auf "eindimensionale" Weise wie mir erscheint. Zweidimensional könnte man dies auch so formulieren: es gibt monogame heterosexuelle, polygame heterosexuelle, monogame homosexuelle und polygame homosexuelle.
Dieses "Spiel" mit den Wörtern hat mich aber noch auf weitere Gedanken gebracht:
Gedanke 1: Es gibt ja nicht nur Homosexuelle und Heterosexuelle sondern auch Bisexuelle und Menschen die sich grundsätzlich als Homosexuell oder Heterosexuell sehen, bei einem bestimmten Menschen aber auch schon mal an ihren Neigungen zweifeln können oder sogar entgegen der eigentlichen Neigung empfinden. Also zwischen Heterosexuelle, Bisexuelle und Homosexuelle gibt es auch noch andere "Zwischenformen". Läßt sich dies nicht auf Monogamie bzw. Polygamie übertragen?
Auch hier gibt es Menschen, die grundsätzlich monogam bzw. polygam sind. Es sind aber hier auch Situationen denkbar, in denen man sich zur Monogamie bekennt aber plötzlich gut vorstellen kann, mit einem anderen Menschen noch etwas zu haben. Oder man ordnet sich als polygam ein, findet aber einen Menschen mit dem man sich vorstellen könnte monogam zu leben.
Gedanke 2: Es wird immer wieder viel Wert auf den Verstand gelegt, und daß der Verstand die gesamte Verantwortung für das eigene Tun und Handeln übernimmt. Bedeutet das dann auch, daß man so ist, wie man handelt? Also wenn man in einer monogamen Beziehung lebt, sich hier an die "Regeln" hält aber nicht glücklich ist. Ist man dann monogam, weil man so lebt? Das würde ja auch bedeuten, daß jemand der auf der Gefühlsebene schwul ist, aber in einer Ehe mit Partner des anderen Geschlechts lebt, auch heterosexuell ist.
Wenn man das verneint, also einen Homosexuellen nach seinen Gefühlen "definiert" und einen polygamen Menschen ebenso nach den Gefühlen, dann frag ich mich, wie man das mit dem Argument von Brooke in Einklang bringen kann mit dem handeln nach Verstand?
@Lila
Du glaubst, daß Du nur von aufrichtiger Liebe reden kannst, wenn du jemanden wirklich bedingungslos lieben könntest und Du dich nicht zwingen müßtest, treu zu sein. Was wäre aber, wenn es jemanden gäbe, der Dich akzeptiert und liebt wie Du bist und Dir eine polygame Lebensweise zugestehen würde (vielleicht, weil er selber auch so ist, vielleicht aber auch nur, weil er Dich akzeptiert und liebt wie Du bist)? Würdest Du ihn dann aufrichtig lieben, oder wäre es für Dich immer noch einen Grund nicht von aufrichtiger Liebe zu reden, weil Du Dich irgendwann zwingen wollen würdest, monogam zu sein?
So, ich hoffe, das war nicht zu viel Text und ich freu mich auf eure Antworten.
Liebe Grüße,
Gulliver