nach einem jahr lektüre in diesem und anderen foren und dem verzweifelten wunsch einen umgang mit meinem lieben zu finden, habe ich mich jetzt hier angemeldet um zwar anyonym, aber öffentlich aussprechen zu können was mirseit der trennung von meiner freundin durch den kopf geistert. es kommt etwas fragmentarisch..
vor etwa einem jahr haben meine freundin und ich uns getrennt. wir waren über sechs jahre zusammen, haben miteinander gewohnt und gelebt, uns kaum gestritten, uns gegenseitig respektiert und viele kämpfe nach außen ausgetragen.
als wir uns kennengelernt haben war ich knapp neunzehn und sie siebenundzwanzig jahre alt. sie war meine zweite richtige freundin, ich dagegen ihr erster mann oder junge überhaupt. nach einer kurzen kennenlernphase haben wir uns ineinader verliebt und schon an diesem frühen zeitpunkt habe ich deutlich ihre furcht gespürt das ich es nicht aufrichtig mit ihr meinen könnte. weit gefehlt, aufrichtiger kann ich mich mir gegenwärtig nicht vorstellen.
zu beginn hatten wir eine wirklich schöne zeit, wir haben uns gegenseitig kennen gelernt, haben viel (bis zum schluss) miteinander unternommen, haben gerne und viel miteinander gesprochen, oft sehr tief, manchmal traurig, selten lustig und meistens sehr vorsichtig, aber mit einer sicherheit in der anderen person die mir bis dahin unbekannt war. natürlich habe wir auch gelacht und spaß miteinader gemacht und vielleicht scheint er mir erst heute zu verblassen, ich sehe ihre nasenflügel flattern wenn sie lacht und die tränen die von ganzlich anderer gestalt sind wenn sie aus freude vergossen werden.
ich habe sehr viele tränen in unsere beziehung gesehen und oft (bis täglich) habe ich versucht sie wie ein schwamm aufzusaugen und sie ungeschehen zu machen. es kamen immer neue und die gründe waren immer andere, selten war ich es der sie zum weinen und in dieser tiefe verzweiflung gebracht hat, in der ihr geist und ihr körper nur noch beben konnten,
ihre eltern haben sie von klein auf zwischen sich gestellt, die universität hat sie überfordert, die freunde und freundinnen nicht genug umsorgt, die träume haben sich immer nur am falschen ort erfüllt.
zunehmend bin ich ihr, trotz der liebe die sie unzweifelhaft für mich empfindet, zum gegener geworden, sie hat großen respekt vor meinem leben, der (scheinbaren) leichtigkeit mit der ich mein studium bewältigt habe und zu allem überfluss war ich nicht nur gegner, der wollte ich zu einem bestimmten grad sicher sein, sondern jemand vor dem sie angst hatte. angst das ich sie nicht lieben könnte da... sie nicht schlau genug sein könnte. solch ein unsinn, den ich dennoch vermutlich vier jahre lang versucht habe auszugleichen.
es gab auch die andere seite in der sie mich meiner kindlichkeit gerügt hat, meiner phantasmen und meiner bisweilen rüden art - in all dem, haben wir in der paartherapie erfahren, war ich ihr kein verlässlicher partner, konnte ich ihr nicht die sicherheit geben die sie brauchte.
immer wieder tränen, immer wieder trauer.
wir haben uns getrennt weil ich gemerkt hatte das ich keine kraft mehr habe mich um sie zu kümmern, weil ich psychosomatische symptome entwickelt habe mich gegen ihre angst zu schützen. allzu zaghaft waren meine versuche ihr zu sagen das ich das nicht mehr kann, bis ich nicht mehr konnte.
heute fast ein jahr nach der trennung, die schnell und schmerzhaft verlaufen ist, sind wir uns noch so nah wie zuvor. die trennung hat sie deutlich auf sich zurück geworfen und es scheint als wäre sie gekräftigt aus ihr hervor gegangen.
im moment ist es so das wir vermutlich beide gerne wieder miteinander sein wollen, nicht nur als freunde, sondern als liebespaar. die aufmerksame leserin hat bestimmt schon bemerkt, dass ich bislang nichts zu unserer sexualität geschrieben habe und ehrlich gesagt gibt es da auch wenig zu schreiben, es gab eine, sie war verhalten von eben so viel respekt geprägt wie unsere gespräche.
nach der trennung habe ich ziemlich schnell eine gänzlich andere frau kennen gelernt und mich auch durch sie als anderen kennen lernen dürfen.
wie vor den kopf gestoßen habe ich mich gefühlt als sie mir sagte, dass ich mir keine gedanken um sie machen müsste, sie würde mir sagen wenn es soweit wäre. ich habe eine für mich gänzlich andere seite von sexualität erlebt, sehr wild und fordernd und für mein naives gemüt verdammt schmutzig. in ihrer sexualität habe ich eine unglaubliche leichtigkeit entdeckt, die wenig furcht kennt und die mich sehr angesprochen hat. vor lauter schreck musste ich mich erst in viele irritierte gespräche mit meinen freundInnen stürzen um zu erfragen ob es auch wirklich in ordnung ist, dass ich auf eine, es hört sich aus meiner perspektive komisch an, junge wilde frau stehe.
nun gut ich habe diese aufregenden momente, nach einigen monaten, beendet, da sie nicht die frau war die ich liebe und der ich mich trotz aller widersinnigen momente so nah fühle. irgendwann wäre vielleicht das vertrauen gekommen, vielleicht aber auch nicht.
nun sitze ich hier und sehne mich nach der liebe in der ich trauer und zärtlichkeit erfahren habe, der ich jeden morgen im stillen einen guten morgen wünsche und die ich im stillen frage ob sie gut geschlafen hat und fürchte mich davor wieder auf sie zu zu gehen, da ich erfahren habe das es neben zärtlichkeit auch das wilde gibt, neben sorge auch leichtigkeit und neben trauer auch freude.
manchmal denke ich das ich wieder bereit wäre - es auszuhalten? vielleicht hätte es sich verändert, aber unser kontakt scheint mir heute noch so schwer und belastet, nicht von unsere beziehung, sondern von uns jeweils. ich fürchte das wir uns nicht gegenseitig mitreißen können. ich wüsste nicht was ich ihr vorschlagen könnte....
ich habe angst das ich wieder in die rolle des sorgenden gerate, das ich ihrer angst nichts entgegen halten kann und, das sorgt mich am meisten, ich möchte leidenschaft spüren, ich möchte scherzen, ich möchte keine angst haben müssen zu verletzen. ich will wilde zärtlichkeit.
anonym, öffentlich und ganz schön lang. ich danke euch wenn ihr mir ein wenig schreibt.