Hi
kann sehr gut verstehen, dass dir die situation zu schaffen macht, würde mir an deiner stelle nicht anders gehen. kann dir nur empfehlen ein ruhiges gespräch mit ihm zu suchen, dass man eine lösung findet. bist du mehr bei ihm zu besuch oder ist er genauso oft bei dir? erklär ihm deine gefühle und vereinbart dinge, wenn du bei ihm bist, z.b. dass ihr am wochenende einen abend nur für euch habt. dann kommt ein schild an seine tür mit bitte nicht stören - beziehungszeit, was für die anderen bewohner heisst, dass sie nicht sein zimmer stürmen und ihn zutexten. oder wie eine meiner vorrednerinnen schon geschrieben hat, geht essen,... hängt nicht nur in der wg rum, sondern unternehmt regelmäßig was schönes nur zu zweit. dann kommst du bestimmt besser damit zurecht, weil du auch die momente hast, in denen seine ganze aufmerksamkeit nur dir gehört, woraufhin man im anschluss leichter "teilen" kann.
zum thema zusammenziehen - hast du dir oder vielmehr ihr euch überhaupt schonmal nähere gedanken zu dem thema gemacht? du schreibst, dass ihr 40 km auseinander wohnt, wer würde denn wenn es zur gemeinsamen wohnung kommt in wessen stadt ziehen? ich denke auch, dass man nach vier jahren schon ne basis fürs zusammenziehen hat, aber bei euch hängen ja noch andere faktoren mit drin. ich kann mir schon einige dinge vorstellen, weswegen er diesen schritt zur zeit noch ablehnt. zum einen ist das der punkt, dass einer von euch beiden ab dann 40 km zur uni hat. wenn er in deine stadt zieht, muss er sein soziales umfeld schon in gewisser weise zurücksetzen. du sagst ja, dass es bei ihm in der wg ein richtiges harmonisches "zusammenleben" ist, da würde ihm der schritt daraus deutlich schwerer fallen als dir in einer "zweck-wohnen-wg". wenn du jetzt in seine stadt ziehen würdest, müsstest du deine freundschaftlichen bindungen zurücksetzen. da kann es sein, dass er sorge hat, dass es dich nicht glücklich macht oder auch dass ihr euch vielleicht etwas von der beziehung kaputtmacht. er befürchtet eventuell auch, dass du dich dann vielleicht und gerade im alltag zu sehr auf ihn und die beziehung fixierst, weil er dann ja nur noch die vertrauteste person für dich ist, da dein hauptfreundeskreis in deiner alten stadt zurückgeblieben ist. gut, dritte wohnvariante: man zieht in der mitte der städte zusammen. dann habt ihr bezugsmäßig erstmal nur noch euch und beide nen grösseren aufwand eure freundeskreise zu pflegen. da kann es schnell passieren, dass der ausgleich in der beziehung fehlt, sehen der freunde ist lästiger und umständlicher, man bekommt schneller frust, die decke fällt einem schneller auf den kopf und man kann es nicht eben schnell kompensieren und man wird einander vielleicht schlimmstenfalls satt und streitet nur noch rum. du beschreibst eure liebe als etwas wunderschönes, was vorne und hinten einfach passt. hältst du es eventuell für möglich, dass er sich vorm zusammenziehen drückt, weil er genauso empfindet und sorge hat, dass ihr zuviel alltag bekommt und euch etwas zerstört dadurch? auf der einen seite steht bei euch ne tolle beziehung und vier gemeinsame jahre, auf der anderen seite die studentenzeit mit freunden, freiheiten und den letzten jahren, die man vorm job noch eher unbeschwert geniessen kann und nur einmal im leben hat. wenn du darüber nachdenkst, sollte dir auch auffallen, dass man den alltag noch genug bekommen kann, da hat man ein ganzes leben zeit zu, aber die studentenzeit kann man nicht irgendwann mal nachholen. versuch dass ein bisschen lockerer zu sehen und versuch erstmal die dinge mit ihm zu regeln, die die momentane situation erträglicher und schön machen, wie am anfang oben beschrieben. es wäre doch schade, wenn ihr euch unnötig etwas kaputtmacht.
ich bin mit meinem freund jetzt über drei jahre zusammen, studiere auch, er ist schon fertig. wir lieben uns auch über alles und schätzen unsere beziehung sehr. seit einem halben jahr wohnt er bei mir. das ganze war nicht geplant, sondern kam durch eine ganz blöde situation in seinem leben, wodurch er bei mir eingezogen ist. nach über drei jahren und mit der liebe sollten wir auch die basis dafür haben, aber es funktioniert nicht wirklich. gerade der permanente alltag bringt sehr viel stress rein. es ist eben doch nicht so, dass man sich liebt, sich immer auf den anderen freut, abends schön erzählt und alles toll ist. klar, superschöne momente hat man natürlich auch, aber man muss auch immer rücksicht nehmen, kompromisse schliessen und hat wenig rückzugsraum. gerade dadurch, dass ich hier meinen freundeskreis habe und er nur einige bekanntschaften aus den letzten monaten, fixiert er sich sehr auf mich. das erdrückt einen manchmal ziemlich und nimmt auch viel an besonderen momenten. man sieht sich immer, es gibt nicht mehr wirklich die situationen, wo man sich so richtig auf den anderen freuen kann, weil man ihn länger nicht gesehen hat. man hat nicht mehr soviel zum erzählen, weil der andere eh viel vom alltagsgeschehen mitbekommt und selten mal was spektakuläres an einem tag vorfällt. es ist alles routinierter geworden und oft einfach nur dasselbe jeden tag. das nimmt viel spannung und pep von der beziehung.
du siehst zur zeit die schönen dinge, die die anderen an ihm haben. aber vielleicht unterschätzt du auch, dass die dinge, die du zur zeit noch als so toll und reizvoll ansiehst, weil du sie nicht mal eben so haben kannst, nicht immer so interessant und toll bleiben, wenn man zusammenlebt und sie jeden tag regelrecht gezwungenermaßen hat und zusätzlich auch die verantwortung des zusammenlebens hinzukommt (rücksicht, kompromisse, alles absprechen müssen, gemeinsam entscheiden müssen,...).
aus meiner erfahrung kann ich dir nur raten, die zeit der unbeschwertheit noch zu geniessen und das noch nicht zusammenwohnen nicht als belastung anzusehen. aber gestaltet euch die momentane situation schöner und schafft euch mehr privatsphäre. du hast zwar im moment das gefühl, dass die mädels dir da was wegnehmen, aber so blöd das auch klingt, sie nehmen dir gerade eher etwas ab, was du auf lange sicht eurer beziehung noch früh genug und dann das volle programm haben wirst. wenn ihr erst zusammenwohnt, musst du dich um sämtliches alltagsgeschehen kümmern, da kannst dus dir nicht mehr aussuchen und dann bereitet es nicht nur noch freude, sondern kann auch streckenweise ganz schön belasten. das solltest du auch bei deiner bzw. euren entscheidungen überdenken.
wünsche dir alles gute,
babsi