gilda_13042885Ich denke ich kann deinen Standpunkt sehr gut nachvollziehen. Was ich kritisiere ist dein verzerrtes Weltbild und die Schlüsse, die du daraus ziehst. Du betonst wie wichtig euch beiden ist, dass der andere "glücklich" ist. So sehr, dass man dafür bereit ist, eine eigene Verletzung in Kauf zu nehmen, wie es wohl bei deinem Mann der Fall ist. Und genau das macht eine Beziehung kaputt. Es tötet die "Liebe" und führt zu einer Abhängigkeitsbeziehung. Und allein die Tatsache, dass du in Betracht ziehst, dieses Angebot von deinem Mann anzunehmen, zeigt, dass deine Prioritäten ziemlich verschoben sind und eben gerade nicht deine Beziehung an erster Stelle steht.
In deiner Argumentation legst du sehr viel Wert auf deine Selbstverwirklichung und auf sexuelle Themen. Das sind genau die Themen, die in den Medien immer wieder in den Mittelpunkt gestellt werden: Das wichtigste in einer Beziehung ist guter Sex, und auf keinen Fall soll man sich in seiner "Meinung" oder Selbstverwirklichung einschränken lassen. Es gibt einen klaren Grund, warum diese "Werte" in unserer Gesellschaft so hoch bewertet werden: Sie zielen auf niedere Triebe und Instinkte ab. Und je stärker ein Mensch darauf fixiert ist, um so leichter lässt er sich manipulieren: Genau auf dieser Ebene wirken die Mechanismen der Werbepsychologie. Dass Menschen ihren "Gefühlen" vertrauen und sie nicht oder möglichst wenig in Frage stellen. Und genau das macht die Menschen egoistisch und beziehungsunfähig (man muss sich nur mal vor Augen führen, wie viele Beziehungen inzwischen scheitern).
Eine dauerhafte Beziehung bzw. Ehe einzugehen bedeutet aber auch Verantwortung. Und die Aufgabe gewisser Freiheiten, die man hätte, wenn man für sich alleine ist. Dafür erhält man die Sicherheit und den Halt der Beziehung/Ehe. Der große Irrtum, dem viele Menschen unterliegen, ist, dass man beides haben könnte: Seine uneingeschränkte Freiheit (in der man den eigenen Trieben unkontrolliert nachgehen kann) und eine harmonische Beziehung/Ehe. Aber versuch das mal jemandem klarzumachen, der sich in unserer schönen sexualisierten Medienwelt das eigenständige Denken abgewöhnt hat...
Zurück zu deinem Partner: Wenn er aus "Liebe" zu dir dir zugesteht, dass du mit einem anderen Mann schläfst, während er selbst sich dadurch verletzt fühlt, dann ist das keine Liebe. Sondern Abhängigkeit. Denn wenn sich zwei Menschen wirklich lieben, dann verschmelzen auch ihre Wahrnehmungen... du könntest seinen Schmerz spüren, den er dabei empfindet, und würdest sofort von deinem Vorhaben ablassen, weil du dich dabei selbst verletzen würdest. Und er würde nicht zustimmen, weil er wüsste, dass es auch dich verletzen würde wenn er es zulässt, bzw. dass wenn es dich nicht in gleichem Maße verletzt eure emotionale Nähe zu einer nun unüberbrückbaren Distanz geworden ist.
Deine Beschreibung erinnert mich auch an das typische Muster, dass manche Frauen gerne mit netten, lieben und hilfsbereiten Männern befreundet sind. Sich für Sex dann aber ein A******** aussuchen. Und gleichzeitig den netten Männern erzählen, dass sie das von einander "trennen" könnten und wie wichtig ihnen ihre Freundschaft doch seien. Aus Sicht dieser Männer muss sich das anfühlen wie ein Schlag in den Magen...
Um es auf den Punkt zu bringen: So lange du davon überzeugt bist, dass man "Liebe" und Sex von einander trennen kann, hast du den Kern einer Partnerschaft/Ehe im ursprünglichen Sinn nicht verstanden und das was du als "Liebe" bezeichnest ist eine Illussion, um dein Gewissen zu beruhigen. Tut mir leid, dass ich das so hart sagen muss.