Würde mal gerne Eure Meinung zu meiner Situation hören.
Bin rund 12 Jahre mit meinem Mann zusammen, davon fünf verheiratet. Ich bin eher der muntere, mein Mann der ruhige Typ. Am Anfang fand ich auch, dass sich diese Gegenstände irgendwie ergänzen. Doch allmählich war unser Alltag total hervorsehbar und das hat mich echt genervt, ohne dass ich ihm das deutlich gesagt hätte.
Vor drei Jahren ist mein Mann schwer erkrankt. Es ging um Leben und Tod. Ich habe ihm in der Zeit mit ganzer Kraft beigestanden, habe für einige Monate meinen Job aufgegeben, um bei ihm in der Klinik sein zu können und nach seiner Rückkehr nach Hause habe ich alles nur erdenkliche für ihn getan. Als er aus dem Krankenhaus kam, dachte ich noch, was soll uns jetzt noch passieren. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass all die Probleme, die ich vorher gesehen hatte, doch total übertrieben gewesen sind.
Es ging ihm dann Schritt für Schritt wieder besser und er hat sich mit Elan in verschiedene Dinge, wie Fahrrad fahren oder sonstigen Sport treiben, hinein-gehangen. Wir hatten schon zu Anfang unserer Beziehung eher wenig Sex, über die Jahre ist das dann auf ein- bis zweimal im Jahr zurückgegangen. Durch die Krankheit ging es dann auf Null zurück. Und während er im Laufe der Genesung alles andere nach und nach wieder versuchte, blieb unser Sexleben und auch gemeinsame Unternehmungen völlig auf der Strecke.
Dann bin ich auf einen Betriebsausflug einem Kollegen näher gekommen. Wir hatten beide viel getrunken und in der Nacht ist auch nichts weiter passiert, als das wir nebeneinander gekuschelt eingeschlafen sind. Daraus erwuchs dann zunächst ein reger SMS-Kontakt, dann kamen heimliche Treffen hinzu, die schließlich in eine Affäre führten. Auch er ist verheiratet, seine Ehe war ebenfalls schon in einer Krise und irgendwie war es, als hätten sich zwei gefunden, die beide eben nicht mehr glücklich waren. Insbesondere sexuell harmonisieren wir ganz wunderbar und für mich, die ich so lange Jahre "auf Sparflamme gekocht habe", war das wie eine Offenbarung.
Doch während er sich nach rund einem Jahr heimlicher Treffen entschieden hat, sich von seiner Frau zu trennen und deutlich gemacht hat, dass er mit mir zusammenleben will, kann ich mich nicht zu einer Entscheidung durchringen. Ich fühle mich immer noch meinem Mann verpflichtet, der soviel schlimmes durchgemacht hat. Auch spüre ich einen unheimlichen Druck von außen. Ich habe Angst vor der Reaktion meiner Eltern, in deren Haus wir unsere Wohnung haben, und in das mein Mann viel Kraft und Geld für die Renovierung gesteckt hat. Auch die Situation an meiner Arbeitsstelle bereitet mir Kopfzerbrechen. Zum einen kann ich mir nicht vorstellen, dass mein Chef das alles toll findet und zum anderen habe ich Angst vor dem Scheitern der neuen Beziehung und den Konsequenzen, wenn man dann weiter zusammen arbeiten muß.
Die Versuche mit meinem Mann über die Probleme in unserer Ehe zu sprechen, sind kläglich gescheitert. Ich habe ihm allerlei - sicher auch ziemlich harte - Wahrheiten gesagt, erhalte jedoch überhaupt kein Feedback. Nur Allgemeinplätze wie "Ich hätte gerne, dass alles wieder so wird, wie früher". Aber das kann es - ganz gleich wie ich mich entscheide - doch sowieso nicht mehr werden. Und irgendwie habe ich das Gefühl, dass mittlerweile so viel Zeit verstrichen ist, dass wir den Punkt, an dem noch was geändert hätte werden können, verpaßt haben. Ich verliere täglich mehr die Achtung vor ihm, dass er das alles ohne Reaktion über sich ergehen läßt und denke, dass er ebenfalls die Achtung vor mir verlieren muß, weil ich ihn fortwährend betrüge. Vielleicht ist er aber auch nur ein super guter Verdrängungskünstler, der sich das gar nicht klar machen will.
Mein Freund hat mich bislang nicht zu einer Ent-scheidung gedrängt und eine Engelsgeduld bewiesen. Nunmehr kann er aber auch nicht mehr und will in der nächsten Zeit alleine sein. Ich kann das schon verstehen und ihm auch nicht böse sein. Das ganze Hin und Her geht ja jetzt schon eineinhalb Jahre.
Was soll ich bloß tun?
Wer hat ähnliche Erfahrungen und was hat geholfen?