Hallo zusammen,
ich habe hier einfach meinen Gedanken freien Lauf gelassen und sie heruntergeschrieben. Was sind Erwartungen? Warum haben wir sie und warum sind wir so sehr enttäuscht, wenn sie nicht erfüllt werden? Es kommt mir so vor, als wären die Erwartungen an den Partner besonders wichtig und dass von ihnen und ihrer Erfüllung das Glücksgefühl in der Beziehung abhängt. Ich habe an meinen Partner sehr viele Erwartungen, die er nur zum Teil oder nur bedingt, bis hin zu gar nicht erfüllt. Die eine Erwartung ist es, dass er aktiver wird. Ich habe immer das Gefühl, dass er träge, lustlos und unmotiviert ist. Er liegt am liebsten im Bett. Sein Studium spielt fast kaum eine Rolle für ihn. Er studiert nur, um es seiner Familie und mir recht zu machen. Er zeigt kaum Interesse an seinem Fach und spricht nie darüber. Wir tauschen uns fast nie über die Inhalte unserer Studiengänge aus, er brennt für nichts, nichts fasziniert ihn. Außerdem kümmert er sich nicht um seine körperliche Gesundheit, geht nie zum Arzt um mal seine Blutwerte durchsuchen zu lassen, oder um einfach mal festzustellen, ob ihm etwas fehlt. Er ist sehr häufig müde und träge, schläft sehr lange und geht generell spät schlafen und startet, wenn überhaupt, dann sehr spät in den Tag. Er macht keinen Sport und hat generell keine Hobbies, außer das Playstationspielen oder am PC spielen, am Handy spielen und Filme zu gucken. Als einzige Freizeitbeschäftigung, die auch noch unser fortwährender Streitpunkt ist, kennt er nur das Feierngehen und Trinken. Sein Freundeskreis besteht aus Jungs (20- 22 Jahre alt) die keine feste Freundin haben, geschweige denn eine Verlobte oder Frau. Ihre Freizeit besteht häufig daraus, sich zum Trinken oder Feiern zu treffen. Und meinem Partner macht auch nur das Spaß. Er ergreift nie die Initiative zu sagen, dass wir beide mal was schönes unternehmen sollen, wie z.B. Spa, Lasertag, Kino, Zoo, Radfahren, picknicken etc. Ich habe das Gefühl, dass er im Laufe der Jahre sogar fauler geworden ist, was so was anbelangt. Zur Zeit mache ich regelmäßig Sport und achte auf meine Ernährung, da wir in weniger als 10 Monaten heiraten. Ich habe versucht, ihn mitzureißen und ihn vom Fitness und der richtigen Ernährung zu überzeugen, da er sehr dünn ist und sehr unsportlich ist und eigentlich an seinem Körper arbeiten sollte, damit er 1. mehr Selbstbewusstsein erlangt und 2. im Smoking auf unserer Hochzeit besser aussieht. Er kam einmal mit zum Sport und macht seither nichts mehr in diese Richtung. Da wären wir auch beim nächsten Thema: die Hochzeit. Er plant nichts mit mir, legt keinen Wert auf Dinge, auf die ich Wert lege, hat meiner Meinung nach keine eigene Meinung dazu und spricht nichts an, was nach seinem Geschmack laufen soll. Hat er überhaupt eine Vorstellung davon, wie unsere Hochzeit gestaltet sein soll? Das weiß ich nicht. Er sagt ja nichts und wenn ich ihn frage sagt er, dass ich doch diejenige bin, die auf solche Dinge Wert legt und dann soll ich das lieber machen. Er unterstützt mich nicht. Ich bin ein detailverliebter Mensch und ich möchte alles tun, dass unsere Hochzeit schön für die Gäste, aber vor allem für uns wird. Ich habe manchmal das Gefühl, dass es ihm ziemlich egal ist, was so mit unserer Hochzeit ist. Er hat alle Dinge einfach nur mir überlassen und wenn ich ihn frage, sagt er ja das ist eine gute Idee. Das war's. Sind aber nicht an einer Hochzeit zwei Personen beteiligt? Warum muss ich das alleine machen? Mir ist es bewusst, dass die Frauen häufig das meiste diesbezüglich tun, da es wirklich ein bisschen ein Geschlechterding ist. Er tut aber rein gar nichts. Hat keine Vorstellung, keine Wünsche, keine Bedürfnisse, keine Ideen. Ich leide darunter. Wenn ich mit ihm darüber spreche, dann artet das häufig in Diskussionen aus oder ich sage nichts mehr zu seinen Kommentaren, dass ich doch die bin, die Wert auf so was legt. Mittlerweile schweige ich nur. So sind wir nun beim nächsten Thema, und zwar die Kommunikation. Mein Partner redet nicht gerne und nicht viel. Wenn er spricht, dann über wenige Dinge, die ihn interessieren. Aber über Gott und die Welt, Philosophie und noch wichtiger: unsere Zukunft, spricht er nie. Es sei denn, ich spreche mal was an. Seine Vorstellung von unserer Zukunft ist es, Kinder zu haben, ein Haus zu haben, ein gescheites Einkommen und vielleicht mal zu verreisen. Ich möchte aber mehr. Ich möchte nicht das „normale“ Leben: arbeiten, Haushalt, Kinder und mal einen Urlaub gönnen. Ich möchte aktiv sein MIT ihm zusammen. Ich möchte, dass wir uns gemeinsam etwas aufbauen, tolle Ideen haben, tolle Länder und Kulturen kennenlernen, die unterschiedlichsten Arten von Reisen unternehmen, z.B. Backpacking und Abenteuer erleben und fremde Orte kennenlernen und nicht normalen Strandurlaub zu machen und zurück in den Alltag zu starten. Sogar bezogen auf unsere Flitterwochen zeigt er keine Eigeninitiative. Ich muss ihn immer auf Dinge aufmerksam machen, die er dann vielleicht gut findet. Ich leide. Ich wünschte mir, dass mein Mann mehr aus sich herauskommt, mehr Ideen hat, kreativer ist, aktiv ist, motiviert ist und mich beeindruckt. Er ich aber der „normale“ Junge von nebenan, der von Zuhause nicht ausziehen will und irgendwie versucht, sein Geld zu verdienen und sich in das Unternehmen seiner Vater einzuarbeiten. Er hat nicht die Vorstellungen wie ich, die eigenen Grenzen zu testen, lebensfroher zu sein und sich gegenseitig zu pushen. Für ihn sind die Dinge ok, so wie sie sind. Mehr Geld wäre gut, aber der Rest ist ok. Mutti kocht und putzt, wäscht Wäsche und er braucht nicht aus seiner Komfortzone heraus. Da sind wir dann beim wehleidigen Thema des Zusammenlebens. Er möchte einfach nicht zu mir ziehen. Manchmal ist seine Ausrede, dass ich doch so wenig Platz hätte. Aber genau das schweißt doch zusammen, wenn man bei Null anfängt und später ein wunderschönes Haus hat und sich daran zurückerinnert, wie man als Studenten in einem 12qm Zimmer zusammengelebt hat. Er möchte einfach nicht. Ich habe sehr lange gebraucht, aber nun habe ich diese Erkenntnis. Ich weiß, dass er ein viel zu gemütlicher Mensch ist. Er würde am liebsten immer dort in seiner kleinen Wohnung die er kennt bleiben, bei den Leuten, die er kennt, in der Stadt, die er kennt, der Umgebung, die er kennt. Er ist kaum bereit für etwas Neues und sagt mir jedes mal, dass wir doch sowieso ab November zusammenwohnen und er doch seine Arbeit in seiner Stadt hat und doch so viel pendeln müsst, um zu arbeiten. Ich sehe das anders. Ich sehe das so, dass er 2-3 Mal die Woche rüberfährt und sich mal ein paar Stunden in sein Büro setzt, seine Dinge erledigt, sich dem Personal widmet und zeigt, dass er als Geschäftsführer was taugt und wieder in unser Zuhause zurückkehrt. Aber nein, nach über fünf Jahren Beziehung (verlobt seit Ende Juli 2018) gibt es immer noch „mein“ und „dein“. Er möchte aus dieser Komfortzone einfach nicht heraus und ich leide. Ich möchte mit ihm zusammen in den Tag starten. Jeder macht sein Ding, geht arbeiten oder zur Uni und am Ende des Tages gibt es wieder UNS. Aber er braucht das anscheinend nicht so sehr, wie ich es brauche. Wir hatten sowieso schon von Anfang an Schwierigkeiten bezüglich unserer Treffen. Ich habe nämlich schon früh (seit über 4 Jahren) alleine und in anderen Städten als er gelebt. Ich bin zum Studieren ausgezogen und habe eine räumliche Distanz zu meinen Eltern geschaffen, um MICH zu finden und weiterzuentwickeln. Er jedoch fühlt sich wohl so, wie es es. Ich sehe es aber anders. Das Zuhause seiner Eltern tut ihm nicht gut, denn er wird wie ein Kind behandelt. Ihm werden dauernd Sachen aufgetragen. Dauernd muss er hier und da was erledigen. Dauernd wird auf ihm eingeredet, dass er sein Studium fertig machen soll und aus sich herauskommen soll und sich mal Dinge trauen soll und seinen Alltag anders gestalten soll und weniger zocken soll und und und. Auch ich tue das manchmal. Und das ist das Problem. Er hat eine Blockade. Ein Schutzmechanismus. Er reagiert höchst allergisch und schaltet ab, zieht sich zurück und schließt seine Wohnungstür ab und möchte niemanden sehen. Er meldet sich an solchen Tagen auch nicht bei mir. Ich weiß dann gar nicht, was los ist. Was er macht. Wie es ihm geht. Warum er sich nicht meldet. Ich bin dann zutiefst enttäuscht und zweifle an uns. Generell zweifle ich an uns. Passen wir überhaupt zusammen? Ich möchte doch einen Mann haben, der MIR die Welt zeigt oder sie zumindest mit mir erkundet und nicht dem ICH in den Hintern treten muss, Dinge zu tun und sein Leben, angefangen bei seinem Alltag, in den Griff zu bekommen. In meinem Umfeld sagt man mir, dass ich Geduld haben muss, da er ja gut zu mir ist und er nur zu jung ist. Ich bin 25 und er 23. Ich war schon immer sehr sehr frühreif und habe extrem viel Verantwortung und er ist einfach nicht reif genug. Für sein Alter sogar ein wenig unreif. Er weiß nicht, wie man sich ausdrücken muss, er kann sich seinem Umfeld nicht anpassen, er zieht sich nicht gut an, achtet nicht auf ein gepflegtes Äußeres und ist ein eher „einfacher“ Mensch. Ich dagegen bin sogar schon fast eitel. Ich zweifle sehr an uns. Nur liebe ich ihn. Ich möchte nicht, dass wir uns nochmal trennen müssen. Ich habe mich vor zwei Jahren schon mal von ihm getrennt und wir hatten eine 6-monatige Pause. Diese Zeit hat mir gezeigt, wie sehr ich ihn liebe. Er hat sich seitdem auch sehr gebessert und an sich gearbeitet. Aber eben nicht genug. Ich weiß, dass wenn wir zusammenleben, er sich nach und nach anpasst und so wird, wie ich es mir vorstelle. Aber wenn so was von außen kommt und die Motivation keine innere ist, dann kann es doch auf Dauer nicht gut gehen. Auch für ihn ist es doch dann eine Belastung. Was ist, wenn die Midlife-Crisis dann genau deshalb einsetzt und er sich denkt, dass dann erst Recht alles egal ist? Was, wenn er irgendwann im fortgeschrittenen Alter sagt, dass ich ihn geformt hätte und er das alles nicht gewollt hat? Und was, wenn wir uns trennen und diese jahrelange Kampf umsonst war? Ich habe trotz allem noch Hoffnungen, da ich häufig mit angesehen habe, dass ihm Dinge dann wichtig wurden, auf die ich ihn zB ein Jahr vorher aufmerksam gemacht habe. Ich habe mir irgendwie irgendwann mal, nachdem wir nach der Trennung zusammenkamen vorgenommen, geduldig mit ihm zu sein. Auf mich zu achten, mein Ding zu machen, meiner Karriere nachzugehen (ich bin bald mit dem Master fertig und er ist immer noch in seinem zweiten Bachelor, nachdem er den ersten abgebrochen hat). Ich habe das Gefühl, dass ich mich mehr als er traue, mehr weiß, einfach weiß was ich will und er sagt auf diese Frage nur, dass er mal reich sein möchte und selbstständig. Ich habe es mir zur Aufgabe gemacht, ihn zu unterstützen, aber ich bin leider manchmal die Mami. Klar kann ich mich manchmal auch bei ihm fallen lassen und sehr sehr häufig bin ich auch mal albern und kindlich und er geht damit extrem süß um und hilft mir auch in Momenten der Verzweiflung. Aber nur, wenn er bei mir ist. Wenn er nicht hier ist, sondern Zuhause, dann merkt er gar nichts davon, wie es mir geht. Er ruft kaum an um sich nach mir zu erkundigen. Er fragt nicht, wie mein Tag war. Ich muss alles von alleine erzählen. Und wenn ich darauf warte, bis er fragt und er dies nicht tut, dann reden wir manchmal auch gar nicht über gewisse Erlebnisse oder Gefühle oder Erfahrungen von mir. Ich habe an seinem Alltag teil, da ich ihn immer frage. Ich durchlöchere ihn schon fast. Und er fragt ganz selten. Und das macht, dass ich wieder leide.
Kennt ihr eine solche Beziehung? Was habt ihr gemacht oder was macht ihr? Ich weiß, dass viele den ersten Gedanken an eine Trennung haben werden und mir dazu raten werden. Dies kommt aber für mich aus verschiedenen Gründen nicht in Frage. Ich möchte lieber damit umgehen können und dabei zusehen, wenn er sich ändert. Wie gehe ich am besten vor?