Hallo alle zusammen,
mein bester Freund ist gleichzeitig mein Exfreund, getrennt haben wir uns vor 4 Jahren. Es war eine Fernbeziehung und ich hatte so meine Probleme damit, dass er keinerlei Erfahrung mit Beziehungen hatte, ich aber schon - wir waren in unterschiedlichem Tempo unterwegs. Tja, inzwischen herrscht aber wieder ein sehr positives Klima zwischen uns, und das verunsichert mich...
Wir sind jetzt wie gesagt - trotz der Entfernung - sehr gut befreundet, sehen uns zumindest auch ab und zu und reden wirklich über alles. Das heißt auch, dass ich über sein Liebesleben Bescheid weiß: Und er macht immer noch genau die gleichen Fehler, zeigt potenziellen neuen Partnerinnen nicht, dass er auf diese Weise an ihnen interessiert ist, und verliert sie dadurch, oder er regt sich über absolute Kleinigkeiten an ihnen auf und lässt sie deswegen ziehen. Er macht einfach nie den ersten Schritt, die Mädels waren verunsichert und dann waren die Gefühle wohl schnell wieder weg. Tja, daran ist es bei uns ja auch gescheitert, dass immer nur ich mich bemüht habe und von ihm mit der Zeit rein gar nichts mehr an Fortschritt kam (die Küsse reduzierten sich sogar auf sowas wie ein Bussi auf den Mund, während es früher richtige Küsse waren - die er dann auf einmal so gar nicht mehr wollte, auch wenn ich es versuchte) und ich sehe nicht, dass er das "eingesehen" hätte. Er hat nur über meine Fehler nachgedacht, über die wir inzwischen geredet haben, mehr aber auch nicht.
Dann ist da noch die Seite, die er mir zeigt. Ich habe häufig das Gefühl, dass er mir gleich sagt, dass er mich liebt, ganz ehrlich. Wenn ich Witze mache à la "Komm, heiraten wird, gibt steuerliche Vorteile", dann fängt er an, sich die Ehe bis ans Ende unserer Tage zusammenzuspinnen, solche Sachen. Das hat er früher bei mir nicht getan und ich weiß eigentlich recht sicher, dass er das bei den anderen Frauen, die er so kennen gelernt hat nach uns, auch nie gemacht hat. Zu denen war er viel zu zurückhaltend dafür. Und dann ist da noch das große Thema Fernbeziehung. Ich habe damals den Vorschlag gemacht, dass wir zusammenziehen sollten, fand er gar nicht gut (Argument damals: haut finanziell nicht hin, was heute nicht mehr ziehen würde, da ich durchaus dazu in der Lage wäre, notfalls 2 Personen durchzufüttern). Heute fantasiert er sich das manchmal selbst zusammen, so nach dem Motto wie es denn wäre, wenn... Ihr wisst schon. Und DAS habe ich bei ihm selbst dann nicht erlebt, als er noch richtig verliebt war und auch Zukunftspläne hatte. Ich muss ganz ehrlich sagen, kalt lässt mich das alles nicht.
Ich glaube allerdings nicht dran, dass jemand seine Unerfahrenheit bei diesem einen, ganz besonderen Menschen plötzlich vergisst und auf einmal ein ganz anderer wird, der den Fortschritt in einer Beziehung bewältigt. Das halte ich für romantischen Blödsinn. Andererseits - er meint das alles schon irgendwie ernst, was er mir da sagt. Auch wenn sagen etwas anderes als machen ist. Zumindest macht er sich diese Gedanken, und das nicht nur aus Spinnerei, sondern weil ihm die Vorstellungen zusagen (das hat er mir auch bestätigt). Mal ehrlich: Was soll ich davon halten? Kann es sein, dass er mit Mitte 20 doch eine persönliche Entwicklung durchlaufen hat und ich jetzt rein zufällig die erste Frau bin, die das bemerkt? Das kann ich auch nicht so recht glauben, weil es bei ihm momentan eigentlich nicht so toll läuft im Leben...
Ich hätte (hätte, weil ich mir selbst wenige ernsthafte Gedanken über einen Neuanfang gemacht habe bisher), glaube ich, die Befürchtung, dass alles wieder so wird, wie es mal war, und ich dann da "drinstecke", weil ich es nicht besser wusste. Die Beziehung, wie sie war, brauche ich nämlich nicht nochmal. Ich habe ihn extrem geliebt und würde es wohl wieder tun, das liegt einfach an seiner Art. Es bringt aber auch nichts, ihm das zu sagen, er kann ja nicht in die Zukunft sehen und eine Beziehung sollte auch nicht gleich mit Problemen beginnen, die mehr meine sind und mit denen ich ihn dann belaste, obwohl ich mich damit herumschlagen muss und nicht er. Nur mal angenommen, dass daraus mehr als Gedanken und Rederei werden sollten: Wie hilft man so einem unerfahrenen Mann dabei, eine vernünftige Beziehung aufzubauen, in der man auch selbst bleiben kann, ohne ihm gleich mit der Tür ins Haus zu fallen? Mir ist das beispielsweise wirklich wichtig, dass es nicht bei einer Fernbeziehung bleibt, für sowas bin ich zu zielgerichtet... glaube ich. Wie löst man solche Sachen, sodass es für beide okay ist?