Philosophische Gedanken ...
Weißt du, so ergeht es mir auch. Innen wütet aber das Ego trotz aller Gefühle, allem Verständnis, aller Liebe (?) und aller Traurigkeit dagegen, dass ein anderer Mensch, der einen immer und immer wieder leiden lässt (ob nun absichtlich oder nicht), eine solche Macht über uns zu haben scheint. Da hilft kein Vorbeten, keine rationalen Gedanken (Trennung ist objektiv gesehen besser so), keine Aufmunterungen von Freunden (ist besser so) uswusf
Wir sind im Spinnennetz gefangen und je mehr wir dagegen strampeln, desto mehr verheddern und verkleben wir uns. Wir wollen das Unabänderliche ändern, wir wollen es mit der Person (wieder) schön haben, oder aber wir wollen zumindest, dass sie dasselbe durchleidet wie wir.
Seit der endgültigen Trennung haben meine Schlafstörungen oder dass ich wieder sehr häufig von ihm träume übrigens auch wieder sehr zugenommen. Machmal fühl ich eine Traurigkeit, die meine Knie weich werden lässt und total schmerzlich durch den Bauch zieht. Da kann ich noch so oft versuchen, nicht mehr an ihn zu denken, es drängt sich immer noch auf. Die Gedanken wandern wie von nem Gummiband gezogen immer noch viel zu häufig zu ihm, ich frag mich auch wie du was er jetzt wohl gerade tut, ob er über uns nachdenkt, auch leidet, mich vielleicht sogar zurückhaben will, ob er ne Neue hat und frisch verliebt ist oder sich lieber durch alle Betten poppt ich bekomm ja kaum noch was mit, das macht mir auch zu schaffen.
Wie ich von Bekannten immer wieder (unaufgefordert) erzählt bekomme, ist er zumindest seit Wochen ausnahmslos total besoffen unterwegs. Und schon wieder ein Fehler: ich frag mich, heißt das nun er leidet auch, vermisst mich? Im selben Moment weiß ich doch auch, dass allein schon diese hoffnungsvolle Frage wieder verkehrt ist.
Wenn ich mir jedoch Bilder ansehe von ihm, dann kommt kein Gefühl mehr. Ich bleib total kalt, er gefällt mir nicht mal mehr wirklich. Ich will es so wie es war auch ganz sicher nicht mehr zurück haben, und ihn auch nicht. Ich bin eigentlich ganz froh über die Trennung. Also warum knabbere ich noch? Verletztes Ego, ich denke es reduziert sich darauf. Ich hab zum ersten Mal in ne Beziehung um einiges mehr Gefühle, Energie und auch alltagstechnisch (z.B. Geld) investiert, als ich zurückbekommen habe. Ich giere immer noch nach ausgleichender Gerechtigkeit. Entweder soll es ihm schlecht gehen, beruflich oder privat, er soll einsehen, bereuen, leiden Hauptsache er ist nicht glücklich und kommt einfach so davon. Ich will Genugtuung.
Mir hilft es zwar nicht allheilmittelmäßig, aber doch sehr, psychologische Bücher zu lesen, um all das zu verstehen. Das öffnet zumindest kurzzeitig den Blickwinkel, in früheren Beziehungen hatte ich manchmal sogar dann ein Aha-Erlebnis, das mich die Beziehung dann doch abschließen ließ weil ich durch das Lesen und Verstehen irgendwann doch die Unabänderlichkeit erkannt und akzeptiert hab. So wurde mir nach jahrelangem Kampf um die Beziehung mit meinem Exmann z.B. klar, dass er ein psychisches Problem hatte (das ich nie würde lösen können), er Alkoholiker war (das ich nie würde abwenden können) und ich Co-Alkoholikerin. Daraufhin konnte ich endlich das einzig Richtige tun: mich trennen und ausziehen und woanders neu anfangen.
Als erstes sollte man glaub ich verstehen, dass jeder Mensch seinen ganz speziellen Blickwinkel und ein ganz spezielles Gefühlsleben hat und ein ganz spezielles inneres Problem/Trauma. Ich habe z.B. in meiner jetzigen letzten Beziehung den Fehler gemacht, obwohl mir das alles schon klar war, trotzdem allzuoft von mir auszugehen, was mein Denken und meine Gefühle betraf, und hab sie leider irrtümlicherweise auf meinen Ex übertragen. Anstatt einfach mal zu sehen, dass er KOMPLETT anders tickt als ich, hab ich versucht, ihn wärmer zu machen als er ist, umzumodeln, wollte in ihm dieselben Gefühle mir gegenüber hervorkitzeln, wie ich sie für ihn hatte.
Ich bin halt der totale Gefühlsmensch, er hat ein totales Problem mit Gefühlen. Na was hab ich da eigentlich erwartet?!
Das mit der fehlenden Wut kenn ich auch, es ist zum Haareraufen. Der konnte sich sonstnochwas leisten, nie konnte meine Wut so lange anhalten, dass sie meine Gefühle für ihn überlagert hätte. Und er hat sich wirklich Hämmer geleistet!! Aber da musst du wirklich mal DEIN Selbstwertgefühl tätscheln anstatt dass deiner Ex!! Und dir überlegen, welches Bild hättest du von einer Frau, die dir ALLES verzeihen würde, dich immer mit offenen Armen empfangen würde, dir letztlich alles durchgehen lassen würde? Kannst DU so jemanden lieben? Also ich nicht!! Man verliert automatisch die Achtung vor so einem Menschen, so unfair/traurig für diejenige Person das auch ist. Ich beginn so ein Verhalten dann auch sofort auszunutzen, unbewusst. Zum Beispiel gibt es einen Bekannten von mir, der sich nie beschwert, wenn ich ihn mal versetze. Und warum versetz ich ihn überhaupt? Weil ich weiß, dass er sich nie beschwert und immer wieder später ohne Vorwürfe nett anfragt, wann ich mal wieder Zeit hätte. Auch nicht nett von mir, oder? Aber ich arbeite jetzt auch dran, seit ich dies eben mit Schrecken festgestellt hab denk mir, so ähnlich ging es meinem Ex vielleicht auch mit mir. Dass er seine Gefühle für mich verloren hat, weil ich zu nett und lieb und verständnisvoll für ihn war. Hab ihm ja auch wirklich letztlich immer alles verziehen, und er hat immer mehr so Dinger gebracht, auch die hab ich verziehen und uns, ihm nochmal ne Chance gegeben. Das ist totaler Blödsinn, das vertreibt Gefühle bei manchen Menschen, wovon ich mich eben selbst auch nicht ausnehmen kann, wie mir klar wurde!!
Nimm deine Exbeziehung als Lektion, überleg dir was du aus dieser Geschichte positiv für dich mitnehmen kannst, was es dir über dich sagt, welche Seite von dir es dir zeigt, woran du arbeiten könntest.
Meine Weltsicht ist so, dass alles für irgendwas gut ist. Hab zwar auch noch nie so gelitten, aber ich glaub ich seh langsam klarer welche Fehler ich in Zukunft nicht mehr machen will!!!
in diesem Sinne,
alles Liebe
Glen