Ich bin ein Arsch: Wenn ich verletzt werde, dann neige ich dazu mich besonders fies zu verhalten. Ich möchte nun auch verletzten, habe Schwierigkeiten mich zu bremsen und meine Emotionen zu kontrollieren. Aber ob ich das so verdient habe...
Ich habe eine Frau kennen gelernt, die ich ziemlich toll fand. Nennen wir sie Ilse. Alsbald gestand ich ihr meine Gefühle, die sie so leider nicht teilte. Wir haben uns dennoch weiter gesehen und alles entwickelte sich durchaus positiv. Ich dachte: Hey, warten wir mal ab, und schauen was passiert. Doch dann hatte Ilse einen Freund, nennen wir ihn Norbert. Dies war mein Zeichen die Segel zu streichen. Ilse meinte dazu: Das ist ganz schön gemein von dir, dass ich mich jetzt zwischen Ihm und deiner Freundschaft entscheiden soll. Ich dachte: ? - Hä?. Ilse war aber emotional so aufgeregt, dass ich ihr anscheinend doch nicht so egal war. Ich dachte wieder: Hey, warten wir mal ab, und schauen was passiert.
Von nun an war ich drei bis vier Tag bei Ilse zu Gast, ihr Freund die restliche Woche und es stellte sich eine spezielle Arbeitsteilung dabei ein: Ihr Freund war dazu da sie rum zuschubsen, sich bewirten zu lassen und durfte dafür alle Freuden einer Beziehung genießen. Meine Aufgabe hingegen war es ihr alle Wünsche zu erfüllen und alle Demütigungen zu ertragen. Hierzu zwei Anekdoten:
Einmal richtete ich Ilse auf meinem Heim-PC einen Server ein, damit sie für sich eine Internetseite gestallten konnte. Dies sollte für die Ausbildung und zum Basteln sein. Als Ihr Freund geschäftlich unterwegs war, hatte ich plötzlich Zugriffe aus dem fernen Amerika. Das machte mich neugierig. Natürlich: Eine ganz persönliche Oh,-ich-hab'-dich-ja-so-lieb-S eite, mit Gedichten, Nacktfotos, Nacktvideos und allem anderen, was den einsamen Mann in der Ferne nachts erfreut.
Als Ilse ihren Kühlschrank einräumte, strahlte Sie über beide Backen: Oh, der Kühlschrank ist ja sooo voll, dass wird Norbert aber freuen. Klar, dass ich den Einkauf bezahlt hatte.
Ähnliches könnte mehrere Seiten ausfüllen. Wie gesagt habe ich Ilse so ziemlich jeden Wunsch erfüllt: Wenn sie etwas brauchte, habe ich es besorgt. Hatte sie ein Problem, habe ich eine Lösung gefunden, war sie traurig habe ich sie getrösten. Natürlich habe ich emotionalen Feedback bekommen, denn ich habe meine Aufgaben ja auch zur vollen Zufriedenheit erledigt: Ich durfte mit ihr Kuscheln, sie hat mir ab und zu gesagt, dass sie mich lieb hat und auch sonst jeden Anstrengung
unternommen, mir ein gutes Gefühl zu geben.
Trotzdem bekam mir das nicht wirklich gut und wir haben uns immer gestritten. In solchen Situationen, in denen ich mich verletzt fühle, kann ich nicht konstruktiv sein. Vor dem Hintergrund, dass es mir eh nicht gut ging, kann ich sicher sagen: Ich war ein Arsch und ich habe es ihr jetzt nicht leicht gemacht. Häufig wollte ich die Beziehung beenden, was Ilse immer geschickt zu verhindern wusste. Gelegentlich sagte sie mir Dinge wie: dir ist schon klar, dass das mit uns nichts wird, oder?. Nur anschließend wurde dies sofort relativiert mit einem Blick, mit Lächeln, mit Kuscheln...
Meine eigentliche Rolle war aber noch eine andere. Ilse hatte eine Ausbildung gemacht und besuchte damals eine Fachschule. Man spürte aber, dass sie mehr wollte, dass sie Kraft hatte und Ehrgeiz. Und das kann ich besonders gut: Mut machen, Perspektiven aufzeigen.... Ilse entschied sich Psychologie zu studieren, hatte aber kein Abitur. Wir haben die Uni reingelegt. Ilse bekam kein Bafög. Ich habe mich informiert, wir haben uns etwas Mühe gegeben und jetzt bekommt sie 600 monatliche Bezüge von einer Stiftung... Klar, dass sich Ilse niemals bei mir für irgendwas bedankt hatte. Den Rest in Anekdoten:
Als sie Ihr Studium begonnen hatte, erklärte sie mir, dass sie keine Zeit für eine Doppelbeziehung habe. Jetzt gab es erst richtig Stress. Hinterher sagte Ilse, dass sie sich schon seit einiger Zeit distanzieren wollte, aber abhängig von mir war.
Auf den Vorwurf mich ausgenutzt zu haben, antwortet Ilse: Du musst das doch verstehen: Ich saß da, als das kleine Realschulmädchen, keine Ahnung vom Leben, und dann kommt einer, der mir Zeigt, was ich alles erreichen kann. Darauf wollte ich nicht verzichten.
Mir ging es nicht gut, wir haben uns nur noch gestritten und folglich haben wir uns lange nicht gesehen. Irgendwann war Ilse dann zufällig da. Sie hatte nur dreien und vieren in ihren ersten Klausuren und musste schrecklich weinen. Ich habe sie getröstet und wir haben uns wieder vertragen.
Mit dem Norbert ist alles ganz anders: Norbert macht was er will, wann er es will und wie er es will. Norbert nimmt keine Rücksicht und anfangs hat mich das schon gestört. Jetzt sehe ich aber, dass das ein so unglaubliches Vertrauensverhältnis aufgebaut hat. Woher kann er das nur? Das muss er irgendwie zuhause mitbekommen haben.
Dann war mit Norbert Schluss. Ilse war am Boden zerstört. Natürlich war ich da. Ilse kam häufig, war sehr nett zu mir und ich habe sie getröstet. Später sagte sie: Das musst du verstehen, mir ging es nicht gut und ich brauchte jemanden. Wenn du nicht da gewesen wärest, hätte ich mir jemanden anders gesucht.
Bitte um Feedback