Meine Lieben,
bin ratlos, aber will nicht aufgeben....
Also, vor einem Jahr lernte ich in einem Club einen Typ kennen, der tatsächlich 20 Jahre jünger ist, als ich. Er hatte Partydrogen konsumiert, es war recht dunkel....so fiel mein Alter sicher nicht so auf und er kennt es bis heute nicht. Er glaubte wohl eher, ein Mädel vor sich zu haben, dass zwar älter ist, aber noch halbwegs passt. Und ich habe festgestellt, dass er zwar nicht ganz so mein Typ war, aber irgendetwas an seinem Wesen hatte mich extrem berührt, Drogen hin oder her. Wir redeten ewig über unsere Gefühlswelten und ich fühlte mich zum ersten mal seit zig Jahren einem Mann wirklich nah - obwohl ich ja selbst nichts genommen hatte. Mehr war erstmal nicht passiert, um die Nacht zusammen zu verbringen, war er mir nicht nüchtern genug.
Im Frühling trafen wir uns zufällig dort wieder und alles wiederholte sich. Ich empfand die (bislang eher platonische) Nähe diesmal als noch beglückender und gab ihm am Ende meine Nummer...
er hat sich dann auch gleich gemeldet und wollte sich bald ganz arglos mit mir verabreden.
Das taten wir einige Tage später. Mir war allerdings mulmig bei dem Gedanken, dass er weder mein Alter, noch die Tatsache kannte, dass ich vier Kinder habe (zwischen zehn und dreißig Jahren), ließ das date aber erstmal auf mich zu kommen.
Ab jetzt nahm das Schicksal seinen Lauf....nach recht nervösem und verspätetem Aufbruch meinerseits und meinem Schreck, dass ich den genauen Treffpunkt verpeilt hatte und schon dachte, ich finde den Typen nicht mehr, entdeckte ich ihn dann doch noch geduldig wartend (wieder war es dunkel)...und fiel ihm einfach total erleichtert und glücklich in die Arme.
Das war wohl die Schlüsselszene, in der mir plötzlich die Trauer von 30 Jahren deprimierender Erfahrungen mit Männern von den Schultern fiel. Endlich jemand, den ich mag und der auf mich wartet, der sich freut mich zu sehen (er strahlte) und mich einfach in den Arm nimmt. Ich fühlte mich wie erlöst - und natürlich wieder ganz jung. Das tue ich sowieso, trotzdem gibt die Vergangenenheit und all die Verpflichtungen Und plötzlich war es, als wären die Jahrzehnte einfach nie da gewesen und wir hätten 1987.
Ich hatte mich unsterblich verliebt. Mit diesem Gefühl verlief der weitere Abend in einer Bar, wir kamen uns immer näher und wir waren beide einfach völlig glücklich und innig zusammen (gänzlich nüchtern war er allerdings auch da nicht).
Bis zu dem Moment, in dem mein schlechtes Gewissen zu groß wurde und ich ihn völlig hilflos und überfordert, ohne jede Vorwarnung von mir weg schob und ihm mitteilte, dass ich vier Kinder hätte, zwei davon bereits erwachsen - er war fassungslos , die Stimmung schlagertig weg. Damit hatte er offenbar null gerechnet (auch sonst kommt kein Mensch auf diese Idee, der mich kennen lernt). Ich fühlte mich als Verräter und merkte an seiner nachhaltigen Verstörung, dass er wohl durchaus vorgehabt hatte, unseren Kontakt zu vertiefen (da er früher erklärt hatte, keine Freundin haben zu wollen, hatte ich ja ursprünglich erwartet, dass das für ihn sowieso alles nur fun ist).
Er flocht dann noch ein, er sähe sich nicht in der Vaterrolle, und weitere Versuche von ihm, über die Situation zwischen uns zu reden, habe ich idiotisch abgeblockt bzw. unbekümmert gesagt, ich hätte ihn damit nicht belasten wollen (so von wegen, es sei doch eh alles egal) und ich wisse auch nicht, wieso wir immer wieder schmusend zusammen sitzen.Mir war zum heulen, aber ich wollte mir einfach nicht anmerken lassen, was in mir vorging. So saßen wir zwar noch lange zusammen und unterhielten uns sehr gut darüber, wie wir beide emotional gestrickt sind (nämlich die Sensibelchen), aber die Romantik war natürlich weg und der Abschied kühler, als sonst. Dazu kommt noch, dass ich ihm bereits beim Wiedertreffen vor diesem date völlig bescheuert und taktlos erklärt hatte, bereits einen Liebhaber zu haben - der auch noch verheiratet ist. Das hatte ihn aber offembar nicht so dolle abgeschreckt.
Nun denn, ich stellte jedenfalls Tags drauf fest, dass ich den Kontakt zu diesem Mann auf garkeinen Fall verlieren wollte und schrieb ihm nochmal, wie sehr mich unser Kennenlernen gefreut hätte. Daraufhin hat er sogar trotz allem angefangen, mir mehrmals sehr nett und verbindlch zu schreiben, was er gerade so macht und auch ein weiteres Treffen vorgeschlagen.
Bei diesem ging es dann aber wirklich bergab, ich war völlig verunsichert und er (diesmal nüchtern) recht zurück haltend, zunächst kein Körperkontakt mehr, allerdings wieder eine sehr harmonische Unterhaltung mit vielen Übereinstimmungen und Nähe. Es kam aber natürlich auch ans Licht, dass ich schon biographisch Mitte 40 sein muss und bei jeder meiner Berichte (über Kindsväter , Vorwendezeiten etc.) wurden seine Blicke entsetzter. Schließlich musste ich wegen der Kinder recht schnell los, er reagierte enttäuscht, sagte dann auf meine Frage hin aber, er wisse ehrlich gesagt nicht, ob er mich wieder sehen wolle...schließlich entscheid er sich noch dafür, küsste mich zum Abschied auch- allerdings sehr flüchtig und unsicher-, sagte das Treffen aber ab und in der Folge lief ich ihm nur noch hinterher.
Seitdem ( Mai) habe ich totalen Liebeskummer, er war eine Jahrhundertbegegnung; den verheirateten lover, den ich heiß und innig liebte und der mein Leben seit sieben Jahren bestimmt hat, verlor ich plötzlich aus den Augen (er mich wohl auch).
Den Youngster traf ich erst vor drei Wochen zufällig im Club wieder (eher nüchtern). Ich hatte ihm in der Zwischenzeit alle paar Wochen was Nettes gesimst, auch mal, dass ich ihn so gerne wiedersehen würde, und er antwortete nur sehr selten. Einem Treffen stimmte er dann zwar stets zu, meldete sich aber bei konkreten Vorschlägen von mir nicht mehr.
Er will grds. noch sein ungebundenes, unverplantes Leben führen, ist in diesem Jahr attraktiver geworden und wird von genügend Mädchen angestrahlt. Bei der Begegnung im Club zeigte er sich zum Glück ehrlich erfreut dass ich kam, und verbrachte die Zeit dort komplett in meiner Nähe ( er war eigentlich mit Freunden da). Geredet haben wir aber kaum, wir waren beide verlegen, haben die ganze Zeit getanzt , bis er dann meinte, er wäre schon so müde und würde nun nach Hause gehen. Ich hab ihm dann einfach kurz geküsst und gefragt, ob wir uns nächste Woche sehen, woraufhin er mit rätselhaftem Blick wieder zustimmte...geschrieben habe ich ihm aber erstmal nicht. Statt dessen war ich die nächsten beiden Wochen darauf in diesem Club, er leider nicht, und auf meine SMS erst danach reagierte er auch wieder nicht.
So, ganz sicher seid Ihr alle entsetzt und legt mir dringend nahe, den armen Kerl endlich in Ruhe zu lassen.
Sollte mir restlos klar sein, dass er in mir nur eine lästige ältere Frau sieht, die er nicht begehrt, und zu der er nur nicht zu unhöflich sein will, dann ziehe ich mich garantiert auf der Stelle zurück! Aber so sicher bin ich da halt nicht.
Ich möchte seine körperliche Nähe, und kann nicht einschätzen, ob ihm wirklich klar ist, wie sehr. Vielleicht denkt er, er wäre eine Art Spielball für mich neben dem lover (haben aber nie mehr darüber geredet) oder ich wäre oberflächlich und sexbesessen. Dies ist er jedenfalls beides nicht. Wenn er nüchtern ist, ist er körperlich sehr unsicher - was natürlich auch daran liegen kann, dass er mein wahres Alter doch ahnt und ihm die ganze Sache zutiefst unheimlich ist....oder auch nicht. Vielleicht bin ich im Umgang nicht hip genug und es gibt coolere Verehrerinnen, jüngere sowieso, vielleicht auch nicht....
Hat jemand schon mal ähnliches erlebt oder 'ne erbauliche Idee, wie ich ihn doch noch überzeugen kann - dass ich ihn nicht mit Familien- oder sonstigen Pflichten quälen, sondern ihn und derzeit nur ihn, eigentlich nur beglücken will?
Liebe Grüße und sorry für den Roman