Hallo Liebe Leute,
ich versuche jetzt mal keinen Roman zu schreiben ;-)
Seit etwas über einem Jahr habe ich wieder eine neue Partnerin. Sie ist 39 und ich 35. Wir haben uns im Internet kennen gelernt und sind gleich beim ersten Treffen miteinander im Bett gelandet.
Zu dem Zeitpunkt hatte sie gerade noch was mit nem 20jährigen laufen und es stand gleich mal die ersten Wochen die Möglichkeit im Raum, sie könnte von ihm Schwanger sein...
So viel zum Anfang. Leider muss ich sagen, dass es eigentlich das letzte Jahr so weiter ging. Nicht mit anderen Typen oder eventueller Schwangerschaft, sondern mit Problemen.
Sie ist "allein erziehende" Mutter einer 10jährigen Tochter. Allein erziehend in Anführungszeichen, da das Kind einmal die Woche mindestens für 3 Tage beim Vater ist und der seit neuestem mit seiner neuen Familie auch nur 3 Straßen weiter wohnt.
Die Beziehung ging auseinander, da meine Freundin 3 Jahre eine Affäre mit einem für sie sehr wichtigen Mann hatte.
Das Kind entstand übrigens bei einem one night stand (sie hat sich an dem Abend das Kind "geholt") und war der einzige Grund für die daraufhin folgende Beziehung.
Drama folgte auf Drama, ihre allerbeste Freundin starb unerwartet. Seitdem hat für sie das Leben eh keinen großen Sinn mehr. Der Freundeskreis hat sich seitdem fast vollständig von ihr abgewandt.
Erst letztens meinte sie, ich wäre eigentlich der Einzige, den sie so noch hat.
Ich könnte noch sehr viel mehr schreiben. Tatsächlich vergeht eigentlich kein Tag, an dem wir nicht persönlich oder dann am Telefon Probleme bereden (sie redet, ich höre zu...)
Die Spanne reicht auf alle Fälle von allgegenwärtigen Geldsorgen (dabei versuche ich selbst von einer nicht mehr laufenden Selbständigkeit dringend wieder an einen normalen Job zu kommen), Probleme mit dem Kindsvater, eine allgemeine Unzufriedenheit mit so gut wie allem...
Aufgrund der Tatsache, dass wir gut 40 km auseinander wohnen und halt auch das Kind da ist fahre ich zu 90% zu ihr.
Da komme ich mir aber recht oft irgendwie deplaziert vor, da natürlich das Kind im Mittelpunkt steht. Wenn es das Kind nicht ist sind es andere Dinge, die sie erledigen will.
Letzten Sonntag fiel ihr z.B. abends um 21:45 ein, dass sie jetzt voll gerne ihr Wohzimmer umbauen würde...
Natürlich nachdem wir tagsüber schon die Küche umgebaut hatten.
Da habe ich ihr natürlich schon verbal den Vogel gezeigt und das unterbunden.
Also, um mal auf den Punkt zu kommen:
Ich lasse oft Dinge bei mir unerledigt, um zu ihr fahren zu können, in der Hoffnung auf traute Zweisamkeit. Oftmals läufts aber dann darauf raus, dass ich mit ihr/für sie ihre Projekte umsetze.
Teilweise haben wir nicht mal dann Abends Zeit oder die Möglichkeit für Sex, da für die 10jährige (!!!) Tochter gilt, prinzipiell jederzeit mit ins Bett kommen zu dürfen.
Bis vor kurzem gabs nicht mal eine Tür zum Schlaf/Wohnzimmer.
Dass ich das einfach nicht will und deswegen schon ein paarmal nachts noch nach hause gefahren bin interessiert nicht, da Kind IMMER vor geht. Sie selbst sagt, dass macht sie halt alles, da sie immer noch ein schlechtes Gewissen hat wegen der Affäre und der daraus resultierenden Zerstörung des trauten Familienlebens...
Mitunter steht das Kind um sieben in der Früh Querflöte spielend neben dem Bett... ich bin bekennender Morgenmuffel, der Tag ist dann eh schon gelaufen, weil natürlich erwartet wird, dass ich dann auch freudestrahlend aufwache. Mach ich natürlich nicht und Frau ist dann zu tode betrübt.
Seit neuestem bezeichnet sie mich auch als Stiefvater des Kindes und zeigt sich verständnislos, wenn ich sage, dass das Kind nen Vater hat und ich nie im Leben ein Vaterersatz für sie sein werde/möchte/könnte.
Dazu kommt, dass sie im Endeffekt zu fast allem (Haken 5 cm rechts/links an die Wand?) meine Meinung hören will, aber ganz wichtige Dinge von einem Tag auf den anderen einfach entscheidet....um ein paar Tage oder Wochen später wieder daran zu zweifeln und daraus ein neues Problem zu generieren.
Letztens hat sie total aufgelöst, panisch und heulend bei mir angerufen. Ich hab schon befürchtet, dem Kind ist was passiert. Nach ein paar Minuten beruhigend auf sie einreden, hat sich dann herausgestellt, dass es eigentlich nur darum geht einen USB-Stick an den Rechner anzuschließen und da den Lebenslauf drauf zu kopieren. Wusst sie nicht, wie das geht. (Die Frau hat Abitur!)
Solche Anrufe sind nicht selten...
Sie ist auch immer zu Tode betrübt, wenn ich mal nen Besuch um ein oder zwei Tage verschieben muss, weil ich spontan nen Job rein bekommen hab.
Dass da schon sehr lange eine Therapie anstünde ist ihr irgendwie klar, aber für sowas ist keine Zeit.
Sie sagt immer, das liegt alles am Tod ihrer besten Freundin, mit der sie wohl in einer Art emotionalen Symbiose gelebt hat. Oft genug kommt auch die Aussage, dass sie am liebsten mit ihr gegangen wäre und das alles keinen Sinn mehr macht.
Trotzdem höre ich auch oft, dass ich ein Miesepeter bin und ruhig mal mehr Frohsinn verbreiten könnte.
"Am anfang hast du mich so viel zum lachen gebracht...."
Ja schon, nur dann gings mit den Katastrophen los.
Sie will auch noch 2-3 Kinder (oder lieber nicht, je nach Tagesform) nur, da muss mir dann klar sein, dass ich mir dann nen ordentlichen Job suchen und zu ihr ziehen muss.
Sie selbst sagt, sie ist extrem anstrengend und sie sei mir unglaublich dankbar, dass ich überhaupt noch zu ihr halte und so unglaublich viel für sie mache.
Was mich an ihr - leider - mittlerweile extrem stört ist diese permanente Unzufriedenheit mit allem. Diese fehlende Akzeptanz für alles, was einfach so ist, wie es ist.
Permanent muss was umgebaut, geändert oder optimiert werden. Selbst wenn wir abends dann mal auf der Couch sitzen gehts oft nur darum, welcher Tisch jetzt noch in die Küche passt usw.
Ich selbst bin total verunsichert, weil ich mir oft nicht sicher bin, wo ich meine Grenzen ziehen soll.
Manchmal habe ich auch das Gefühl, ich stelle einen gewissen Ersatz für ihre verstorbene Freundin da. Aber so eine symbiontische Form der Beziehung würde mir definitiv die Luft zum Leben abschnüren.
Ich bin gerne auch einfach mal zwei-drei-vier Abende in der Woche einfach nur alleine in meiner Wohnung und höre Musik oder arbeite halt bis nachts um 4.
Sie ruft teilweise an und erzählt ihr sei langweilig oder sie fühle sich so einsam...
Es ist nicht mein Job eine sicherlich vorhandene Leere in ihr auszufüllen. Ich denke auch nicht, dass es die Aufgabe eines Partners ist bei fast allen Fragen des Alltags als Berater zur Seite zu stehen.
Im Moment sitze ich auf glühenden Kohlen, da mir viele Kunden abgesprungen sind, mir das Geld ausgeht und ich einfach Bewerbungen schreiben muss.
Ich weiß aber ganz genau, wenn ich jetzt für heute absage ist sie wieder superunglücklich. Wir haben uns ja erst vor drei Tagen das letzte mal gesehen.
Und nein, ich sage nicht ab, weil ich mit meinen Kumpels zum saufen gehen will.
Ich bin in einer echt Existenzbedrohenden Situation, habe aber das Gefühl, dass dafür von ihrer Seite so gut wie kein Verständnis da ist, weil, sie sitzt ja dann heute Abend alleine daheim...und ich könnte das ja auch am Montag machen, da hat sie ja dann eh keine Zeit für mich.
Andererseits höre ich auch immer wieder leicht vorwurfsvolle Bemerkungen von wegen: "Also ein Partner mit Geld wäre eigentlich schon nicht schlecht, so ein Sponsor, der einfach mal 10 000 Euro aufn Tisch legt"
Zwei Tage später revidiert sie solche Aussagen wieder...sei alles nicht so gemeint. Hauptsache wir haben uns.
Ich bin einfach hin- und hergerissen.
Ich mag sie als Mensch unglaublich gerne, ich hatte mit ihr emotionale Momente, die ich so noch nie erlebt hatte.
Seit Jahren wieder das Gefühl echter, tiefer Liebe und unglaublicher Zuneigung. Ich konnte gar nicht genug von ihr bekommen.
Aber jetzt habe ich das Gefühl einfach nur verschüttet zu werden, mich selbst habe ich total vernachlässigt, war lieber mit ihr zusammen, als mich um meine Angelegenheiten zu kümmern. Dass ich da eine selbstaufgeberische Tendenz habe ist mir bewusst, dachte aber, ich hätte das mittlerweile halbwegs im Griff.
Ich möchte mich einfach nicht dafür rechtfertigen müssen, wenn ich versuche existenziell nicht unterzugehen.
Glücklich bin ich zur Zeit nicht.
Hinzu kommt auch noch, dass sie in letzter Zeit immer öfter davon redet, dass ich sie ja eh bald verlassen werde, weil das alles zu viel für mich ist und ich doch eigentlich ne Jüngere bräuchte...
Jetzt ist es doch ein kleiner Roman geworden.
Aber glaubt mir, ich habe auch nur einen Bruchteil von allem beschrieben, was Woche für Woche an Herausforderungen auf mich wartet.
Teilweise fühle ich mich eher als Therapeut, nicht aber als Liebespartner.
Ich will sie nicht verlieren, ich will sie nicht enttäuschen. Aber vielleicht ist genau das der Fehler. Nicht enttäuschen wollen....
Gehe ich zu weit mit meiner Toleranz oder bin ich einfach nicht Beziehungsfähig und das, was ich als Überforderung empfinde ist ganz normal in Beziehungen?
Ich bin ohne Vater bei einer alleinerziehenden Mutter als Partnerersatz aufgewachsen. Zur Therapie will ich nur ungern wieder gehen, da mir da eigentlich nur erzählt wurde, dass ich sehr wahrscheinlich nie eine glückliche Beziehung führen können werde. Dafür sei ich zu sehr gehirngewaschen worden.
Aber alleine will ich auch nicht durchs Leben gehen.
Danke fürs Lesen und für eure Meinung!