Aus aktuellem Anlass schreibe ich heute auch mal einen Thread.
Gestern Nachmittag klingelte mein Telefon. Dran war eine gute Freundin.
Das anfangs noch heitere Gespräch schlug schnell in einen Sumpf aus Schweigen und Ratlosigkeit um, als ich den eigentlichen Grund ihres Anrufs erfuhr.
Sie erzählte mir, dass ihr Kind, dass sie im sechsten Monat in sich trägt, am Down-Syndrom, der sogenannten Trisomie 21 leidet und es also gewiss ist, dass dieses Kind behindert auf diese Welt kommen wird.
Nun stand ich da. Sonst eigentlich keinem Streit abgewand und immer für einen Plausch zu haben, fehlten mir schlagartig die Worte.
Durch den Kopf schossen mir Gedanken, wie:
Ach du Scheisse.... Abtreiben.... Ein Downy...
Natürlich sagt man derartiges nicht laut, denn sie war mit dieser Diagnose schon genug gestraft.
Dennoch denke ich, dass sie auch mein Entsetzen gemerkt haben wird.
Nun steht sie da mit einem Haufen an Problemen.
Ihr Ehemann, gerade erst wenige Monate verheiratet, scheint mit dieser Situation überhaupt nicht klarzukommen. Er macht wohl dicht, verbringt auch neuerdings mehr Zeit im Büro als zu hause. Vermutlich um dieser Situation irgendwie aus dem Weg zu gehen.
Beide gut situiert, erfolgreich im Job, beide auch nicht gerade schlechtaussehend, plötzlich konfrontiert mit dem Down-Syndrom.
Wie sich das bei denen alles entwickeln wird, die Zeit wird es zeigen...
Meine Frage aber ist, wie ist oder wäre das für andere, wenn man plötzlich damit konfrontiert wird?
Immerhin habe ich mich mal etwas informiert und erfahren, daß 90% derer die erfahren, dass sie ein Kind mit Down-Syndrom bekommen werden, es Abtreiben lassen.
Sogenannte Pränatalzentren machens möglich.
Entgegen meines Wissens ist es sogar möglich, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind, einen Schwangerschaftsabbruch auch jenseits des dritten Monats vornehmen zu lassen, wenn man einen Arzt findet, der einem bescheinigt, dass die Mutter durch die Geburt eines solchen Kindes schaden nehmen wird. Hier wurden z.B. psychische Probleme genannt. Auch suizidale Absichten zählten hierzu.
Desweiteren leben wir in einer Leistungsgesellschaft, in der mehr denn je Behinderte Menschen ins Abseits geraten. Ist in einer solchen Welt überhaupt noch Platz für behinderte Menschen?
Viele argumentieren natürlich, dass gerade am Down-Syndrom leidende Menschen ja so liebenswert sind. Manche sagen auch niedlich.
Nun gut, das liegt wohl in der persönlichen Einstellung eines jeden, wie er das sieht.
Dennoch steht dem die Abtreibungsquote von 90% entgegen.
Es sieht für mich so aus, als würden zwar viele, ich nenne es mal gute Miene zum bösen Spiel machen, aber selbst eher das Pränatalzentrum und die anschließende Abtreibung bei Behinderung als einen Segen sehen und auch gern in Anspruch nehmen.
Ich persönlichabe muss zugeben, dass ich für meinen Teil vermutlich nicht die nötige Kraft und auch nicht den Willen hätte, ein behindertes Kind aufzuziehen.
Nun kann man mich verurteilen.
Ich muss aber dazu sagen, dass ich auch mit einem Makel geboren wurde und eigentlich bis zu dem Zeitpunkt als dieser nach fast zehn Operationen behoben wurde, leider von vielen blanke Abneigung erfahren habe.
Diese Erfahrung spricht eben das aus, was viele über behinderte Menschen denken.
Ich für meinen Teil bin froh, dass ich diesen Part meines Lebens hinter nur habe. Mit einem dauerhaft behinderten Kind, würde wieder alles von vorne beginnen.
Das nur zur Erklärung, watum ich es mir nicht vorstellen kann.
Wie steht Ihr zu diesem Thema?
Ich freue mich auf viele und vor allem ehrliche Antworten...