Die andere Seite...
Habe schon des öfteren Threads gelesen in denen dem "Opfer" empfohlen wird, die Männer (meist sind es die Männer, die ihre Partnerin verlassen haben) ziehen zu lassen, weil SIE ein Problem haben, SIE nicht reden konnten, SIE niemanden (hier: die Partnerin) an sich heranlassen wollten, SIE keine Gefühle zeigen konnten usw.
Ich selbst war auch so ein Täter. Habe meine wundervolle Feundin verlassen, weil ich Angst hatte, sie könnte mir zu nahe kommen. Davor hatte ich eine Haiden-Angst. Ich sah mich nicht in der Lage Gefühle zu geben bzw. zu erwiedern. Auch war ich nicht fähig mit ihr über meine Situation zu reden, was mich bewegt, was in mir vorgeht.
Einerseits konnte nicht ergründen, was mit mir los war. Warum mich die Nähe so abgeschreckt hat, warum ich so tickte. Anderseits hatte ich teilweise auch Angst, sie mit meinem Innenleben verletzen zu können. Obwohl ich paradoxerweise den Drang verspürte, mich ihr zu öffnen.
ES HAT MICH TOTAL FERTIG GEMACHT!
Sicherlich muss jeder, der verlassen wird, erst einmal an sich denken. Ist ja schließlich sein Leben. ABER: ich kann mit hoher Wahrscheinlichkeit sagen, dass viele der Verlassenden mit ihrer Situation nicht im Geringsten zufrieden sind und die "Entscheidung" sogar bereuen. Sie wissen nicht, warum sie so ticken und einem geliebten Menschen soetwas antun.
Der Grund liegt sehr oft in der Vergangenheit. Probleme in der Familie, soll heißen: häufige Streits zwischen den Eltern, Entzug von Zuneigung, evtl. Alkoholismus, einfach gesagt: ein fehlendes funktionierendes Beziehungsmodell. Das Spektrum ist zu weit gefächert, um es hier zu erläutern.
Ich bin heute in Therapie, weil mich meine damalige "Entscheidung" so sehr runtergerissen hat, dass ich die Welt nicht mehr verstand. Es kann sich kaum jemand vorstellen wie es ist, wenn man(n) lieben möchte, aber nicht in der Lage ist, diese Liebe zu geben geschweige, zu empfangen und es anscheinend keinen erklärbaren Grund dafür gibt. Ich habe meiner Ex so sehr weh getan, dass es mich dazu getrieben hat, darüber nachzudenken warum es so gekommen ist, warum ich so ticke. Heute weiß ich viele Dinge über mich, die ich damals nicht erklären konnte. Es erleichtert zwar in gewisser Weise mein Gewissen, es macht das Ganze aber natürlich nicht rückgängig. Trotzdem muss ich damit klar kommen, obwohl es mich sehr belastet.
Falls Du Deinen "Ex" noch immer liebst, würde ich ihn an Deiner Stelle nicht sofort abschreiben. Gib ihm ein wenig Zeit. Dann würde ich versuchen, langsam an ihn heran zu treten. Wovor er Angst hat, was ihn verunsichert. Gib ihm das Gefühl, dass Du für alles Verständnis hast, was auch immer er sagen möge. Das soll jetzt nicht heißen, dass Du klammern sollst und ihn anbetteln, er möge zurückkommen. Es ist schwer zu verstehen, aber ich glaube, er wollte die Trennung überhaupt nicht. Du kannst Dich ja auch mal schlau machen, wie sich Familienprobleme auf die Entwicklung von Kindern auswirken können. Ziemlich erstaunlich!
Falls Du Interesse hast, kannst Du mir auch gern privat schreiben. Sag einfach bescheid. Ansonsten drücke ich Euch beiden gan dolle die Daumen.
LG
Heiggo