Guten Abend allerseits!
Das ist eine lange, komplizierte Geschichte. 100000 Danke denen, die sich ihrer Annehmen, ich bin um jede Meinung s o dankbar!
Letzten Samstagmorgen habe ich meine erste Liebe nach einem Jahr aus meinem Leben geschickt.
Das ganz war von Anfang an kompliziert: Er ist 45, ich 20. Er hat 2 Kinder, die gerade mal 3 Jahre jünger sind als ich und eine Ex-Ex-Freundin, an der er noch unglaublich hängt.
Wir haben uns ein halbes Jahr dagegen gesträubt, was miteinander anzufangen, weil wir meinten, dass das nicht gut ausgehen könne. - Gerade er hat permanent gezweifelt: Es wären keine Perspektiven da, es gäbe keine Zukunft für uns. - Und trotzdem immer beteuert, was ich ihm bedeute, dass ich eine wundervolle Frau und eine der wichtigsten in seinem Leben geworden wäre, wie toll er mich findet und wie großartig der S. mit mir ist - nur dass er sich nicht 100%ig darauf einlassen kann, weil es eben keine wirklich Perspektive bietet.
Ich war verknallt, unerfahrener und deswegen ein großes Stück naiver als er, hab mir das angehört und so getan, als würde es mich nicht treffen, dass ich mir immer wieder Mühe geben, mir emotional den Hinterteil aufreiße und er einfach nicht an ein 'uns' glauben kann.
Dazu kam eben diese Geschichte um die Ex-Freundin, mit der 8 Jahre lang zusammen war, nun schon 3 Jahre nicht mehr, weil sie sich nach der Trennung von einem anderen Mann hat schwängern lassen, mit dem sie dann 500km weit weggezogen ist. - Trotzdem telefonieren die beiden jeden Tag, es gibt täglich SMS, wenn etwas passier - und sei es nur ein Tor der gemeinsamen Lieblingsmannschaft.
Dann gab's auch Situationen, wie diese: Wir schlafen miteinander, er bricht ab, fängt an zu weinen und sagt, er habe das Gefühl, sie mit mir zu betrügen. Oder dass ich noch in seinem Bett liege, das Telefon klingelt und er schließt sich im Bad ein, damit ich nicht höre, was sie sagen. Oder wir fernsehen, das Telefon klingelt, er aber nicht ran geht und ich höre, wie sie ihm Grüße, Küsse und ein 'Ich liebe dich' auf den AB spricht.
Richtig zu mir gestanden hat er 1, 2 Mal - Momente, an denen ich mich lange festgehalten habe, in der Hoffnung, dass es tatsächlich so sein und werden könnte.
Ich hab das immer irgendwie weggesteckt, ihn entschuldigt, ich hätte ja von Anfang an gewusst, was er für'n Typ ist, er meine das nicht so, er fände mich toll und würde das halt nicht richtig äußern können - was vollkommener Quatsch ist, weil ich weiß, dass er kann. Das habe ich anfangs mitbekommen und bekam ich ja immer noch mit, wenn er mit seiner Ex sprach.
Dann wurde ich arbeitslos, hatte viel zu viel Zeit und wenig andere Punkte, an denen ich mich hätte reiben können, was eben absolut dazu geführt hat, dass ich zu viel gegrübelt habe, mir Sorgen gemacht habe und all sein Verhalten über- und manchmal gewiss auch fehlinterpretiert.
Mir gings nicht gut, ich hab mich gelangweilt, mein Selbstvertrauen mehr und mehr verloren, zweifelte an seiner Zuneigung zu mir und wurde auch in dieser Lage wieder und wieder enttäuscht: Er wolle keine schön Wetter Beziehung führen, aber er könne sich eben nicht 100%ig auf mich einlassen, dazu fehlte die Perspektive.
Ich habe mir in den letzten Wochen Nächte lang den Kopf zermatert, ob es mir nur meinetwegen nicht gut geht, oder ob es an ihm liegt - ob ich unsere Probleme mache, oder ob sie tatsächlich existent sind.
Dann begann er, sich weniger zu melden, nachdem wir Wochen lang jeden Tag mindestens telefoniert hatten. Das hat mich wahnsinnig gemacht.
Letztlich lief es dann Samstag nach viel Freibier und einer langen Nacht morgens um 5 darauf hinaus, dass ich, nachdem ich ihn den ganzen Abend mit anderen Frauen habe sprechen sehen, denen er sagte (das ist nicht paranoid, ich kenne diese Gespräche tatsächlich zu gut.. ) wie toll sie wären, dass sie an sich glauben sollten, wie fantatstisch er sie fänd, und 2 Blickwechseln à la "In 10minuten fkn auf'm Klo?", also dass ich ihm sagte: "Ich habe das Gefühl, jede Frau ist für dich toller als ich."
Er darauf: "Rein äußerlich ist das auch so."
Womit er nicht meint, dass er mich hässlich findet, sondern dass ich eben 25 Jahre jünger bin. Trotzdem war dies dann endlich und letztlich der berühmte Tropfen, der mein Fass zum überlaufen brachte.
Ich hab mich neben ihn gesetzt und ihm ruhig und recht liebevoll erklärt, dass ich nicht mehr könne und nicht mehr wolle.
Erst hat er geweint, dann haben wir zusammen geweint. Ich hab ihm gesagt, dass ich soviel vermisse, Kleinigkeiten, Liebesbeweise irgendeiner Art, Stolz auf uns.
Er hat wirklich unglaublich doll geweint - was mich traf und erleichtert hat, weil ich mich lange mit dem Gedanken gequält habe, dass es ihn nicht träfe, wenn ich ginge.
Nun habe ich ihn gestern - wie das Leben so spielt - getroffen, weil ich einen Weg fuhr, von dem ich dachte, ihm auf diesem nicht begegnen zu können. Bin auch angehalten und er hat sofort wieder angefangen zu weinen, sah unheimlich schlecht aus.
Er sagt nicht, dass er mich zurück will - auch wenn er das irgendwo tut, weiß er, dass es keinen Sinn macht, weil es einfach nicht besser geworden wäre. Er wäre nie so froh über mein Dasein, wie er nun traurig über mein Wegsein ist.
So. Ja. Und nun sitze ich hier, weiß und spüre auch oft, dass es die absolut richtige Entscheidung war - immerhin schlafe ich besser als in den letzten 4 Wochen und bin so erleichtert, nicht mehr den ganzen Tag grübeln und verärgert sein zu müssen. Und doch vermisse ich ihn unglaublich - seine Marotten, seine Witze, sein lachen, seine Wohnung, unsere Gespräche.
Die Traurigkeit lässt sich immerhin wegheulen, das davor hat mich noch häufiger zum weinen gebracht, wurde dadurch aber nie besser.
Ich will ihn auf keinen Fall verlieren, er hat mich auch darum gebeten, weiter mit mir spazieren zu gehen, uns zu sehen und so.
Die Trennung war unausweichlich und die einzige Chance, irgendwann in Freundschaft und ohne noch mehr Verletzungen zueinander zu finden. Denn "vorher" wollten wir ja eigentlich nichts anderes: Wir wollten uns nie wollen, wir wollten nicht miteinander schlafen wollen.
Und genau hier beginnt das nächste Problem: die Woche lief okay für mich. Ich war überrascht, dass es ihn so tief traf, was ich entschieden hatte. Habe ihn 2 Tage danach zufällig (Ich wohne in einem Kaff von Stadt..) vor'm Supermarkt getroffen, da hat er sofort wieder angefangen zu weinen. Hat auch Sonntagabend schon wieder SMS geschrieben. - Ich hatte seine Nummern alle gelöscht und die Nachricht auch gleich.
Dann war ich stutzig darüber, wie gut es mir ohne diese Grübelein ging: Will er mich? Will er mich nicht? Warum nicht? Aber ich will ihn doch. Hallo?
Ich hatte ihm gesagt, wir könnten Freitag schauen, wie's uns geht und dann zusammen raus. Er hat sich Donnerstagabend gemeldet und wir uns für Freitag, also gestern, zum spazieren (pro Runde ca. 1 1/2 Stunden) verabredet.
Und dabei viel klären können. Er hat wieder viel geweint, gesagt, dass dieser Kommentar ('Rein äußerlich schon') völlig falsch rüberkam, wie er zu anderen Frauen steht, dass es ihm Leid tut, dass er sich in den Arsch beißen könnte, sich so benommen zu haben. Dass er es bereut, mich nicht gehalten haben zu können. Und sich immer wieder die Frage stellte: Wenn ich mich auf diese Frau nicht einlassen kann - wer soll da noch kommen, bei dem's klappen soll?
Und er hat mir nach all der Zeit das erste Mal nüchtern gesagt, dass er mich liebt.
Er hat aber nicht gebettelt, dass ich ihn zurück nehmen soll. Und ich weiß auch, dass er sich kaum ändern können wird, da sein Hauptproblem - die fehlende Perspektive ob der 25 Jahre Unterschied - einfach bestehen bleibt. Und ich verstehe, dass er sich zügelt in seinen Gefühlen, um mir nichts zu versprechen, was er nicht halten kann.
Lange Rede kurzer Sinn: In diesem Gespräch wurden die letzten Wochen ungefähr um 100% aufgewertet und ich bereue sehr, nicht eher dieses Gespräch gesucht zu haben. - Auf der anderen Seite wäre es unter Garantie anders verlaufen, wenn vorher nicht der Entschluss gefallen wäre.
Die Krux bei der Sache: Ich will ihn noch. Nach allem, was passiert ist, hab ich Schmetterlinge im Bauch, so richtig doll. Und er will mich.
Und beide sagen, wie vor Beginn der Beziehung: Das wird nichts. Das geht nicht. Das klappt nicht.
Ich bin ratlos. Bitte, bitte - Hilfe und Meinungen!
Bin ich einfach noch nicht gebranntes Kind genug? 2. Versuch, trotz Verletzungsrisiko? Kontaktabbruch (was weder er noch ich wollen oder wirklich schafften.. )
Bin um jede Antwort dankbar. - Danke für's lesen. Das war happig viel..