Guten Morgen :)
Ich habe schon oft hier mitgelesen um mir Rat zu holen, nun habe ich mich angemeldet weil ich dringend einen persönlichen Rat brauche.
Mein Freund und ich sind vor zwei Jahren zusammen gekommen. Anfangs war es der Hammer, er versteht mich wie kein anderer Mensch, wir haben viel Zeit miteinander verbracht. Wir führten eine Fernbeziehung über 100 km Entfernung und haben uns anfangs sehr oft gesehen. Ich würde sagen, dass ich noch nie einem Menschen näher war als ihm. Wir haben uns beide miteinander viel entwickelt in der Zeit.
Über die Zeit haben sich immer mehr Probleme eingeschlichen, wir konnten uns etwa das letzte halbe Jahr nur noch sehr wenig sehen, hatten immer mehr Streit, kaum noch Qualitätszeit, ich fand ihn immer öfter nachlässig in allem. Schließlich habe ich vor 4 Monaten die Trennung ausgesprochen. Ich habe mich schrecklich unverstanden gefühlt und habe darunter gelitten dass wir uns so wenig sehen konnten. Wir haben dann noch 4 Wochen geschrieben und diskutiert (nicht getroffen weil er ne Lungenentzündung hatte) bis ich den Kontakt ganz abgebrochen habe, weil er bestimmte Dinge einfach nicht eingesehen hat. Ich hab mir das dann alles sehr lange versucht schön zu reden, bis ich endlich ehrlich zu mir selbst war und begriffen habe, dass ich ihn noch liebe. Ich habe begriffen, dass ich selbst viel zu negativ eingestellt war, dass wir beide mit unserem Leben nicht zufrieden waren und vom anderen erwartet haben das auszugleichen. Dass wir beide großen Stress aushalten mussten (Krankheit, Entfernung, dass jedes zweites WE seine Kleine da war, beruflicher Stress und Unzufriedenheit, viel Streit) und dass die Bedingungen einfach nicht mehr wie anfangs waren. Kurzum, ich habe begriffen dass unsre ganzen Probleme eine Beziehungskrise ausgelöst haben, mit der wir beide nicht richtig umgegangen sind. Beide Dickköpfe :)
Ich habe mich darauf hin bei ihm gemeldet und wir haben uns auch gleich verabredet. Ich hab gespürt dass er sich freut dass ich wieder da bin. Er sagte er denke oft an mich und habe mich vermisst. Als wir uns trafen war das alte Kribbeln wieder da, ich wollte ihm nah sein. Er war aufgeregt mich zu treffen. Wir haben dann über uns geredet und stellenweise hatte er Tränen in den Augen. Es war ungewohnt, aber auch toll ihn zu sehen.
Ich habe ihm bei diesem Treffen vorgeschlagen es noch mal miteinander zu versuchen. Ihm dargelegt, dass ich viel verstanden habe, wir beide die gleichen Fehler gemacht haben, dass Liebe für mich bedeutet, zu kämpfen. Ich habe ihm gesagt dass ich nachgedacht habe und bereit wäre in seine Nähe zu ziehen (ein voriger Streitpunkt), was ich zuvor immer abgelehnt hatte. Das war vor ziemlich genau 4 Wochen. Wir haben seit dem fast jeden Tag geschrieben, oft ging der Kontakt von ihm aus. Ich habe auch gemerkt dass er versucht hat einige Dinge besser zu machen, die ich angemerkt hatte. Die Kommunikation zu verbessern, mal zu telefonieren statt immer nur zu schreiben etc.
Es gibt zwei Haken an der Sache: 1., ich gehe in zwei Wochen ins Ausland. Weit weg, und etwa ein Jahr (Im Prinzip kann ich die Dauer selbst bestimmen, aber so ist es schon lange geplant). Er sagt er habe große Angst vor diesem Jahr. Mein Vorschlag in seine Nähe zu ziehen wäre also für danach. 2. hat er eine Freundin die ich nie kennengelernt hab weil sie es nicht wollte. Ich habe immer argwöhnt dass sie was von ihm will, er verneinte das. Nun...jetzt hat er was mit ihr. Er sagt selbst dass es mit ihr einfach bequem und angenehm ist, aber dass sein Herz Saltos geschlagen hätte als ich mich wieder gemeldet habe. Sie macht halt quasi alles was er will und er kann sich zurücklehnen. Ich muss zu diesem Thema sagen, dass wir in solchen Dingen immer ein Vertrauensverhältnis hatten, teils eine offene Beziehung, und wir konnten prinzipiell immer über alles reden, was sexuelle Attraktion etc betraf.
Ich bin 3 Tage nach unserem ersten Wiedertreffen abends einfach überraschend zu ihm gefahren. Als er mich gesehen hat hab ich richtig in seinen Augen gesehen, wie die Fassade gebrochen ist und er sich wahninnig gefreut hat dass ich da bin. Er hat sich gleich angezogen und wir sind weggefahren um zu reden (die andre war grad bei ihm und die will mich ja nicht kennenlernen, was ich halt akzeptieren kann so weit). An dem Treffen haben wir beide gemerkt wie die Gefühle füreinander sind, wir haben viel und ehrlich geredet und uns zum Abschied auch geküsst.
Nun, ich hab vor zwei Tagen mit ihm telefoniert und er sagte dass er sogar Angst hat mich zum Abschied zu sehen, dass es ihm weh tut zu wissen dass ich bald weg bin. Er will mir aber trotzdem morgen beim Umzug helfen (ziehe noch mal zwei Wochen zu meinen Eltern). Er sagte, wenn die Gefühle so stark bleiben, könnten wir es danach in kleinen Schritten wieder versuchen, aber dass sich in einem Jahr sehr viel verädern könnte. Er sagt jetzt auch, dass wir beide Fehler gemacht haben, dass es mit mir die kleinen persönlichen Dinge sind, die er vermisst, dass er mit der anderen zwar Entspannung aber nicht die Höhen und Tiefen wie mit mir hat.
Nun, ich weiß nicht wie ich mit der Situation umgehen soll. Auf der einen Seite ist da so viel Vertrautheit, Schmetterlinge, Sehnsucht, aber auch Liebe in der Basis. Auf der anderen Seite ist er ja dauernd mit der andren beschäftigt, tröstet sich offenbar mit ihr. Ich hab Angst ihn zu verlieren und finde es gleichzeitig schwach dass er nicht alleine sein kann. Ich verstehe seine Ängste und fühle mich gleichzeitig allein gelassen. Bald bin ich weg, ich habe so Angst dass er sich einfach an sie gewöhnt und unser Kontakt irgendwie belanglos wird und wir uns verlieren. Oder ist so eine Emtfernung sogar eine Chance, weil man nur reden kann und man eine Bindung aufbaut? Quasi weil etwas Bestand hat, auch wenn man sich nicht sehen kann? Ich würde eigetlich gerne eine richtige Fernbeziehung führen, mit Telefon-Terminen und detailreichen Erzählungen aus dem jeweiligen Leben, was wir wohl auch tun werden. Trotzdem hab ich Zweifel, ob ich das mit jemandem machen soll, der mehrmals in der Woche eine Frau an der Stelle im Bett liegen hat, an der ich normalerweise liegen würde. Auch wenn ich es mir wünsche, hab ich das Gefühl, nicht von ihm verlangen zu können, mit ihr Schluss zu machen. Schließlich war ich diejenige, die den Kontakt zu ihm abgebrochen hat. Und ich kenne ihn ja, dass er eben nur schlecht alleine sein kann. Mir geht es grade einfach nur schlecht, am liebsten würde ich mit Ausland alles hinwerfen :( (was ich nicht tun werde!!)
Habt ihr einen Rat, wie ich mich verhalten soll? Wie ich mich sortieren kann? Ich weiß grade einfach nicht was falsch und was richtig ist, es ist wahnsinnig schwierig.
Zur Info übrigens, er ist 43 und ich 25.
Ich danke euch fürs Lesen und eventuell euren Rat! :)
Loxodonta