Ich weiß gar nicht so genau, wo ich anfangen soll. Am Besten erstmal chronologisch.
Vor anderthalb Jahren etwa habe ich mich von meinem Freund getrennt. Ich habe mich getrennt, weil ich ihm irgendwie zunehmend egaler wurde und bevor ich mich weiter kaputt mache(n lasse), habe ich nach langen Überlegungen den Entschluss gefasst, mich zu trennen. Es ist mir wahrlich nicht leicht gefallen, weil ich ihn sehr geliebt habe, vermutlich ist er die Liebe meines Lebens, wenn es so was überhaupt gibt. Nach der Trennung wurde es schnell ziemlich heftig. Ich habe sein Ego verletzt, er hat sich vieles raus genommen und ich wollte mir das nicht weiter gefallen lassen. Das Ende vom Lied war dann, dass wir einen ziemlichen Rosenkrieg geführt haben. Das Ganze war noch im letzten Jahr und all der Ärger war auch Ende des Jahres vorbei. Danach hatten wir erstmal keinen weiteren Kontakt. Unser gemeinsames Hobby hat dann dafür gesorgt, dass wir uns Anfang diesen Jahres noch einmal gesehen haben. Wir konnten uns normal unterhalten, waren aber beide recht reserviert. Das war das letzte Mal, dass wir uns gesehen haben, auch Kontakt hatten wir seit dem nicht mehr.
Anfang des Jahres habe ich dann meinen neuen Freund getroffen, er ist 15 Jahre älter als ich. Wir führen eine Fernbeziehung. Am Anfang war alles toll. Aber wir sind doch in vielen Sachen sehr verschieden. Vielleicht liegt es am Altersunterschied. Ich bin Mitte 20 er 40. Er ist oft so reserviert, er lacht kaum, wenn ich mich verrückt verhalte, so wie ich nun mal bin, ernte ich einen seiner Blicke, die mir sagen, dass er nichts damit anfangen kann. Mir fehlt einfach oft der Spaß. Zusätzlich ist er deprimiert, sieht es aber nicht wirklich ein. Für mich sind die Wochenenden, an denen er so deprimiert ist, so anstrengend. Manchmal bin ich froh, wenn das Wochenende vorbei ist und ich wieder meine Ruhe habe. Dabei bin ich sonst gerne mit ihm zusammen. Ich fühl mich geborgen. Wir streiten so gut wie nie, er unterstützt mich. Manchmal glaube ich, er gibt viel mehr, als ich es tue. Ich habe schon mehrfach darüber nachgedacht, mich zu trennen. Aber es würde ihm so weh tun und ich möchte ihn nicht verletzen. Dann denke ich wieder, wenn ich mich einfach mehr drauf einlasse, dann wird es gut. Aber irgendwie wird es das nicht.
Das ganze Jahr über habe ich eigentlich keinen Kontakt zu meinem Ex gehabt, jedoch geht er mir trotzdem nicht aus dem Kopf. Die Beziehung hatte Höhen und sehr tiefe Tiefen. Vor allem für mich. Aber es war lustig, es war intensiv in jeder denkbaren Richtung. Es gibt so viele Momente, bei denen ich an ihn denken muss. Ein Film im Fernsehen, ein Lied im Radio..Aber es war alles immer nur für mich, quasi heimlich. Ich hätte auch nie erwartet, dass es ihm genau so geht. Und genau da liegt mein Problem. Ich schrieb mit einer gemeinsamen Bekannten, sie sagte, sie hätte keine Zeit, wollte aber noch kurz was fragen und sie erwähnte auch, dass mein Ex da war. Ich weiß nicht warum, aber das habe ich als Anlass genommen, um ihm zu schreiben. Ich schrieb ihm eine Mail. Nichts Verfängliches oder so, ich hätte auch nicht erwartet, überhaupt etwas von ihm zu hören, eigentlich dachte ich, er würde es ignorieren, weil ich ihm jetzt, so wie während unserer Beziehung, egal bin. Aber da habe ich weit gefehlt. Er hat mir geantwortet. Und wir haben über einiges geschrieben. Und er sagte mir, dass er bereut was er getan hat, dass er viele Fehler gemacht hat, nicht gemerkt hat, wie glücklich er war und viel zu spät erkannt hat, was er an mir hatte. Dass er ohne mich leben, aber nicht glücklich werden kann. Dass er mich liebt und um mich kämpfen will, dass er mich jetzt nicht so schnell aufgeben will.
Ich war total geschockt. Eigentlich war es das, was ich mir trotz allem gewünscht habe. Aber da ist mein Freund. Und ich habe keine Ahnung was ich tun soll. Vielleicht bin ich jetzt nicht so glücklich, wie ich sein könnte, aber ich bin auch nicht so traurig wie ich mal war und ich bin mir sicher, ich werde niemals so verletzt werden, wie ich es bereits wurde. Aber ist das genug? Und ist das fair meinem Freund gegenüber? Muss ich mich nicht eigentlich trennen, weil ich weiß, dass ich nie so glücklich sein werde, wie ich es sollte und weil auch er deswegen nie so glücklich werden kann, wie er es sollte? Aber lässt man jemanden im Stich, von dem man weiß, dass es ihm gerade nicht so gut geht. Ich denke manchmal, wenn es ihm besser gehen wird, wenn er sich Hilfe sucht, vielleicht wird es dann so, wie ich es mir wünsche. Aber er holt sich keine Hilfe, er sieht es noch nicht mal ein. Lieber geht er seinen Gedanken nach, sieht alles negativ, verkriecht sich einfach im Bett, auch wenn er bei mir ist. Und für mich ist es einfach schwer an solchen Wochenenden.
Aber kann man zu Jemandem zurück gehen, der einen bereits so verletzt hat? Was ist, wenn ihm nach ein paar Monaten dieselben Zweifel kommen. Habe ich dann wegen ihm eine vielleicht gute Beziehung aufgegeben?
Und ist da meine Familie. Meine Eltern haben den ganzen Ärger mit bekommen, ich bin nach der Trennung für kurze Zeit bei ihnen eingezogen. Sie werden mich sicher für verrückt halten, auch wenn meine Mum Anfang des Jahres schon sagte, dass sie mich trotzdem lieb hätte, sie alle würden mich für verrückt halten, ich tue es ja selber.
Ich bin so verwirrt. Ich weiß gar nicht, was ich tun soll. Dieses WE war mein Freund bei mir. Es war ok. Es hat sich gut angefühlt. Aber trotzdem ist es nicht perfekt, obwohl ich Gefühle für ihn habe. Ich komme mir verlogen und gemein vor.
Hat vielleicht jemand einen Rat für mich?
Auf jeden Fall danke an alle, die bis zum Ende gelesen haben.
Viele Grüße!