sxbrinxAbsatz 1: Vermutungen: Kein Thema. Man steckt ja in seinem eigenen Körper und hat ein Gefühl. Aber die Diagnose sollten wir den Profis überlassen, da man, gerade wenn man betroffen ist, auch betriebsblind sein kann. Erfahrungswerte gibt es auch mit dem eigenen Körper. Solange die befriedigende Ergebnisse liefern, ist es ja gut. Aber deine Worte haben sich für mich nicht so gelesen, als hättest du Erfahrungswerte mit von dir erlebten Depressionen oder depressiven Verstimmungen, basierend auf welchen du es weißt, wenn sich wieder eine Episode anbahnt, die du -wie im Falle einer Erkältung- mit dem entsprechenden Verhalten abfangen und behandeln könntest. Deine Worte lesen sich so, als dächtest du, dass du eine Depression hast, reine Vermutung ohne Erfahrungskomponente. Außerdem ist eine Depression eine andere Größenordnung als eine Erkältung und anders als eine Erkältung nicht im Erfahrungsspielraum eines jeden Menschen und in der Behandlung etwas komplizierter und langwieriger. Eine Depression kann sogar einen Suizid bedingen und gehört in professionelle Hände. Aber du weißt ja gar nicht, was mit dir los ist oder ob überhaupt etwas mit dir los ist. Eine depressive Verstimmung kann Menschen durchaus auch einmal ereilen, auch in einer solchen Phase mag Unterstützung wichtig sein, eine Depression aber ist eine ganz andere Größenordnung. Und wenn es dir aus welchen Gründen auch immer schlecht geht oder du dich antriebslos fühlst, ist das natürlich ein Thema, dass man einem Arzt gegenüber ansprechen soll und kann. Nur: Warte ab, was er dir zu sagen hat. Insofern: Überlass dem Profi die Diagnose, wenn du meinst, zumal dieser ja auch die entsprechende Therapie folgen würde.
Absatz 2: Das ehrt dich. Das Leben lässt sich aber nicht am Reißbrett planen. Und es kann passieren, dass man etwas annimmt und dass sich etwas anderes herausstellt. Das gehört zum Leben dazu. Dieser Prozess hat mit Spielen von Gefühlen meiner Ansicht nach nichts zu tun. Manche Dinge muss man in der Tat erleben, um zu wissen, ob man es will. Man soll nicht leichtfertig sein und kann sich vorher durchaus seine Gedanken machen. Aber zweifelsfrei kann man nicht alles im Kopf abklären. Auch wenn du handelst, weißt du selbst hinterher oft nicht, ob es richtig war, weil du ja nicht ein zweites Mal in derselben Situation sein kannst, um die andere Option zu wählen. Diese Unschärfe müssen wir aushalten. Auch dass ein anderer Mensch uns verletzen könnte, weil das Leben so viele Variablen enthält. Nicht alles ist vorhersehbar, auch wenn man verantwortungsbewusst agiert. Aber oft ist es so, dass Handeln uns Erkenntnisse liefert, auch wenn die Handlung selbst nicht ideal war und wir es beim zweiten Mal anders machen würden. Feststecken und Grübeln aber ist ganz schlecht. Ich sehe den Hund bei dir woanders begraben. Du kannst nicht alles kontrollieren. Du kannst dich und andere so nicht vor Verletzung schützen. Das Leben lässt sich nicht planen und kontrollieren. Wenn Dinge manchmal anders kommen als gedacht oder geplant, heißt das noch lange nicht, dass ein böser Vorsatz im Spiel war. Wenn mir eine Bemerkung gestattet ist: Du hast mehr davon, zu lernen, auszuhalten, dass sich nicht alles planen und kontrollieren lässt und dass Verletzungen, Zurückweisungen und Enttäuschungen zum Leben gehören und dass ein gesunder Mensch das aushält. Des Weitern tätest du gut daran, zu akzeptieren, dass Veränderungen nicht immer mit Bösartigkeit seitens des anderen zu tun haben, und dass auch du ein Recht darauf hast, deine Meinung zu ändern.