Hallo,
ich habe mich gerade hier angemeldet, weil ich mich sehr verzweifelt fühle und gerne die objektive Meinung von Außenstehenden hätte.
Mein Freund (28) macht mir (24) ständig Vorwürfe. Dabei geht es zumeist um Charakterzüge oder Verhaltensweisen von mir. Ich merke, wie es mich sehr traurig macht, dass ständig an mir herumgemeckert wird. Die Palette an Vorwürfen ist nicht gerade klein. :roll:
War der Hauptvorwurf am Anfang unserer Beziehung noch, dass ich zu flirty und bitchy sei, geht es mittlerweile hauptsächlich um meine Geltungssucht, mein ständiges "in den Mittelpunkt stellen", meine Sturheit, meine kindliche Art, meine Uneinsichtigkeit, meine Kompromisslosigkeit, usw.
Es vergehen selten ein paar Tage, ohne dass es sich wieder darum dreht, dass ich etwas falsch gemacht habe. Und jeder Versuch, mit ihm darüber zu sprechen, endet schlichtweg damit, dass der Fehler bei mir liegt.
Beispiel: Vor ner halben Stunde habe ich dieses Thema gegoogelt. Er hat sich neben mich aufs Bett gesetzt und interessiert mitgeguckt. Als ich dann in einem Onlineratgeber Sätze wie "Vorwürfe sind destruktiv, nutzen sie stattdessen lieber Ich-Botschaften" fand, meinte er, dass er die Dinge auch genau so formuliert. Er findet, er würde das so machen.
Als wir dann darüber sprachen, ist es wieder eskaliert. Ich habe inständig versucht, zu vermitteln, dass man in einer Beziehung durchaus verschiedene Standpunkte und auch verschiedene Charakterzüge haben kann und sowas einfach akzeptieren muss.
Er hat doch dann knallhart gesagt: "Ja, aber meine Ansichten sind doch meistens die richtigen."
Als ich daraufhin protestierte kam ein anderer - gern von ihm gewählter - Satz: "Willst du dich denn nicht weiterentwickeln?" / "Dann entwickel dich eben nicht weiter."
Das sagt er meist dann, wenn ich seinen Standpunkt nicht übernehme, meine Sichtweise beibehalte und mich "uneinsichtig" zeige. Mir steht es wirklich bis hier.
Ich würde mir wünschen, dass er das Mal einsieht. Eine Beziehung heißt doch nicht, dass ich alles vom Partner übernehmen muss, oder ansonsten von ihm "gestraft" werde? Aber wie gesagt, seine Antwort darauf war ja, dass seine Ansichten ja meistens die richtigen seien. (Im Umkehrschluss wohl, dass meine falsch seien)
Wie kann ein Mensch sowas glauben? Es liegt doch klar auf der Hand, dass es zu einem Thema mehr als eine richtige Meinung gibt, dass es eben so viele Meinungen wie Menschen gibt.
Mir fehlt die Kraft dazu, mich immer wieder durch solche Diskussionen zu kämpfen. Wenn ich dann aus Trotz den Mund halte und dann auf Nachfrage sage "Ja, wir machen es so wie du willst, du hast Recht" .. ist es auch wieder nicht richtig. Denn man(n) möchte ja eine erwachsene, harmonische und ausbalancierte Beziehung. :roll:
Ich verstehs nicht. Ich kaufe mir doch auch keinen Apfel, wenn ich weder Schale, Fruchtfleisch, noch Kerngehäuse leiden kann und bin dem Apfel dann Böse, dass er keine Erdbeere ist. Aber genau so komm ich mir in dieser Beziehung manchmal vor. Ich sage dann auch schon mal Dinge wie "Dann trenne dich, wenn ich so scheiße bin." Aber andererseits betont er, mich zu lieben und dass er diese Dinge ständig ansprechen muss, weil er keine Lust hat, sich solch ein Verhalten bieten zu lassen.
Aber Mädels, das sind teilweise wirklich Mückenschisse. Neulich hatte ich beispielsweise keine Lust, direkt nach dem Essen abzuspülen und wollte erst einen Spaziergang machen. Das kommt bei mir in der Regel nicht vor. Ich spüle wirklich pflichtbewusst und meist zügig nach dem Essen ab. An diesem Abend aber halt mal nicht. Daraufhin gab es eine Diskussion, er wollte unbedingt, dass ich sofort abspüle, damit seine Aufgabe (er hat für uns gekocht) abgeschlossen ist. Er hat dabei auch betont, wie wichtig es ihm ist, Aufgaben abzuschließen. Ich respektiere das und wie gesagt: Es wäre mir neu, dass ich eine Abspülverweigerin bin und das bereits öfters vorkam.
Dennoch wurde ich dafür insofern gestraft, als dass er mich den ganzen Abend nicht mehr sehen wollte und wir die Nacht getrennt schlafend verbracht haben.
Ist das eine "normale" Reaktion auf den Vorfall? Bin ich hier zu uneinsichtig? Würdet ihr auch so reagieren, wenn euer Partner eurem Bedürfnis des sofortigen Abspülens mal nicht nachkommt? Ich muss sagen, bis vor ein paar Monaten, hat er den Abwasch gerne stundenlang vor sich hergeschoben. Egal wie sehr ich drum gebeten oder darauf beharrt habe, dass wir das "schnell" erledigen. Da wurde mir dann immer vorgeworfen, ich würde ihn unter Druck setzen, indem ich verlange, dass er es in absehbarer Zeit nach dem Essen tut. Und zumeist war er dann auch sauer auf mich, oder hat mich einfach nur ausgelacht.
Dann hat sich seine Einstellung zum Abwaschen eben vor ein paar Monaten geändert und nun sind ihm solche Dinge wichtig. Ich finde das sehr angenehm, kann aber angesichts dieser Vorgeschichte seine Härte mir gegenüber in dem Fall nicht verstehen.
Wie seht ihr das denn? Und kennt ihr solche Verhaltensweisen? Wie geht ihr damit um?
Bin ich zu empfindlich, oder schießt er mit seinen dauernden Vorwürfen und Konsequenzen übers Ziel hinaus?
Freue mich über Antworten.
Liebe Grüße,
Solnetsok