Hallo liebe Community!
Bei mir (w/18) wurde vor einem Jahr eine "Soziale Phobie" diagnostiziert. Ich war schon immer SEHR schüchtern, hatte Angst vor eigentlich ganz normalen Dingen (zB Klingeln im Bus, damit er an der Haltestelle stehen bleibt, reden vor mehreren Leuten, Essen vor Fremden, Gefühle zeigen usw...). In der Reitschule, in der ich 7 (!!) Jahre war, wechselte ich KEIN EINZIGES WORT -kein Smalltalk- mit meinem Lehrer. NICHTS.
Ich besuchte einen Selbstverteidigungskurs, bei dem ich viele neue Leute kennen lernte und mit ihnen auch engen Körperkontakt hatte. Das Ganze hatte mir viel geholfen, und ich habe dort auch meinen Freund gefunden.
In der Zeit schien das Ganze wie vergessen.
Er trommelte seine Freundin zu einer Party zusammen und ich hatte so schreckliche Angst davor, ich blamierte mich schrecklich, schlechtweg, weil ich Angst davor, mit ihnen zu reden. Es war der Horror.
Nach einem Monat stellte mir einen weiteren Freund zusammen, bei dem er mich vorwarnte, für ihn nicht attraktiv genug zu sein, deshalb solle ich mich schon mal auf das ein- oder andere Kommentar gefasst sein.
Dieses "Freund" sagte Dinge zu meinen Freund wie: OMG, such dir ne Schönere oder: Sie ists nicht wert, is eh wahrscheinlich eine untreue Schl****e und er hatte was besseres verdient ... und weiß der Kuckuck was noch. Er preiste seine Ex-Freundinnen an, das die so scharf und geil und so waren und das er die gerne mal gekna**t hätte, und deswegen war mein Freund sein "HERO".
Das Ganze verletze mich die ersten Wochen nicht. Aber nach 2 Monaten fing ich an, komplett am Rad zu drehen. Ich wollte Schluss machen, ich sah keinen Sinn mehr darin. Ich kann meinen Freund nix bieten. Ich seh unter durchnittlich aus. Ich habe keine Brüste (hab tubuläre Brüste). Bin fett. Ich krieg nicht mal die Klappe auf!
Das Alles hat mich so sehr belastet! Ich bekam Anti-Depressiva, es folgten Stimmungsschwankungen.
Ich bin seit einem Jahr mit ihm zusammen, und nie konnte ich mich richtig in seine Familie integrieren. Ich habe so Angst, etwas Falsches zu sagen, dass es mir quasi die Kehle zu schnürrt. (Jetzt aber geht es halbwegs).
Seit dem Vorfall mit seinem Freund habe ich es vermieten, an Aktivitäten mit seinem Freundeskreis teilzunehmen. Ich schluckte sogar einmal bewusst starke Tabletten ohne Magenschutz (und es tat sowas von weh) damit ich nicht an der Weihnachtsfeier teilnehmen musste.
Sein bester Freund fand inzwischen eine Freundin, die genau die Interessen meines Freundes teilte. Ich hasste sie, ohne sie eigentlich zu kennen. (Generell hasse ich Frauen, die super aussehen, ich wurde früher von 3en in der Klasse gemobbt wegen meines Aussehens und dafür, dass ich mich nicht für Jungs interessierte - ich war 13 und spätreif).
Ich drehte einfach durch wegen ihr. Mein Freund behauptete, sie sah nicht gut aus - sie sah umwerfend aus und war auch noch intelligent.
Ok gut, irgendwie habe ich das verkraftet.
Ich habe meine Phobie angepackt: Hab mich mehr mit Menschen unterhaltet, bin zu wildfremden Menschen gegeangen, um Nachhilfe zu erhalten, hab mich immer freiwillig für Referate gemeldet, hab versucht, meine Meinung kundzutun und mich für mein Recht einzusezten.
Aber JETZT platzt mir einfach der Kragen. Ich weiß nicht mehr weiter.
Unsere Beziehung ging abwärts: Er musste mehr lernen, und ich kam mit dem ständigen ON-OFF (wir sehen uns 4x nicht, dann 1x kurz, dann eine Woche nicht, dann 3 Tage) nicht klar und distanzierte mich : Ich suchte mir absichtlich Gründe, um ihn nicht zu mögen, und brauchte dannn eben wieder einige Zeit, um das mit positiven Gedanken aufzubessern.
Letzte Woche hat mein Freund behauptet, unserer Beziehung hätte keinen Sinn mehr, da ich keine Interesse an ihm habe. Ich hätte keine Interesse an seiner Familie, seinen Freunden, seinen Hobbies....Ich habe ihn zu verstehen gegeben, dass ich mich einfach nicht trauer, offen auf die Menschen zuzugehen, aber er blockt ab und kann mich nicht verstehen.
Ich weiß einfach nicht, was ich tun soll...
Zu allem Überfluss hat sein Bruder jetzt auch noch eine Freundin (mein Freund war ein bisschen eifersüchtig auf ihn, weil er soviele "Mädels" klar machte). Ich habe Angst davor, dass sie einfach super aussieht, offen auf die Menschen zu geht und auch mit seiner Familie spricht und es dann im Endeffekt heißt: Schau, ich hab das nie gemacht, ich war nie so fröhlich, ich hab mich nie um ein Gespräch bemüht...
Ich schreibe hier, weil ich wirklich verzweifelt bin und mir ist bewusst, dass nur sehr wenige Menschen wissen, wie schlimm es ist, an so einer "Phobie" zu leiden. Ich möchte nicht hören, dass ich OFFENER werden soll oder GESPRÄCHIGER...
Ich weiß, dass ich schuldig bin, und möchte daran arbeiten, weiß aber nicht. WIE ich das angehen soll...
Danke im Voraus.