Ich schreibe diesen Eintrag mit recht gemischten Gefühlen und hoffe hier Ratschläge zu erhalten, die mir in meiner Situation vielleicht weiterhelfen könnten.
Dies ist ein Querschnitt der letzten 2,5 Jahre meines Lebens und ich hoffe weiterhin, dass einige genug Ausdauer besitzen, bis zum Ende durchzuhalten.
Ich bin nicht naiv oder unfähig Entscheidungen zu treffen, wie eine Erwachsene es tun würde. Denn das kann ich durchaus. Nur in diesem Fall erscheint es mir unmöglich eine Lösung zu finden, mit der ich leben könnte. Familie und Freunde sind in dieser Angelegenheit recht voreingenommen, wenn ich das so sagen darf und halten sich mit hasserfüllten Äußerungen was mein Herzblatt betrifft, beim besten Willen nicht zurück, was ich- angesichts der Ereignisse- teilweise durchaus nachvollziehen kann. Die ganze Sache ist leider etwas kompliziert, weswegen ich recht weit ausholen muss.
Mein (für mich) relativ großes Problem ist mein Ex-Freund.
Kennengelernt habe ich ihn damals zufällig. Da ich gerade eine Trennung hinter mir hatte, lag meine Absicht sicherlich nicht darin einen neuen Mann zu finden. Die besagte Trennung war äußerst schmerzhaft gewesen und steckte mir doch sehr in den Knochen. Mein damaliger Partner hatte mich einer guten Freundin wegen nach sieben Jahren Beziehung verlassen.
Er war also anfangs für mich nichts weiter, als ein flüchtiger Bekannter und vor allem: eine reine Internetbekanntschaft. Die Gespräche waren jedoch von Mal zu Mal länger und intensiver geworden, was anfangs ein Problem für mich gewesen war. Eine neue Beziehung kam zum damaligen Zeitpunkt für mich eigentlich nicht in Frage. Die Angst Gefühle für diesen Menschen zu entwickeln, war unglaublich groß und ließ mich zögern. Durch seine unnachgiebige Art, öffnete ich mich Stück für Stück ein wenig mehr und dann wurde klar, dass wir- was gemeinsame Interessen, Humor, etc betrifft, eigentlich perfekt zusammenpassen.
Eine gute Freundin riet mir schließlich: Triff dich mit ihm. Er scheint dich zu mögen und will dich kennenlernen. Du kannst nicht ewig Zuhause sitzen und dich in deinem Bett einigeln.
Nach langem Ringen, habe ich schließlich nachgegeben und mich tatsächlich mit ihm getroffen. Wider erwarten, war es schön und meine Angst hatte er mir bereits nach kurzer Zeit genommen.
Er hat ein ehrliches Interesse an mir gezeigt, viel gelacht. Es kam kein Moment des Schweigens auf. Ein perfektes Blind Date, wenn man so will. Nach jenem Abend, haben wir uns beinahe täglich getroffen. Und- trotz meiner Angst und all der Bedenken- habe ich mich in ihn verliebt.
Eine Weile behielt ich es für mich und als ich es ihm gestanden habe nun. Ich bin noch nicht soweit. Lange hat es jedoch nicht gedauert, bis wir endlich ein Paar waren. Nach gefühlten Ewigkeiten, war ich endlich wieder glücklich vor allem auch darüber, es gewagt zu haben.
Mein Glück war nur von kurzer Dauer. Nach exakt einer Woche gestand er mir:
Ich glaube es war ein Fehler. Es läge nicht an mir, hatte er mir versichert. Und nicht an den fehlenden Gefühlen. Er habe Zweifel und wisse nicht, weshalb. Trotz allem blieben wir ein Paar, versuchten daran zu arbeiten. Doch er wurde kühler in seiner Art, die Gespräche kürzer, oberflächlicher. Seine Ansichten unsere Beziehung betreffend änderten sich täglich, manchmal sogar mehrmals an einem Tag. Ja, nein, vielleicht. Für mich eine Qual, da ich mit Unsicherheiten, besonders in dieser Angelegenheit nicht sehr gut umgehen kann. Schließlich beendete er die Beziehung nach drei sehr intensiven Monaten aus einem vollkommen nichtigen Grund. Einerseits eine Erlösung, habe ich ihn doch nicht einmal mehr berühren dürfen Andererseits ein kleiner Weltuntergang, da ich ihn trotz der wenigen Zeit, geliebt habe.
Er sagte, dass wir neu anfangen könnten, wenn er sich und seine Probleme in den Griff bekommen hat. Zwei weitere Monate habe ich daraufhin gewartet, um eines Abends eine E-Mail in meinem Postfach zu finden. Er versicherte mir, wie schwer ihm das Schreiben dieser E-Mail doch gefallen sei und wie sehr er mit sich selbst gerungen habe, diese Entscheidung zu treffen. Er hatte dich bedankt für die Zeit mit mir und erwähnt, dass sich jeder Mann geehrt fühlen darf, wenn ich ihm mein Herz schenke. Er habe jedoch durch häufigeren Kontakt zu seiner Ex-Freundin bemerkt, wieviele Gefühle noch immer vorhanden waren und, dass er es mit ihr nocheinmal versuchen möchte. Man kann sich sicherlich ausmalen, wie ich mich zum damaligen Zeitpunkt gefühlt habe
Erinnerungen an ihn habe ich augenblicklich beseitigt, den Kontakt für einige Zeit völlig eingefroren. Ich hatte andere Dinge, die wichtiger waren, als meine Gefühle. Mein Laden, den ich nur sechs Wochen nach der Trennung eröffnet habe.
Nach einiger Zeit, ergab sich jedoch wieder ein lockerer Kontakt, nicht persönlich, nur über das Internet, den ich heute bereue. Vier Monate habe ich gebraucht, um mich einigermaßen zu fangen und einem anderen Mann eine Chance gegeben, der mich- wie sich rasch herausstellte- einfach nur für vergnügliche Stunden gebraucht hat und noch dazu vergeben war
Weitere drei Monate später, habe ich wieder einen Mann kennengelernt. Weshalb ich mich letztendlich mit ihm getroffen habe und ja zu einer Beziehung gesagt habe, weiß ich nicht. Die Quittung für mein schnelles Vertrauen habe ich allerdings schnell bekommen. Eigentlich wollte ich dies nicht in diesen Beitrag schreiben. Wohl ist diese Information aber unerlässlich, um alles weitere zu verstehen und mein Handeln zu verstehen.
Er hat mich missbraucht. Was mich hat so ängstlich werden lassen, dass ich ein Jahr lang niemanden an mich herangelassen habe.
Als ich dann vor einigen Monaten, den Kontakt zu meinem aktuellen Problemmann abbrechen wollte, um mich von allen verletzenden Erinnerungen endlich zu befreien Kam ein Gespräch zustande, dass ich aus heutiger Sicht, wohl besser nicht geführt hätte.
Er hat mir sein Herz ausgeschüttet, beteuert wie sehr er die Trennung und das, was er mir angetan hat doch bereut. Dass seine Entscheidung ein Fehler gewesen war und, dass er sich hätte niemals in die Angelegenheit mit seiner Ex-Freundin verbeißen dürfen. Schließlich fragte ich, ob er sich heute, nach all der Zeit und all der Vorkommnisse einen Neuanfang überhaupt noch vorstellen könne.
Man sollte nichts überstürzen und erst wieder Zeit miteinander verbringen, meinte er. Blöd wie ich manchmal bin, habe ich mich darauf eingelassen Trotz der Angst. Körperlich. Auch, wenn sich das hier möglicherweise so liest: Es ist mir alles andere als leicht gefallen, mich mit ihm zu treffen. Ich weiß, dass er mir körperlich niemals Schaden zufügen würde. Und doch hat es mich alles gekostet, was ich noch hatte, um mich dazu durchringen zu können mit ihm alleine in einem Auto zu sitzen, was eigentlich eine recht banale Sache ist.
Etwa einen Monat lang, war alles in Ordnung. Ich wollte es langsam angehen lassen und erst sehen, ob es nicht wieder auf die gleiche Art endet mit Desinteresse und Ablehnung.
Er hat SMS geschrieben, angerufen, sich nach mir und meinem Tag erkundigt. Lieb war er, zuvorkommend. So, wie ich ihn kennengelernt hatte. Und dann, war auf einmal wieder alles vorbei. Keine SMS, kein Anruf, kein Treffen. Ich habe ihn vier Monate lang nicht gesehen, weil er sich seine Arbeit wichtiger sein lässt und einfach keinen Tag findet, an dem er ein Treffen mit mir unterbringen könnte. Eine SMS koste ja schließlich auch Geld und das Telefonieren, habe ja noch nie zu seinen liebsten Beschäftigungen gezählt. Von Beziehung war plötzlich keine Rede mehr und manchmal treffe er sich ja nur mit mir, um mir einen Gefallen zu tun. Sein Auto und seine Kumpels, die ihn vor gar nicht allzu langer Zeit vollkommen ignoriert haben, waren plötzlich wichtiger als ich.
Kein Versprechen hat er gehalten. Nicht ein einziges. Seine Familie weiß nach wie vor nicht, dass wir uns treffen und auch keiner seiner Freunde. Angeblich hat sich an seinen Gefühlen für mich jedoch nichts geändert. Er ist ein Mensch, der sofern irgendetwas ein Problem für ihn darstellt- versucht eine Lösung zu finden. Was bedeutet, wenn ihn etwas nervt, tut er etwas dagegen (auch wenn es sich um Menschen handelt)
Ich gebe zu, dass ich zu oft gefragt habe, was denn nun wird oder ist, mit ihm und mir. Es ist jedoch ganz und gar nicht in Ordnung so zu tun, als hätte man Gefühle für jemanden übrig, um sich dann in zwei Wochen anders zu entscheiden, einfach weil einem danach ist. Seinen Geburtstag hat er mit Freunden verbracht und mich nicht einmal gefragt, ob ich vorbeikommen möchte.. Das Geschenk, hat er sich abends im Auto überreichen lassen(ein Armband) und ist dann nach Hause gefahren
Auf meine Frage hin, ob es denn möglich sei, dass die Treffen ein wenig häufiger stattfinden Zwei Mal in der Woche, um eben auch eine Basis für eine Beziehung zu finden, antwortete er nur:
Also momentan bin ich mit der Zeit usw. vollkommen zufrieden. Ich will`s lassen wies is.
Ich verstehe dieses Verhalten einfach nicht. Würde er mich nicht mehr wollen, hätte er täglich die Möglichkeit mir genau das mitzuteilen. Hat jemand mit so einer Art Mensch Erfahrung und kann mir einen Rat geben? (Schieß ihn auf den Mond höre ich beinahe täglich. Was natürlich nicht falsch ist, für mich aber nicht unbedingt eine Option.) Ich will nicht, dass man mir sagt:
Hey! Der liebt dich abgöttisch, kanns nur nicht zeigen! Ich frage mich einfach nur, ob es andere gibt, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben und, ob Ausdauer und ein dickes Fell zu einem angenehmen Ergebnis geführt haben oder eben nicht. Dass meine Situation nicht schön ist und, dass er sich verhält wie ein A****, ist mir durchaus bewusst. Aber Gefühle schaltet man eben nicht einfach aus. Man kann es sich eben nicht aussuchen, wen man gern hat .
Ist das eine Art von auf der Reservebank sitzen? Seine größte Angst ist es, dass ich aus seinem Leben verschwinde, was passiert, wenn er mich wieder verarscht. Ich bin mir nicht sicher, ob er sich dessen bewusst ist...
Was soll ich tun? Hilfe?