:neutral:
Hallo!
Ich könnte euch beide verstehen, ehrlich!
Ich könnte es absolut verstehen, wenn du seinen Sohn nicht bei dir haben wolltest. Du hast dich an die Situation gewöhnt, dass er bereits Kinder hat, das fällt einigen Leuten sicherlich total leicht, anderen sehr schwer (ich z.B. könnte mich nicht auf einen Mann mit Kindern einlassen!) und dir fiel es schwer. Es ist ein großer Schritt, den du auf deinen Freund zugegangen bist. Man träumt ja irgendwo immer davon, einen Partner zu finden und eine Familie zu gründen. Das erste Ultraschallbild zu sehen, die ersten Tritte des Babys zu spüren, alles zusammen das ERSTE MAL zu erleben. Er hat das alles schon mal erlebt - nur nicht mit dir. Es ist schwierig zu akzeptieren, dass er es niemals mit den Augen sehen kann, mit denen er es bei seiner Ex gesehen hat. Dieses Privileg hatte sie.
Nun möchtest du wenigstens mit ihm deine eigene Familie gründen, was euch sicher bald gelingen wird (mein Beileid für die Fehlgeburt). Du willst euer großes Glück alleine mit ihm teilen, für dich ist es das erste Mal, das erste Mal Mama werden, das erste Mal dieses Gefühl, dass man einem Menschen das Leben geschenkt hat! Wahnsinn! So bildet ihr eure eigenen kleinen Mikrokosmos, in dem ein anderes Kind nun - sorry - stören würde. Das ist vielleicht politisch nicht korrekt, aber ich verstehe es aus DEINER Sicht voll und ganz! Ich würde das auch nicht wollen. Ich würde mein Familienleben auch nur mit meinem Mann und meinem Kind teilen wollen, die anderen Kinder dürfen gerne zu Gast sein, aber eben nur das. Es sind eben nicht deine Kinder, es sind die einer anderen Frau, die sich für sie aufopfern muss, nicht du. Du opferst dich für dein Kind auf, wirst es lieben gerne tun, weil du ihm das Leben geschenkt hast.
Aber ich verstehe auch deinen Mann. Er sieht wieder alles aus einer anderen Perspektive. Für ihn werden seine Kinder den selben Wert haben wie euer gemeinsames Kind, er wird alle drei gleich stark lieben. Sollte dein Mann wirklich wollen, dass sein Sohn zu ihm zieht, worauf er ein Recht hätte, und würdest du ihn dann vor die Wahl stellen, wird er sich sicherlich für sein Kind entscheiden. Es ist sein Kind! Niemand darf sich zwischen Elternteil und Kind stellen.
Mein Lösungsvorschlag sieht so aus: lasst es nicht so weit kommen! Lasst es nicht zu der Frage kommen, du oder das Kind. Dann werdet ihr alle leiden, das ist sicher.
Findet einen Mittelweg. Wenn die Ursache wirklich ist, dass der Sohn so schwierig ist, habt ihr schonmal daran gedacht, euch professionelle Hilfe zu suchen? Vielleicht täte ein Besuch beim Kinderpsychologen gut oder der Beitritt in einen Sportverein, wo der Kleine sich richtig auspowern kann? Die Lösung KANN es nicht sein, ihn zum Vater abzuschieben, weil er anstrengend ist. Damit ist niemandem (außer vielleicht kurzfristig der Mutter) geholfen! Und stell dir mal vor, ihr bekommt ein Baby und habt noch so einen kleinen Rabauken im Haus - na herzlichen Glückwunsch. :-/
Setzt euch doch mit der Mutter zusammen und sucht nach RICHTIGEN Lösungen. Es muss ja einen Grund haben, warum er so anstrengend ist, kein Kind ist von Natur aus so schwierig.
Und wenn es hart auf hart kommt, überdenkt euer "Wohnsystem". Ich kenne zwei (getrennte) Familien, bei denen die Kinder jeweils eine Woche beim Vater und eine Woche bei der Mutter leben, das klappt deutlich besser als diese Wochenendgeschichten. Geht natürlich nur, wenn beide im Einzugsbereich der Schule etc. wohnen.
Also, noch ist das Kind nicht in den Brunnen gefallen, aber die Eltern müssen hier aktiv werden. Der Kleine mit seinen 10 Jahren kann mit Sicherheit nicht wissen, was das Beste für ihn ist.