Stell dir vor, daß es viel, viel schlimmere Sachen gibt
... so kann man es besser verkraften. Ich weiß, kein richtiger Trost. Jeder empfindet seine Geschichte als das Schlimmste, was einem passieren kann, weil man ja auch das nicht alle Tage oder nie erlebt hat. Aber bei dir scheint es noch nicht zu spät zu sein.
Ich will dich mal ablenken. Laß mich meine Geschichte erzählen:
19 Jahren verheiratet, 2 Kinder (6+19), 1 Doppelhaus mit super Garten und Anbau für Büros, Motorrad und Schulden ohne Ende... Also eigentlich alles, was das Herz begehrt. Arbeit war auch immer da.
Wir wohnen nun 11 Jahre dort in einem kleinen Dorf von der Großstadt rausgezogen. Eine tolle blonde schicke Nachbarin, die meine Freundin wurde, wir beide gleichzeitig Kinder bekommen, sehr vieles gemeinsam gemacht haben, Sie ihren Mann rausgeschmissen, wir ihr geholfen, noch zusammen in Urlaub Kroation gefahren - mit Kindern und auch meinem Mann. Danach sagt mein Mann, ich will die Trennung, ich denke das ist das beste für uns. Du ziehst aus, verzichtest auf die Häuser, ich zahle sie ab, läßt das Kind hier, nimmst die Möbel, ein wenig Erspartes und ich kann drüben "anbaggern" gehen. Ich will sie haben! Zack....
Später erfahre ich, daß er schon 4 Jahre lang überlegt hat, wie er mich loswerden könnte. Die Nachbarin ist nur das Absprungbrett gewesen. Aber was ist schlimmer, daß sie mich oder er mich betrogen haben.
Es folgten 4 Monate völlige Verzweifelung. Dauernd wurde ich gefragt, was ich will - ich wußte es nicht. Er hat sich nicht entschieden, ist immer nur rüber und ließ mich alleine. Ich hätte lächelnd und ruhig und ausgeglichen durch die Gegend laufen sollen, ihm die kalte Schulter, daß mir es gar nichts ausmacht. Aber es ging nicht, ich war so traurig, beleidigt, wütend. Ich hielt es nicht aus, daß er jeden Abend rüberging, Wochenende mit den Kindern und ihr was unternahm und der kleine drüben bei den anderen Kindern schlafen wollte. Mit ihr konnte ich zwar noch einmal reden, aber wir waren beide so in Wut, nur angeschrien, daß sie mein Mann in Ruhe lassen soll und sie meinte nur, daß ich selber daran Schuld sei und immer anderen die Schuld in die Schuhe schiebe. Ich verabschiedete mich nur mit dem Satz, daß ich von 2 Menschen in meinem ganzen Leben noch nie so enttäuscht und ausgenutzt wurde. Für all das was ich für sie getan habe, und dafür so behandelt zu werden, bezeichne ich als "linke Bazille". Tür zu. Sie schmieß mich raus. Wohl zu recht denke ich, aber ich mußte es ja auch los werden. Danach guckten wir uns nicht mehr an - Garten an Garten!
Mein Mann war völlig verschossen in sie. Sie ist doch so toll und klug und schön und und und. Und ich war doch mal so dick nach der Entbindung und bin immer so brubbelig. Ja warum war ich brubbelig, klar. ich bin kein Typ, der ständig lachend durch die Gegend läuft, aber ich kann mich erinnern, daß das bei mir mal so war - viel früher. Aber ich merkte schon seit 4 Jahren, daß was nicht in Ordnung ist, allerdings hätte ich das nie nur auf mich bezogen. Ich dachte mehr die Angst um die Arbeit, die er auch noch tatsächlich zum 1.5.07 verlor und die vielen Schulden lasten auf seinen Schultern. Ich wäre nie, nie auf die Idee gekommen, daß er das mal so beendet, überhaupt beendet.
Ich mache mir viele Vorwürfe, hätte ich, und wäre mal und und und. Nun bin ich Tatsache ausgezogen, habe das Kind mitgenommen und viele Möbel, Geld war keines mehr da. Bin Selbständig und muß mich so zusammenreißen und jeden Tag versuchen, über den Rand aus dem tiefen, tiefen Loch zu schauen. Ich frage mich immer wieder, hätte ich bleiben sollen? Ich hielt es aber nicht mehr aus, bin nur heulend durch die Gegend gelaufen. Habe schlagartig 5 kg abgenommen und es geht weiter runter.
Ich war wirklich glücklich, hätte die Tiefen dieser Ehe alle noch weiter ertragen. Der kleine Nachzügler war ein Wunschkind und damit fing eigentlich die Mühle an zu drehen. Der Große macht gerade die Lehre zu ende, muß daher bei Papa bleiben, will aber noch wohl zu mir. der Kleine macht es mir sehr schwer, weil er sich dort auch sehr wohl gefühlt hat. Unternehme viel mit ihm und er freut sich auch. Aber freut sich natürlich auch, wenn papa ihn alle 2 Wochen zum Wochenende abholt.
Die Wut, die man im Bauch trägt, will einfach nicht gehen. Die Fragen, die von früh bis abends, man sich stellt, zermürben einen.
Habe ich ihn wirklich noch geliebt oder war das nur Abhängigkeit? Gibt es nach 19 Jahren eigentlich einen Unterschied?
Du siehst, du steht nicht alleine da - es gibt so viele die Trennungen durchmachen. Ich verstehe es auch nicht, warum die Menschen keine Ausdauer mehr haben. Ich denke, es liegt daran, daß man sich zu wenig unterhält, sich auseinanderlebt durch Kinder oder Arbeit wie auch immer. Man es erst merkt, wenn es zu spät ist und es knallt.
Die Frage, die du dir stellen möchtest: Liebst du sie wirklich? Würdest du ihr wirklich verzeihen? Würdest du ihr immer wieder vertrauen oder skeptisch sein. Das hieße auch, daß nach erfolgreichem Kampf kein Sterbenswörtchen Ihres Fehlers als Vorwurf aufkommen darf. Dann kommt alles wieder hoch und wird schlimmer. Ist es denn das erste Mal oder war das schon mal vorgekommen? Ich würde es so sehen: Sie hat Probleme mit ihrer momentanen Situation. Hat ein nebenbei und einen zu Hause. Kann sich nicht entscheiden, weil das neue ist interessant - in die Zukunft blicken diese Menschen nicht. Das Alte kennt sie ja schon und ist ihr wahrscheinlich langweilig geworden. Klar, zur Trennung gehören immer zwei. Aber man macht das ja nicht mit Absicht. Aber darüber muß man reden, reden, reden..... Einen großen Rat kann ich eigentlich auch nicht geben. Ich kann nur sagen, was du wohl nicht machen solltest. Sie eifersüchtig machen, sie beleidigen und nachspionieren. Auf jeden Fall Interesse an sie zeigen, soweit es geht alles gemeinsam machen. Ihr eigentlich gar keine Zeit zum Alleine-Weggehen am Wochenende geben.
Ist bestimmt ganz schöner Kauderwelsch, liegt wohl daran, daß ich selber noch in so einer miserablen Situation stecke, daß ich nicht weiß, ob weiter und wie weiter....
Sei tapfer und bleibe ruhig. Das ist soooooooo schwer.