Hallo liebe Mitleser,
was für ein doofes Wochenende. Ich wusste ganz genau das es so kommen würde...
Zu mir: W, knapp 38 Jahre alt, seit fast 3 Jahren in einer festen Beziehung mit M, 52 Jahre alt. Der Altersunterschied spielt(e) bei uns eigentlich keine Rolle, oder jetzt vielleicht doch? Hm, ich berichte mal...
Grundsätzlich führen wir so denke ich mal eine solide, gute Beziehung. Mit uns wohnt noch seine Tochter (21) die aber eher "ihr Ding" macht, sich langsam löst und selbständiger wird.
Der große Knackpunkt ist aber: Eigentlich leben wir ein ziemlich eingefahrenes Leben. Klar, da gibt es viele gemeinsame Schnittstellen: Konzerte, ähnliche gesellschaftliche und politische Grundhaltungen, ein "Wir" Gefühl, der Freundeskreis und Familienkreis der uns natürlich auch gemeinsam kennt und wertschätzt, gesicherte Vollzeitjobs, keine großartigen finanziellen Sorgen aber auch kein Übermaß an Geld, eine stabile Gesundheit usw.
Aber: Es fehlt eindeutig an Alltagszärtlichkeiten. "Eigentlich" lief es auf intimer Ebene bis vor einiger Zeit auch gut, aber ich merke eben immer mehr, dass ich auf ihn - weil eben die kleineren Zärtlichkeiten im Alltag fehlen bzw komplett ausbleiben - immer weniger Lust habe. Ein Teufelskreis :(
Angesprochen habe ich innerhalb der letzten 24 Monate die Thematik schon 2 mal. Dass eben das eine mit dem anderen für mich zusammenhängt und ich mich nicht bereit fühle (obwohl ich Sex auch sehr mag und als wichtig und schön empfinde), wenn im Alltag so gar nichts von ihm kommt. Keine Umarmung, kein Kuss, keine Worte der Zuneigung, keine Komplimente.
Dass war früher bzw im ersten Jahr jedoch deutlich anders.
Nur: Er blockiert bei der Thematik, wird still und schweigt mein Problem quasi aus. Ich mache dann halt irgendwie "unser Leben" weiter, möchte keine schlechte Stimmung und das ganze auch nicht aufgeben. Zumal ich extra vor 2 Jahren wegen ihm hergezogen bin und eigentlich ja auch an uns "glaube".
Allerdings: Sogar beim Sex oder seinen Annäherungsversuchen kommt da eigentlich auch gar nichts. Kein intimer Kuss, kein Streicheln im Gesicht, selten sogar Blickkontakt. Er ist schon lieb und bemüht und alles. Aber eben nicht "mir zugewandt" also so wie man halt dann eben in dem Moment wahrgenommen werden möchte.
Ich war irgendwie oft der Meinung, ach das wird schon noch. Wir Menschen sind halt unterschiedlich und wenn man sich "offenbart" dann kann der Partner da mehr darauf eingehen, jeder kann sich entwickeln und nobodys perfect usw..
Am Freitag gab es dann von seiner Seite wieder so einen "Annäherungsversuch" und ich merkte, dass ich kopfmäßig so gar nicht dabei war. Die ganze Woche gab es keinen Kuss, keine Umarmung, nichts :( Ich guckte ihn irgendwann an, er konnte mir kaum in die Augen gucken, merkte da stimmt was nicht und drehte sich um. Super.
Kurze Zeit später stand er auf, ging wortlos aus dem Zimmer. Ich fand ihn kurz darauf im Wohnzimmer. Ich sagte ihm, dass ich schon weiß und merke, dass er gerne "zu mir möchte", ich ja eigentlich auch will, aber gerade nicht bereit bin für ihn. Erst reagierte er verständnisvoll: "Das ist doch kein Problem, sag doch was"... Als ich ihm dann mitteilte, dass es eben daran liegt dass so gar keine sonstigen Zärtlichkeiten von ihm kommen, wurde er sofort hibbelig. Er kennt die Thematik ja schon.
Mich berührte die Situation dann doch mehr als mir lieb war und Tränen flossen. Ich erklärte ihm, dass ich nicht wie Bruder & Schwester mit ihm leben könnte. Dass was wir zusammen hätten (siehe oben) könnte ich auch in einer WG oder einem Kumpel erleben und müsste dann nicht "erwarten" wie von einem Partner, dass man eben auch mal in den Arm genommen oder geküsst wird. Dann wären die Verhätnisse klar usw...
Ich fragte: Empfindest Du noch was für mich? Er: "Ja". Ich fragte weiter: "Was meinst Du denn woran es liegt bei Dir?" Er: " Er hat da wohl weniger Befürfnis". Er weiß aber ganz genau, wie elementar wichtig mir das ist. Sex ja, aber Zärtlichkeiten gehören genauso dazu. Zumal ich der Meinung bin, dass es sogar ein Grundbedürfnis ist, jemanden zu streicheln, küssen etc wenn man Gefühle hat. Das habe ich ihm auch schön öfters mitgeteilt.
Für ihn scheint das wohl anders zu sein (obwohl wie gesagt es im ersten Jahr super lief).
Schlussendlich kam kein klärendes Gespräch oder überhaupt ein Gespräch zustande. Er schweigt und ist wortkarg, schläft auf dem Sofa und vermeidet den Kontakt zu mir. Hier und da haben wir heute ein paar Worte gewechselt, aber eher mühsam und weil es ja auch noch die Tochter im Haushalt gibt.
Eben meinte ich, ob er jetzt für immer auf dem Sofa verweilen möchte. Keine Antwort, nur dass er seit gestern Ohrenschmerzen habe. Haha, super Antwort auf meine Frage. Habe ihm jetzt noch eine Packung Schmerzmittel gegeben, gesagt er solle sich melden wenn er was braucht.
Es ätzt mich einfach nur noch an :( Ich liebe ihn, fühle mich aber gekränkt, nicht beachtet, nicht wahrgenommen, ignoriert.
Gerade von ihm der mehr Lebenserfahrung hat als ich, wünsche ich mir eigentlich ein "erwachseneres" Verhalten, auch bei unbequemen Fragen. Bin drauf und dran, mir in Kürze eine kurzfristig beziehbare WG zu suchen. Obwohl es mir das Herz bricht. Aber so? Ich kann niemanden ändern, aber mein Selbstwertgefühl leidet schon extrem unter seinem Rückzug.
Should i stay or should i go? Ich weiß es einfach nicht :( Habe auch Angst vor Einsamkeit und dem "allein" sein, denke immer noch: Ach komm, das entwickelt sich alles wieder zum Guten.
Ratlose Grüße