In meiner Ehe (über 20 Jahre) habe ich schon seit langem das Problem, dass meine Frau weniger Lust auf Sex hat als ich. Bisher habe ich das sozusagen als Preis für unsere ansonsten schöne Beziehung akzeptiert.
Vor ein paar Tagen hat mich eine Situation vor ein großes Rätsel gestellt. Wir waren im Urlaub, hatten gerade mit Freunden körperlich gearbeitet und beide geduscht. Sie signalisierte Bereitschaft und wir hatten sehr schönen Sex. Am nächsten Tag wiederholte sich die Situation - frisch geduscht hatten wir nichts weiter vor. Diesmal wies sie mich zurück: "Ist mir gerade zu anstrengend". Zwei Minuten später sagte sie: "Wir sollten zu den anderen gehen und helfen". Ich: "Jetzt stellst du mich vor ein echtes Rätsel. Sex ist zu anstrengend, aber den anderen helfen nicht?". Sie: "Das ist Pflichterfüllung". Eine Weile später "Jetzt fühle ich mich schlecht, so als ob ich deiner Erwartung nicht entspreche".
Leider kann ich diese das mit meiner Frau nicht weiter besprechen, weil solche Gespräche sehr schnell extrem emotional und unerfreulich werden. Schon meine Frage in der Situation hätte ich normalerweise nicht gestellt, ihre Reaktion zu kommentieren hätte direkt in einen Streit geführt. Ich würde sie gerne besser verstehen, und nicht, dass sie sich unter Druck gesetzt fühlt, irgendwelche Erwartungen von mir zu erfüllen. Ich kann ihr das aber scheints nicht erklären, deswegen funktioniert die Kommunikation mit ihr in solchen Fragen schlecht.
Könnt vielleicht ihr mir erklären wie das funktioniert? Auf der einen Seite war sie schlapp/müde/unlustig, und wollte keinen Sex. Gut, kann ich verstehen. Auf der anderen Seite waren wir zu Gast bei Freunden, denen wir bereits mehr geholfen hatten, als sie jemals erwartet hätten (wir waren nicht etwa unter der Voraussetzung dort, dass wir ihnen helfen würden), und es war klar, dass wir ihnen später noch mal helfen würden. Es bestand objektiv nicht die geringste Notwendigkeit, etwas zu tun. Ihre "Pflichterfüllung" ergab sich meiner Meinung nach aus dem Gefühl, andere tun was, und ich darf nicht faul sein. Am Tag zuvor hatten in der Tat die anderen eine Pause erklärt.
Auf mich wirkt es so, als ob für sie das schwächste Pflichtgefühl wichtiger ist als der beste Sex. Manchmal funktioniert Sex für sie gerade über die Pflicht: "Heute machen wir erst dieses, dann jenes, dann schaun wir eine Folge xy, und dann gehn wir ins Bett, ja?". Ich weiß am Morgen nicht, ob ich am Abend Lust haben werde (die Wahrscheinlichkeit ist groß, aber das so zu planen törnt ganz schön ab). Insbesondere ist mir extrem wichtig, dass meine Partnerin wirklich Sex will, und indem sie es auf diese Weise in ihre To-Do-List aufnimmt, entstehen bei mir unschöne Zweifel.
Sex soll doch gerade das Gegenteil von Pflicht sein, könnt ihr mir da irgendwie weiterhelfen?