Okay...
und wenn Du Dir jetzt mal vorstellst, Dein Mann würde einen zweiten Thread schreiben - was würde darin stehen?
Vielleicht, dass er sich unsicher fühlt, wenn Du einen anderen Typen besuchen willst, was früher nicht der Fall gewesen wäre, weil er von Dir mehr Bestätigung erhielt, dass *er* für Dich etwas ganz, ganz besonderes und wichtig für Dich ist und es ihm jetzt fehlt, dass Du ihm dieses Gefühl dank "Alltag" oder welcher Ausreden auch immer nicht mehr gibst. Dass er Dir "ein schlechtes Gewissen einredet", weil er Dir eben nicht schlicht verbieten will, einen guten Freund zu treffen, sich aber eben mies dabei fühlt - was bestimmt nicht allein seine Schuld ist?
Ja, es gibt extreme Eifersucht und ich bin selbst ein Mensch, der in einer Beziehung sehr viel Freiheit braucht. Mich nicht mehr mit meinen Freunden (die sind nun einmal alle männlich) treffen zu können, auch allein und ggf. in deren Wohnung, (oder es zu können, meinen Partner damit aber unweigerlich zu verletzen) wäre für mich ein klarer Trennungsgrund.
*Aber* ich würde mich vorher auf jeden Fall schon fragen, *warum* mein Partner sich dabei offensichtlich so mies fühlt - insbesondere, wenn das früher nicht so war. Die Wahrscheinlichkeit, dass ich da selbst meinen Teil dazu beigetragen habe (wie gesagt: unter der Bedingung, dass er nicht generell ein sehr eifersüchtiger Typ ist, aber mit denen fange ich eine Beziehung erst gar nicht an) ist einfach gigantisch gross. Und wenn dem so ist, dann gehört es für mich ganz klar auch zu *meiner* Verantwortung, mich gefälligst darum zu kümmern, dass ich das wieder korrigiere.
Es wäre ein Zeichen, dass ihm jetzt etwas fehlt, was früher da war. Oder dass es nicht fehlt, aber er nicht auch das Gefühl hat, dass es da ist. Dann habe ich mich mal daran zu machen, dass das Gefühl wieder so ist, wie es sein sollte, statt mich darüber aufzuregen, dass ich meinen Freund nicht treffen kann.
Hand aufs Herz: Hast Du noch das Gefühl, die ohne jeden Zweifel wichtigste und interessanteste Person, das Wichtigste überhaupt in seinem Leben zu sein? Vermutlich nicht. Das war früher anders, stimmt's? Wären Deine Gefühle für ihn anders, wenn er Dir dieses Gefühl noch so geben würde, wie ganz am Anfang? Ganz ehrlich? Ich vermute: ja!
Nun das war der leichte Teil, nun zum schwereren Teil: GIBST DU ihn noch das Gefühl, der wichtigste und interessanteste Mensch in Deinem Leben zu sein? Mal ganz ehrlich? Und was bedeutet das jetzt...?
Mit dem "Alltag" wird der Partner nicht mehr zum Mittelpunkt - weil er nicht wichtig ist? Nein, weil wir es zulassen! Weil wir ihn daraus verdrängen, weil irgendwie immer irgend etwas ist - das ist so natürlich und in Ordnung - nur darf man nie vergessen, den Partner dahin zurück zu holen.
Du willst ihn eigentlich im Moment da gar nicht haben denkst Du vermutlich? Male Dir ganz einfach mal so als Tagtraum aus, wie es wäre, wenn Du wieder das Gefühl hättest, das für ihn zu sein. Würde das die Situation ändern? Was würde das ändern? Deine Gefühle für ihn? Die Beziehung? Die Frage, wie glücklich Ihr miteinander seid? Ich denke schon, Du nicht? Das ist nur ein einziger Punkt. Wenn Ihr das mit dem Rest auch noch macht, was wäre dann?
Vielleicht würde er in seinem Thread auch schreiben, dass es auch etwas mehr Hintergrund hat, dass er Dich "sexuell nicht mehr so oft anfasst"? Dass Du ihn ja wohl auch früher "aus freien Stücken" französischen Sex geschenkt hast und es ja wohl einen Hintergrund hat, dass sich Deine Einstellung geändert hat? Du klingst so, als würdest Du Dich jetzt eher ausgenutzt fühlen - das war doch früher wohl nicht so, oder? Es hat sich also etwas geändert. Wie wäre es, wenn Du darüber nachdenkst, was Dir jetzt fehlt und das ihm gegenüber ansprichst, dass Du Dir ... von ihm wünschst, weil Du so das Gefühl hast, dass Du mehr gibst als erhältst? So wie ich Dich verstanden habe, ist das, was er da möchte nichts neues, dass er Dich danach fragt, auch nicht. Also hast Du die Wahl zwischen "mir doch egal, was er sich wünscht" oder "warum hat sich meine Einstellung geändert - und was kann ich tun, damit wir *beide* wieder eine erfüllte Sexualität haben?" Das hat nichts, gar nichts mit "nicht aus freien Stücken" zu tun, sondern mehr damit, zu etwas ZURÜCK zu finden, was für Euch beide schön war. So wie Deine Beiträge klingen, ist das Problem in Deinem Falle, eben, dass Du Dich ausgenutzt fühlst, nicht, dass Du nicht Blasen willst - das hat andere Hintergründe und an denen solltest Du auch ansetzen. In dem Falle fehlt Dir etwas, was früher da war - hole es Dir wieder, statt einfach "nö" zu sagen, wenn er etwas möchte. Dann seid Ihr auch wieder *beide* glücklich damit.
Vielleicht meinte Deine Mutter das auch mit "zu früh geheiratet" - auch dazu Beziehungen zu leben und zu halten gehört lernen und Erfahrung. Dazu gehört auch ein gewisses Selbstverständnis und Selbstreflektion. Auch zu Selbstreflektion gehört lernen und Erfahrung, damit wird niemand geboren. Wer nur seitenweise die Fehler des anderen und die Schuld des anderen aufzählen kann, wird nie eine dauerhafte Beziehung oder Ehe führen. In einer Beziehung / Ehe tragen zu jedem Problem (fast) immer beide bei. Sicher lassen sich einige Extremfälle bemühen, wo das nicht der Fall ist, aber in "normalen" und "alltäglichen" Beziehungen ist das grundsätzlich so.
"Zu früh geheiratet" heisst eben, diese Erfahrungen (auch die mit dem Alltag und der Frage, wie man *sich selbst* und den *eigenen* Umgang mit dem Partner damit verändert) noch nicht oder noch nicht so sehr gemacht hat. Du fandest, das packt Ihr schon? Na denn mal los!
Es geht so fürchterlich schnell, dass in einer Beziehung das Gefühl aufkommt, mehr zu geben als zu erhalten. Der Witz ist: üblicher Weise haben das Gefühl dann *beide* - nun das allein sagt, dass das so nicht stimmen kann. Streit ist wichtig und (meiner Meinung nach) nicht unbedingt negativ, aber mit Vorwürfen kann man solche Situationen nicht lösen. Hör Deinem Mann mal zu, wenn er Dir Vorwürfe macht, statt das sofort abzublocken, Dich zu rechtfertigen, mit "aber ich habe ... und Du hast..." zu antworten. Dann stellst Du vielleicht fest, dass es ihm eigentlich geht wie Dir.
Hinterfrage mal, WARUM Dich stört, was Dich stört und WARUM es sich geändert hat. Dann überlege Dir, was Du ändern kannst, damit es wieder schön wird und was Du Dir von Deinem Mann *wünschst*, damit es sich wieder wie "Wölkchen" statt wie "Alltag" anfühlt.Natürlich bedingt das, dass er das gleiche tut und ebenso wie Du an sich selbst, an der Art mit dem Partner umzugehen und an der Beziehung etwas ändert - aber einer muss anfangen.
Oder trenne Dich einfach, das geht natürlich auch.