Hallo zusammen,
mein Exfreund und ich haben uns nach einem Jahr Fernbeziehung und drei Jahren des Kennens voneinander getrennt.
Ich denke, Schuld haben immer beide, das gleich vorweg.
Es war ein konfliktbehaftetes Jahr mit vielen Höhen, aber auch unendlich vielen Tiefen.
Er (36) wohnte unter einem Dach mit seiner Mutter, da er hoch verschuldet war und sich keine eig. Wohnung leisten konnte. Seine Finanzen gaben dies auch nicht her, er ist Saisonarbeiter und verdient entsprechend wenig.
Ich (30), habe einen festen Job, guten Verdienst, eig. Wohnung.
Sein Umgang mit Geld... er gab 1200 aus, wo er nur 1000 hatte. Konnte teilweise laufende Kosten nicht bestreiten, produzierte Handyrechnungen in riesigen Höhen, er spielte Computerspiele, in die er Geld steckte, und wenn er kaum etwas hatte, ging er trotzdem zur Tankstelle, um dort seine Getränke einzukaufen.
Als ich ihn auf seinen leichtsinnigen Umgang mit Geld ansprach, schrie er mich jedes mal an, ich solle mich da raus halten. Er kam jedoch, und lieh sich Geld (kleine Summen) bei mir, wenn es mal wieder knapp wurde.....
Häufiger fielen Kommentare wie: "du hast mich auf etwas eingeladen, dafür werde ich mich aber heute ausgiebig bedanken..." Mir kam es zunehmend so vor, als ob er Zuneigung und Liebe, sogar Sex und Zärtlichkeit an Geld knüpfte. Ich bestand auf getrennten Kassen, er übernahm auch seinen Teil (Fahrtkosten etc.), und so plätscherte es diesbezüglich dahin.
Ich bat ihn, zu unterlassen, solche Kommentare vom Stapel zu lassen. Mir zu sagen, wenn ich etwas für ihn tat, dass ich dafür etwas zurück bekäme. So gingen wir eines Abends ins Kino und ich sagte ihm, ich würde ihn einladen, aber den teuren Schnickschnack (Bonbons, die dort 4 mehr kosten als im Supermarkt) zahle jeder selber. Ich kenne ihn nämlich, er kennt da kein Maß und bestellt fröhlich drauf los, ob eingeladen oder nicht. Darauf kam nach etlichen Bitten, diese Äußerungen zu lassen doch tatsächlich die Aussage: "Na, wenn jeder seinen Schnickschnack selbst zahlt, dann macht es sich heute abend auch jeder selbst." (sinngemäß). Es war wie ein Schlag mitten ins Gesicht. Wieder kam das Thema auf, dass wir über solche Kommentare schon geredet haben und ich das Gefühl habe, er wolle mir das Geld aus der Tasche ziehen... auch von diesem Thema wollte er nichts mehr hören, aber er hatte es durch seine Bemerkung initiiert. Insofern kam es, trotz anderer Absprache, wieder auf den Tisch.
Ich sagte ihm in deutlichem Ton, dass er von mir keinen Cent sieht und ich nicht will, dass er mir auf der Tasche zu liegen meint, und das hat ihn, da ich es nicht zum ersten mal sagte, "so sehr verletzt", dass er sich trennte.
Was übrigens zum etwa 20ten mal geschah.
Dieser Mann hat mich innerhalb eines Jahres 20 mal verlassen. Ich ging jedes mal durch die Hölle. Meist waren es Kleinigkeiten, dann wieder größere Sachen, die man in einer gesunden Beziehung ausdiskutiert hätte, statt den anderen vor die Tür zu setzen.
Wenn ich einen Fehler gemacht hatte, und ich suchte die Fehler oft bei mir... dann entschuldigte ich mich, schrieb Briefe, kroch regelrecht zu Kreuze... bis er irgendwann wieder zurück kam. Er kam jedes mal zurück.
Er trennte sich- aber jedes mal kam er wieder.
Kritik häufte sich. Wie ich meine Haare zurecht machte, dass ich zuviel Haarspray nutze, dass ich zu lange im Bad brauche (ich brauche meine Stunde), dass man mit mir nichts unternehmen könne (wir unternahmen das, was mit seinen Finanzen eben drin war, und wenn es nur Spaziergänge waren...),... dass ich ja nichts im Griff hätte, dass in meiner Wohnung so viel kaputt sei und ich mich nicht drum kümmer... ich fühlte mich irgendwann eingeengt. Wie ich redete und was ich redete, war irgendwann nicht mehr gut. Dass ich zu viel reden wollte, war nicht gut. (Ich gebe zu, dass wir vielen kaputt diskutiert haben)... Letzten Endes war es so weit, dass ich in Gesprächen mit ihm begann, zu stottern, weil ich nicht mehr wusste, was ich sagen sollte. Wenn die Verbindung schlecht war am Telefon und ich ihn leider mehrfach bitten musste, sich zu wiederholen, reagierte er völlig ungehalten, dass ich doch richtig zuhören solle, und dass er keine Lust habe, den Papagei zu spielen.
Wir sahen uns einmal im Monat, wenn er heim kam, setzte er sich oft erst mal an den PC um seine Spiele zu spielen... ich sagte ihm, dass wir doch sowieso kaum Zeit hätten, und dass er für die eine Woche mal auf sein Spiel verzichten könne (wir hatten de facto nur wenige Stunden am Tag zusammen), aber er sagte er "müsse" spielen, um abzuschalten. Ich zocke selbst und kann die Begeisterung dafür durchaus nachempfinden, aber oft saß ich da und fragte: kommst du denn nun, wir wollten uns doch nen schönen Abend machen?..... er meinte dann immer, ich übertreibe und würde ihm auch nicht sagen, dass ich lieber Zeit mit ihm verbringen will. Ich verstand das nicht, denn er wusste, dass es mir lieber war, wenn wir mal ohne den Dattelkasten einen Abend verbringen.
Es wurde immer extremer in allen Bereichen, er wurde immer extremer, die Trennungen immer heftiger und vor allem schmerzhafter.... manche Trennungen vollzog er mit einer kurzen SMS die er mir z.B. dann schickte, wenn ich gerade auf dem Weg zur Arbeit war. Trotzdem kämpfte ich, bat ihn, zurück zu kommen.
Wenn er über etwas nicht mehr reden wollte, drehte er mir den Rücken zu und sagte: das Thema ist für heute beendet, ich möchte jetzt schlafen. Das tat er nich nur bei Lapalien, sondern auch bei Themen, die mir schrcklich auf der Seele brannten, wenn ich dann weiter mit ihm sprach oder bat nochmals darauf einzugehen (ich gehe nicht gerne im Streit schlafen), eskalierte es bis er mir ein "halt die Schnauze und geh woanders hin..." an den Kopf donnerte.
Auch dafür entschuldigte ich mich oft, dass ich ihn nicht hätte schlafen lassen. Für seine verbalen Ausfälle bekam ich jedoch niemals eine Entschuldigung.
Wenn er etwas erzählte, dann unterstellte er mir plötzlich Dinge, die so nie vorgefallen waren, oder er unterstellte mir, ich hätte etwas bestimmtes gesagt, was ich aber so nie gesagt habe.
Irgendwann habe ich mich selbst gefragt, ob ich spinne....
er war an und für sich ein lieber Mensch. Aufmerksam, liebevoll, kümmerte sich, war da, wenn ich ihn brauchte.... ich hatte mit ihm wirklich die schönste Zeit.... er nahm sich in unserer Fernbeziehung auch tagtäglich Zeit für Telefonate, oft Stunden, als ich ins Krankenhaus zur OP musste stand er auf der Matte...es gab auch gute Gespräche, wo wir viel reden und klären konnten, und den Großteil der Zeit trug er mich wahrlich auf Händen....
... aber auch die grausamste, denn in den Momenten, wo er ausrastete, wurde er so tyrannisch und selbstgefällig, dass ich das Gefühl hatte, einen komplett anderen Menschen vor mir zu haben.
Seine Familie "warnte" mich, sein Umfeld distanzierte sich, so brach ein Familienstreit aus, was zur Folge hatte, dass sein Bruder den Kontakt zu ihm abbrach. Schuld waren immer die anderen.... inklusive mir.
Er selbst sagte auf meine Frage, ob er denn nicht auch bei sich einen Fehler sehen würde, nur.. dass sein einziger Fehler sei, dass er ständig mit mir diskutiere.
Aus seiner zerbrochenen Ehe war er mit der selben Einstellung gekommen. Er behauptete felsenfest, seine Frau sei verantwortlich gewesen für das Entstehen des riesigen Schuldenbergs und dass sein einziger Fehler der gewesen sein, dass er versucht habe, das Geld reinzuholen, um ihr ihr teures Leben zu finanzieren. Ansonsten ließ er kein gutes Haar an ihr.
Ich selbst fühle mich, als hätte jemand einen Eimer Zement in meinem Kopf ausgeschüttet. Ich stelle mir die Frage, ob ich wirklich die ewig diskutierende, zickige Frau bin mit der, wie er so schön sagt "es keiner aushält", oder inwieweit das, was ich erlebte, bereits an seelischen Missbrauch grenzt. Vielleicht beides. Nichts desto trotz möchte ich wissen, was unabhängig Außenstehende über die Situation denken. Ich könnte noch mehr schreiben, ....
vllt noch etwas zum Thema Sex. Ich bin eher die "ruhigere Fraktion"... ich bin nicht verklemmt oder sonst etwas, aber "Pornogestöhne" finde ich leicht affig... er meinte dann irgendwann, dass er sich wünscht, dass ich lauter bin... ich sagte ihm ich könne es versuchen... dabei kam ich mir aber so lächerlich und gekünstelt vor,... und irgendwann, als ich meinte... ich kann und will das wirklich nicht... bekam ich als Antwort zu hören: na wenn du das für mich nicht machst, mache ich andere Dinge eben auch nicht mehr...
Es waren Kleinigkeiten und kleine Bemerkungen, die mich immer und immer wieder aus der Bahn warfen.
Da es beruflich momentan bei mir eine Krise gibt, bin ich wegen Burnout derzeit krank geschrieben. Wenn ich die Vergangenheit reflektiere, frage ich mich, inwieweit diese durchaus desturktive Beziehung vllt. dazu beigetragen hat, dass es jetzt soweit ist, dass mich die Erschöpfung komplett überrumpelt hat...
Wie gesagt könnte ich Bücher damit füllen, aber ich belasse es vorerst bei diesem ohnehin schon viel zu langen Text und sage danke fürs Lesen......