Hallo!
Ich (32J.) weiß nicht, wie es weitergehen soll. Ich habe mein Leben zerstört und fühle mich sehr einsam. Ich weiß, dass ich selbst an allem Schuld bin, und so kann ich von meiner Familie und von meinen Freunden keine Unterstützung erwarten. Deswegen schreibe ich hier, weil ich eigentlich niemanden mehr habe.
Mein Leben war bis letztes Jahr ganz geordnet. Ich war 10 Jahre mit meinem Freund zusammen, er war auch mein erster Freund. 2007 haben wir geheiratet, man muß aber dazu sagen, dass die Hochzeit jeder erwartet hatte und ich auch nicht dachte, dass mir jemals ein anderer Mann begegnen würde. Ich liebte ihn, aber er hat mich wenig unterstützt und ich habe mich ihm zu sehr angepasst und mich in der Beziehung verloren. Ich konnte mir auch nicht vorstellen, mit ihm Kinder zu bekommen. Ich wußte irgendwann gar nicht mehr, was ich will und bin. Er war selbst eher unselbständig und hat (zu) viel seine Mutter (die mich nicht mochte) in unsere Beziehung (und später auch Ehe) einbezogen. Wenn ich Probleme hatte, hat er es immer mit den Worten "das machst du schon" abgetan, seine Mutter hat oft versucht ihn gegen mich aufzubringen. Im Jahr nach der Hochzeit waren wir eigentlich schon nicht mehr richtig ein Paar, wir habe eher nebeneinander her gelebt und er dachte, er hätte mich nun " dingfest gemacht", so dass er sich auch keine Mühe mehr geben müßte, da ich ihm sowieso gehören würde. Auf der anderen Seite konnte ich ihm aber auch 100% vertrauen, dass er "auch nur für mich da ist". Zärtlichkeit gab er eher weniger, aber geredet hat er viel. (Manchmal so viel, dass ich gar nicht zu Wort kam, was er aber gar nicht merkte.)
2008 habe ich einen anderen Mann (Andreas) kennengelernt und mich ein bißchen verliebt. Zuvor hatte ich nie Augen für jemanden anderen gehabt, außer für meinen Mann. Ich habe das meinem Mann damals auch gesagt, aber er hatte gar keine Angst, dass Andreas eine Gefahr sein könnte. - Ich war mit Andreas gut befreundet und er hatte mich dann im Verlauf in einen Urlaub mit sich eingeladen. Andreas hat nie versucht, meine Ehe zu zerstören, für ihn war ich eine Kumpelfreundin. Mein Mann hat mich sogar mit ihm in den Urlaub mitfahren lassen. - Ich war zwar verliebt in Andreas, aber es war wirklich nur eine Freundschaft mit ihm.
Im Urlaub mit Andreas ist mir jedoch klar geworden, in welchem goldenen Käfig ich sitze und ich habe Andreas erzählt, wie unglücklich ich bin. Dabei stellt sich heraus, dass Andreas (42J.) auch in mich verliebt war (was ich vorher nie gemerkt hatte). E war ganz anders als mein Mann, er respektierte mich, nahm viele Ideen von mir an, ich wurde selbständiger durch ihn, so dass ich mich schließlich von meinem Mann getrennt habe und mit ihm zusammen kam. Ich habe meinen Mann nicht betrogen, jedoch waren zwischen der Trennung und dem Zusammenkommen mit Andreas nur wenige Tage. - Man kann mir daher schon vorwerfen, dass ich meinem Mann zumindest durch das Verliebt sein betrogen habe (so sieht es zumindest mein Mann.) Mein Mann glaubt mir auch nicht, dass im Urlaub damals noch nichts außer Umarmen gelaufen sei.
Ich nahm mir eine eigene Wohnung und wollte mir über alles klar werden. Ich vermißte meinen Mann überhaupt nicht und war auch froh, dass Andreas mir Freiraum ließ. Die Beziehung mit ihm war schön, wir trafen uns ca. 1-2x/Woche, sind inzwischen aber auch mehrmals im Urlaub zusammen gewesen, davon auch mal 3 Wochen am Stück. Ich habe gelernt, wer ich bin und was ich will. Und Andreas hat mich sehr darin unterstützt.
Manchmal kam es vor, dass Andreas sich aber 1 Woche gar nicht gemeldet hat, wenn er viel arbeiten muß. Ich gerate in dieser Zeit immer in Panik und habe Angst, dass er mich verläßt. Seine längste Beziehung bisher hielt nur 6 Monate. Wir sind nun schon länger als 1 Jahr zusammen. Er plant mit mir auch schon die Zukunft, was wir noch alles machen wollen etc. Er hat von Anfang an gesagt, dass er keine Familie will, und auch nicht heiraten. Am Anfang, als ich aus meiner 10J-Beziehung rauskam, war ich froh drum, nun ist es aber so, dass er der erste Mann überhaupt in meinem Leben ist, mit dem ich gerne Kinder hätte (auch wenn ich nicht mehr heiraten würde.). Ich traue mich nicht, ihm das zu sagen, da ich Angst habe, dass ich ihn zu sehr einenge.
Im Moment ist es so, wie wenn wir beide 17J. wären. Das ist schön, aber manchmal sehne ich mir wieder die Sicherheit zurück, das Wissen, dass er für mich da ist auch wenn ich alt und krank sein sollte.
Manchmal, wenn ich nach 2 Tagen Funkstille mal anrufe, kann ich ihn nicht erreichen, weil er oft das Handy aus hat. Einmal war er Abends bis 4.00h mit einer alten Freundin weg. Er hat einige Kumpelfreundinnen. Ich glaube ihm auch, dass er nichts von ihnen will, aber ich glaube, dass die Freundinnen möglicherweise doch was von ihm wollen (so wie ich damals selbst). Er hatte auch nicht von mir gedacht, dass ich was von ihm will. Ich bin also selbst mein schlechtestes Beispiel.
Ich habe das Gefühl, wenn mir (ich hatte die höchsten Ideale an Liebe und Treue und war sehr konservativ) schon sowas passiert, dann kann es jedem passieren. Ich kann niemandem mehr trauen, würde für niemandem die Hand ins Feuer legen.
Nun ist es so, dass mein Mann verständlicherweise die Scheidung will. Er weiß nicht, dass ich mit Andreas inzwischen zusammen kam, da wir uns nach der Trennung nur 2x gesehen haben und ich auch nichts mehr mit unseren gemeinsamen Freunden zutun habe (haben mich auch alle nach der Geschichte fallen gelassen, da er allen erzählt hat, ich hätte ihn betrogen.) - Unser gesamter Freundeskreis war sehr konservativ.
Ich habe nachts, wenn ich alleine in meiner Wohnung bin Panik, dass ich bald ganz alleine sein werde. Ich habe Angst, später alleine zu sein, da ich keine Kinder haben werde. Ich habe Angst, dass Andreas mich verläßt, wenn ich geschieden bin, da ich dann vielleicht nicht mehr interessant bin, da er mich ja dann ganz hätte. Ich habe Angst, dass ich wegen meiner Angst die Beziehung zu Andreas kapputt mache.
Diese Angst kommt jetzt so schlimm, dass ich mir wünsche, ich wäre einfach in dem goldenen Käfig geblieben, hätte 1-2 Kinder bekommen und mich damit arrangiert, wie vor mir jahrhundertelang die Frauen auch. Andererseits hat mich dieses Jahr sehr reif und weise gemacht und ich bin viel selbstbewußter geworden. (Aktuell ist mein Sebstbewußtsein leider wieder am Boden wegen den Schuldgefühlen und der Angst). Wenn das mit der Scheidung jetzt nicht wäre, hätte ich auch nicht so viel Angst, weil ich insgeheim noch das Gefühl hätte, dass ich mit meinem Mann (unsichtbar) verbunden und somit nicht ganz alleine bin. Mit Andreas fühle ich mich seltsamerweise noch nicht so tief verbunden. Ich überlege, ob ich nicht versuchen soll, die Ehe zu retten und Andreas trotz der Liebe, die ich für ihn empfinde, verlassen sollte.
Ich weiß, dass das alles sehr verwirrend klingt, aber vielleicht kann mir jemand helfen oder es hat jemand ähnliches erlebt. Wie kann ich meine Angst besiegen? Wie soll ich mich mit Andreas verhalten?
Vielen Dank, Juliana