Nein...
Die Schuldgefühle kann man Dir nicht nehmen. Aber ich finde es richtig, was Du gemacht hast.
Du hast festgestellt, dass Dir die Ehe nichts mehr bringt und dass Du Deinen Mann nicht mehr liebst. Das allein ist schon ein guter Grund, eine Beziehung oder Ehe zu beenden. Auch wenn es einmal hieß: "Bis dass der Tod uns scheidet." Eine Ehe weiter zu führen, nur der Kinder wegen und obendrein noch mit dem Schmerz eine Liebe dafür aufgegeben zu haben, geht sowieso nicht lange gut.
Eine Trennung ist immer schmerzlich für den Verlassenen. Ganz egal aus welchem Grund. Aber auch an Dir wird die Trennung nicht einfach ohne Schmerz vorüber gehen. Da sind so viele Erinnerungen. Es reichen manchmal Taten, bestimmte Worte in einem bestimmten Ton, ein Geruch, ein Gegenstand oder ein ähnliches Erlebnis und der Andere ist sofort wieder im Gedächtnis. Das geht noch ne Weile, wenn es überhaupt aufhört.
Du machst dir Vorwürfe, weil Du Deinen Mann in seinem Schmerz allein läßt, während Du glücklich mit Deinem Freund bist. Es ist Dein Recht als Mensch glücklich zu sein. Oder zumindest zufrieden. Dein Mann kommt darüber hinweg... irgendwann. Aber es ist nicht DEIN Job ihn zu trösten. Denn er wird immer wieder versuchen Dich zurückzugewinnen.
Du hast getan, was Du tun konntest. Du hast ihm von Anfang an gesagt, dass es einen anderen gibt und dass Du ihn nicht mehr liebst. Das ist richtig. So stellt man sich eine gute Trennung vor. Du hättest ihn auch monatelang betrügen können. Du hättest einfach so verschwinden können und ihm dann die Scheidungspapiere per Post zustellen lassen können. Aber nein. Du warst fair von Anfang an. Und er hatte Zeit sich an den Gedanken zu gewöhnen.
Jetzt kommt das Schwierigste. Der Sorgerechtsstreit um die Kinder. Auch da müsst ihr miteinander reden und euch einig werden. Aber wenn Du die Trennung von deinem Mann schon so bravorös gemeistert hast, wird das auch noch gut gehen. Da vertraue ich Dir.
Was Dein anderes Problem anbelangt, dass dein Sohn sich so komisch verhält... Hm, eine Trennung der Eltern ist immer schwer für die Kinder. Die einen ziehen sich zurück, die anderen werden aggressiv, die nächsten drehen vollkommen durch, heulen, schreien, kommen nicht mehr nach Hause, werden in der Schule schlecht...
Bei mir war es damals einfacher. Unser Sohn war gerade mal 1 1/2 und kannte seinen Vater nicht wirklich, weil der nur am WE nach Hause kam. Also gab es keine große Umstellung für ihn.
Bei Dir könnte das durchaus Probleme geben. Beobachte beide, wobei ich aber glaube, dass das Ältere die Problematik schon versteht und ja auch alt genug ist, sich für den anderen Elternteil zu entscheiden oder gar wöchentlich zu pendeln, ganz gleich, was das Kind mag.
Der 12jährige ist eigentich auch alt genug. Aber es könnte sein, dass er Angst hat, einen Elternteil zu verlieren, und zwar für immer. Deshalb ist er teils so anhänglich und teils aggressiv. Er liebt Dich und seinen Vater über alles. Aber neben der Angst, gibt er Dir auch die Schuld, dass er einen Elternteil verlieren könnte. UND Eifersucht könnte auch seinen Teil dazu beitragen. Er könnte Angst haben, dass Du Deinen neuen Freund auch lieber hast, als ihn, weil Du Deinen Freund ja auch lieber hast, als Deinen Mann und deinen Mann ja auch verlassen hast. Was gibt dem Kind die Sicherheit, dass Du es eines Tages nicht auch verläßt?
Gib ihm die Sicherheit, dass ER der Wichtigste Teil Deines Lebens ist. Dass Freunde kommen und gehen, aber Kinder bleiben. Dass Du immmer für ihn da sein wirst. Verbringe viel Zeit mit ihm. Auch allein, ohne deinen Freund. Aber auch mit deinem Freund, damit das Kind sich an ihn gewöhnen kann und er sich an das Kind.
Auch wenn die Noten in der Schule absacken sollten. Mach ihm keine Vorwürfe! Nimm ihn in den Arm und sag ihm, dass Du ihn lieb hast und ein Ausrutscher mal passieren kann. Setz dich dann hin und lerne mit ihm.
Wird er bockig oder wütend, lass ihn bockig sein. Der bockt auch wieder aus.
Was ich noch wichtig finde ist, dass Kinder das Gefühl behalten einen Vater UND eine Mutter zu haben. Sie haben sogar das Recht auf beide Elternteile. Ich würde beiden Kindern erlauben, ihren Vater immer besuchen zu dürfen. Ganz egal, wann und wie lange. Solange ihre Pflichten wie Schule oder Hausarbeit nicht darunter leiden.
So, jetzt werde ich mir mal die anderen Beiträge durchlesen. Mal sehen, wie andere denken.
Bis dann und viel Glück
Tamu