Hallo an alle,ich befinde mich in einer mißlichen Lage. Meine Gedanken drehen sich im Kreis. Vielleicht hat hier jemand einen Anreiz für mich, meine durcheinander gewirbelten Gefühle/Gedanken.Ich habe mich vor 14 Monaten von meinem Mann getrennt. Man muss dazu sagen, dass wir schonmal für ein halbes Jahr getrennt waren. Allerdings haben wir uns dann wieder zusammen gerauft wegen allem was wir uns aufgebaut hatten. Nun habe ich mich vor 14 Monaten endgültig getrennt, es ging einfach nicht mehr für mich. Mein Mann wollte das nie, für ihn war unsere Ehe gut so wie sie war. Allerdings verstehen wir uns auch heute noch und ziehen als Eltern für unsere gemeinsame Tochter noch immer an einem Strang.
Seit zwei Monaten bin ich in einer neuen Beziehung zu einem Mann, der dieselbe Problematik wie ich hatte in seiner Partnerschaft. Uns fehlte Nähe körperlich als auch zwischenmenschlich.
Wir sehen uns leider nur sehr wenig, da jeder seinen Alltag hat. Er hat auch ein Kind mit seiner Ex-Freundin, demnach bleibt dann noch weniger Zeit. Zudem habe ich ihn meiner Tochter noch nicht vorgestellt, d.h. er kann auch nur kommen, wenn sie abends im Bett liegt, oder am Wochenende bei Ihrem Papa ist. Wir beide kommen sehr kurz und das belastet mich doch sehr.
Ist keine wirklich befriedigende Situation. Ihm geht es da nicht anders, aber er kann es derzeit so hinnehmen. Und da kommen wir zu meinen Zweifeln...
Ich bin ein Mensch, der das Familiendasein braucht und darin aufgeht. Seitdem wir getrennt sind ist dies natürlich nicht mehr vorhanden. Das fehlt mir schmerzlich und gerade um diese Zeit wird mir das wieder sehr deutlich bewusst. Ich beneide meine Freunde, die in ihrem "gemachten Nest" sitzen und gemeinsam das Leben beschreiten. Ich muss dazu sagen, dass das bei mir und meinem Noch-Mann immer sehr harmoniert hat. Er war auch immer sehr unterstützend und hat mich viel entlastet was unsere Tochter angeht. Was das angeht, konnte ich ihm nie einen Vorwurf machen!
Allerdings hat er mich emotional immer sehr auf Abstand gehalten. Ich weiß, dass er ein Bindungsproblem hatte, bevor wir zusammengekommen sind. Wir sind dann zwar zusammengekommen, aber er hat es nie wirklich geschafft mich an sich ranzulassen. Hat mich emotional so ziemlich am langen Arm verkümmern lassen. Relativ schnell hatten wir nur noch wenig Sex, er speiste mich immer mit Sätzen wie "Qualität statt Quantität" ab. Am Anfang fand ich das noch reizvoll, irgendwann war ich einfach nur noch frustriert und habe mich nicht mehr begehrt gefühlt, zumal er sich aber selbst befriedigen konnte. Das hat mich viel verletzt und ich habe es einfach nicht verstanden. Heute erkennt er all das und ihm wird schmerzlich bewusst, was er verloren hat und sieht heute auch was er zu unserem Scheitern beigetragen hat und suhlt sich nicht nur in der Opferrolle. Seitdem ich einen neuen Freund habe, zeigt er mal Emotionen, schreibt mir, dass er nun auch an sich arbeiten möchte, zur Therapie gehen würde, zieht alle Register und seitdem er das macht, bin ich total aus dem Gleichgewicht. An sich war ich mir mittlerweile sicher, ihn auch einfach nicht mehr zu lieben, körperliche Nähe, geschweige denn küssen kann ich mir auch nicht mehr vorstellen.
Aber ich vermisse es einfach so sehr eine Familie zu sein. Ich fühle mich oft schuldig meiner Tochter gegenüber ihr kein intaktes Familienbild bieten zu können, war es doch selbst als Scheidungskind immer mein größter Wunsch. Niemals wollte ich eine Patchworkfamilie und daran knabbere ich einfach sehr. Mein Lebenstraum ist zerplatzt und ich fange wieder von vorne an. Dabei wollte ich doch einfach nur ankommen und einen Partner für's Leben haben.
Ich gehe nun schon 1 Jahr tapfer allein meinen Weg, diese Zeit war auch sehr wichtig und wertvoll für mich. Zu sehen, dass ich selbst für meine Tochter und mich aufkommen kann, alles selbst managen kann mit Hilfe der lieben Großeltern. Aber ich bin einfach ein Mensch, der das Zusammenleben mit einem anderen Menschen braucht. Die Sorgen und Lasten des Alltags gemeinsam tragen möchte. Das fehlt mir sehr und das war immer etwas, was ich in meinem Mann gefunden habe. Er war einfach immer da, hat mich unterstützt, war mein bester Freund, aber leider nicht mein Geliebter... Ich habe oft Tage, an denen ich einfach alles rückgängig machen wollen würde, um nur ja wieder dieses Familiendasein zu haben. Aber sind das die richtigen Gründe?
Ich hätte demnach quasi gerne das Familiendasein was mein Mann mir geboten hat und auf der anderen Seite die Nähe die ich mit meinem Freund habe. Beides geht natürlich nicht.
Was ist wichtiger im Leben... Diese Frage stelle ich mir eben viel... Ich habe mich nun schon 3 mal von meinem Mann getrennt und dennoch zieht mich immer wieder etwas zurück und lässt ein wirkliches Loslassen nie zu...
Ist es normal, dass man vor der Scheidung nochmal alles in Frage stellt? Was meint ihr dazu?