an0N_1236521299zSiehst Du, diesen ...
Fehler habe ich früher auch sehr häufig gemacht.
Ich hab dem anderen einfach gedanklich mein Naturell und meine Sichtweisen übergestülpt, dann unsere Geschichte durch seine Augen gesehen und war hinterher immer ganz überrascht, dass der andere nicht so handelte und sprach wie ich das erwartete, denn eigentlich war doch alles klar und eigentlich musste er doch mal endlich das so sehen und sagen wie ich das auch sehen und sagen würde.
Aber in Wirklichkeit war überhaupt nichts klar, weil ich das "Anders sein" dieses Menschen gar nicht registriert und auch nicht akzeptiert hab.
Du vertrittst die Ansicht: "Wer einen klaren Standpunkt hat, braucht sich darauf nicht zu reduzieren; wer sich seiner Gefühle sicher ist, kann das auch verbal äußern."
Aber wäre ich Deine Freundin, würde ich dem vehement widersprechen. Worte sind für mich Schall und Rauch. Nichts werde ich so schnell und so bequem los wie Worte. Gesten und Handlungen haben für mich viel mehr Gewicht.
Aber das war eigentlich auch nicht der Haupttenor meines vorherigen Beitrags: Ich wollte Dir vielmehr rüberbringen, dass es manchmal hilft, wenn man sich ein wenig zurücknimmt und dann versucht, die Welt durch die Augen des anderen zu sehen. Ein Gefühl dafür zu entwickeln wie der andere tickt, vielleicht zu erkennen, dass er eine andere Art hat, seine Gefühle auszudrücken, dass er Dich liebt, aber Deine Ansprüche an ihn das auch verbal rüberzubringen - nüchtern gesprochen - eher kontraproduktiv sind.
Du beklagst an anderer Stelle, dass man nicht auf Deine Gefühle eingeht, aber ich denke, dass ich gerade das tu. Ich versuche mich in Deine Lage zu versetzen und schau, wie ich mit dem, was Dich bedrückt, umgehen könnte.
Natürlich fühlt sich das sch.... an, wenn man sich der Gefühle der Partnerin nicht sicher ist, wenn Gedanken hochkommen, dass sie sich vielleicht im Bett bei anderen wohler gefühlt hat, wenn man gerne mal expressis verbis hören möchte, welche Bedeutung man für sie hat. Aber für mich wäre wichtig, mir klar zu machen, dass die Gründe für diese Gefühle in mir liegen und ich da dann auch was tun kann und nicht wie das Kaninchen vor der Schlange sitzend davon abhängig bin, was SIE macht.
Ich bin davon überzeugt, dass die Kunst darin liegt, den anderen in seinen Eigenheiten anzunehmen und für sich einen Weg zu finden, damit zu leben. Mit den schönen Sachen ist das ganz einfach, aber die Dinge, wo der andere eben nicht so reagiert wie man das gerne hätte, erfordern einiges.
Ich fürchte, dass Du keinen Fortschritt erleben wirst, wenn Du dabei bleibst, von ihr zu fordern, sich so zu verhalten wie Du das für richtig und gut erkannt hast. Gesteh ihr doch zu, dass sie eine andere Wahrnehmung haben kann und ich glaube, dass Du dann ein schönes Stück weiter bist.
LG
Larsen