Ich bin 50 und seit 24 Jahren verheiratet. Unsere Kinder sind erwachsen und leben zum Teil schon selbst in festen Beziehungen. Unsere Ehe hat mal gute und mal flaue Perioden wie jede andere auch....
Anfang 2009 habe ich in einer dieser flaueren Perioden einen ehemaligen Mitstudenten D. nach über 25 Jahren wiedergetroffen, weil ich per Zufall beruflich mit ihm zu tun bekam. Wir haben viel von alten Zeiten gequatscht, uns ein paarmal privat getroffen, sind uns dabei auch - erstmalig - näher gekommen... jedenfalls musste ich auf einmal feststellen, dass ich ich über beide Ohren in ihn verliebt hatte, und zwar SO heftig wie es einem eigentlich nur mit 20 passiert... Von Anfang an war dies für mich kein positiv besetztes Gefühl, denn es führte in eine ausweglose Sackgasse. Er ist geschieden, war damals solo und sicherlich auch nicht ganz ungerührt. Jedenfalls haben wir uns dann ausgesprochen, weil für uns beide sehr bald klar war, dass wir uns mögen, aber keine Beziehung/Affäre/was auch immer starten wollten und sowieso nie zur Debatte stand, dass ich wegen D. meine Familie ruinieren würde. Dieses Gespräch tat genauso sch... weh wie es früher war wenn eine Beziehung zu Ende ging, und das noch wochen- und monatelang hätte nie gedacht, dass ich sowas trotz über 20 Jahren intakten Familienlebens noch mal durchmachen müsste...
Glücklicherweise war sowieso geplant gewesen, dass ich in eine andre Filiale meines Arbeitgebers wechseln würde. Durch den Umzug haben sich beruflich notwendige Kontakte mit D. erübrigt. Ich habe auch sonst alles gemacht, was der Liebesdoktor empfiehlt... mich abgelenkt, alle EMails-etc. gelöscht... hab mich auch mit meinem Mann ausgesprochen. Er war natürlich nicht begeistert, aber es hat gut getan und wir haben beide das Gefühl, dass unsere Ehe dadurch an Vertrauen und Tiefe letztendlich gewonnen hat.
So weit so gut. Vor ein paar Wochen habe ich erfahren, dass D. inzwischen eine neue Partnerin hat... was mich sehr getroffen hat ist dass sie halb so alt ist wie ich, also etwa so alt wie unsere (und seine) Kinder... So ist der mühsam unterdrückte Liebeskummer noch einmal richtig aufgeblüht, mit der zusätzlichen Verstärkung dass ich mich (!! völlig irrationell!!) zu den ausrangierten Frauen auf das Abstellgleis geschoben fühle. Voller Neid, dass ein gleichaltriger Mann dagegen noch einmal unbeschwert alle Romantik der Liebe mit einer schönen jungen Frau erleben darf... nach allem was ich höre soll es gut laufen und es wäre nicht der erste in meiner Bekanntschaft, der ein spätes Glück mit großem Altersunterschied gefunden hat...(trotz aller Kontaktvermeidung stoße ich im Zeitalter von Facebook und Co mitunter trotzdem unfreiwillig auf Fotos etc, wasmir immer noch einen schmerzhaften Stich versetzt...) im Grunde gönne ich es D. ja.
Aber ich wünschte, mich selbst zwei Jahre zurückversetzen zu können, als ich noch mit meinem unspektakulären Leben völlig zufrieden war. Ich habe einen liebevollen, verständnisvollen Mann wie es keinen besseren gäbe. Mit dem es auch im Bett wunderbar ist und eigentlich mit den Jahren immer besser wird. Ich wünschte, ich könnte mich nur auf ihn konzentrieren, ich liebe ihn und bin unendlich dankbar, dass es ihn gibt. Aber alles rationelle Argumentieren mit Freunden oder mit mir selbst hilft nichts. Es bleibt dieses ständig nagende Hintergrundgefühl, dass sich mein unvernünftiges Herz anscheinend gerade danach sehnt, auch noch mal -frei nach Schiller - die selige Zeit der jungen Liebe erleben zu dürfen, selbst in dem Wissen, dass sie nicht ewig grünt... Kurz gesagt durchlaufe ich offensichtlich eine klassische Midlife-Crisis. So werde ich wohl entsagungsvoll abwarten müssen, bis sich das Problem durch genügendes Altern von selbst erledigt... denn noch mal so ein Gefühlschaos will ich nicht durchmachen, und meinem Mann will ich das schon gar nicht zumuten.
So, das ist jetzt ziemlich lang geworden aber musste mal in Worte gefasst werden. Ich fand es immer hilfreich in diesem Forum zu lesen und zu sehen, dass man nicht alleine dasteht, aber liebe Jüngeren: Es wird im Alter nicht besser mit dem Herzschmerz, im Gegenteil. Der Geist wird vielleicht klarer, aber das Herz bleibt rebellisch...