"Aus Angst, Opfer zu werden"...
...trage ich keine andere Kleidung, nein.
Ich lebe ebenfalls seit Jahren in Großstädten und bewege mich da frei, fahre nachts mit den Öffis, gehe allein zu Events, usw.
Trotzdem bin ich grundsätzlich mit einer anderen Wachsamkeit unterwegs als meine männlichen Freunde, was mich mitunter nervt, kenne wie die meisten meiner Freundinnen die ein oder andere unangenehme Situation, träume nach wie vor davon, in meinem nächsten Leben mal in 'ner Bar in Ruhe einen Drink nehmen zu können, ohne dass das als Abschlepp-Aufforderung verstanden wird und bin weiterhin irritiert, dass es bei manchen Zeitgenossen schiere Verblüffung auslöst, wenn ich sie zur Rede stelle, wie sie darauf kommen, dass sie mich einfach ungefragt irgendwo antatschen können.
Das Argument 'deine Kleidung/Art provoziert das' wird in solchen Kontexten durchaus weiterhin gerne genommen- von immer derselben Spezies alkoholisierter Vollhonks, die auf diese Art m.E. schlicht gezielt nach Frauen fischen, die grenzunsicher sind und denen sie auf die Pelle rücken können, wie es ihnen passt.
Die gibts nach wie vor in jeder Stadt, jeder Kultur und jedem Land- das wird sich aus meiner Sicht auch nie zur Gänze ändern.
Dennoch mach' ich als Frau drei Kreuze, in einer Kultur und einem Zeitalter zu leben, in dem das gesellschaftlich überwiegend als inakzeptabel und übergriffig gilt, und so viel persönlichen Gestaltungs- und Verwirklichungsraum zu haben.
Dass ich damit global gesehen mehr als luxuriös dran bin, ist mir sehr bewusst- schon weil ich viel und gern reise (bzw. reisen kann).
Und trotzdem fühlt sich Dankbarkeit dafür, als Frau ein freies Leben führen zu können, mitunter strange an.