Ich kann dich sehr gut verstehen...
Hallo Lisa,
ich kann deine Gefühle sehr gut nachvollziehen.
Ich (24) bin selbst an den Rollstuhl gefesselt und habe, wie du, auch noch keinerlei Beziehungen gehabt.
Auch war ich noch bis vor 1 1/2 Jahren zwei Jahre lang in einen "gesunden" Typen verliebt (und bin auch gerade wieder in jemanden verliebt), der dazu auch noch mein bester Freund war.
Er hatte mir damals gesagt, er könne mit meiner Behinderung nicht (für eine Beziehung gesehen) umgehen, da er sich selber noch nicht reif genug fühle. Das habe ich zuerst als "dumme Ausrede" abgetan.
Heute weiß ich aber:
Es hätte mich mit ihm nur ins Unglück gestürzt, weil er tatsächlich nicht reif war (und es auch immer noch nicht ist).
Deswegen kann ich dir nur den Rat geben, in deinem "Verliebt sein" auch zu schauen, ob dieser Typ in den du verliebt bist, überhaupt mit deiner Behinderung umgehen kann.
Denn leider gibt es vereinzelnt Menschen (so hart das ist), die können das definitiv nicht!
Wenn es aber ein Mensch ist, der nicht deine Behinderung sondern einfach nur "dich" als Mensch sieht, dann sollte es kein Problem darstellen, dass er dich auch liebt, selbst dann, wenn du ein "Makel" an dir hast.
Das erfordert aber widerrum auf jeden Fall Reife und Standhaftigkeit,denn ohne diese Eigenschaften kann ein Mensch dir nicht zur Seite stehen und dir eine Stütze sein, so wie du sie brauchst (ich meine damit nicht umbedingt deine Behinderung; aus deinem Text geht für mich hervor, dass du jemanden suchst, der dich auch mal "halten" kann, wenn du verstehst was ich meine ... du musst zu ihm aufschauen können, ...)
Davon ab, kann ich die Aussage jedoch nicht mit dir teilen, dass [...] "Die (!!!!) meisten (!!!!) (gesunden!) Männer (...) meistens mit einer Behinderung immer wieder Probleme zu haben [scheinen]."
Darf ich dich fragen aus welchen (konkreten) Erfahrungen heraus, du zu solch einem Schluss kommst??
(Du kannst mir auch ruhig eine PN schreiben, wenn du so öffentlich nicht darüber reden willst.)
Wenn der Typ dir bereits zu verstehen gegeben hat, dass von seiner Seite aus es für eine Liebe nicht ausreicht, dann sei dankbar dafür das er dir das so mitgeteilt hat.
Anders wärst du wahrscheinlich nur unglücklich geworden.
Was mich allein schon stören würde ist, wenn ein Typ mir so eine "unkonkrete Aussage" vonwegen "Ja, reicht nicht für eine Liebe aus Punkt" vor die Füße wirft.
Ich kann mich da natürlich auch täuschen, da er mir nicht bekannt ist, aber ich persönlich sehe das so, dass wenn ich jemandem wichtig bin (und sei es nur auf freundschaftlicher Basis oder sogar noch auf einer minderen Basis), ich es immer noch wert bin als ein Mensch mit gewissem Maß an Respekt behandelt zu werden. Das schließt auch eine Antwort mit ein, mit der man weiß, woran man ist.
Mir persönlich ist diese Aussage von ihm zu "Wischi-Waschi".
Und allein schon aus dem Grund würde ich zu mir selbst sagen, "Junge, ich hab was besseres als dich verdient."
Um auf deine Fragen zu kommen.
Ja, ich habe schon Erfahrungen mit einer Menge von körperlich behinderten gemacht.
Ich muss dir aber auch sagen, dass ich damit nicht wirklich zurechtgekommen bin.
Verstehe mich jetzt bitte nicht falsch, ich bin ja selbst körperlich behindert.
Allerdings ist es in der Gesellschaft verstärkt so, (das ist meine Erfahrung), dass die körperlich Behinderten von der Gesellschaft im allgemeinen sehr gerne alle zusammen in einen Pott geschmissen werden.
Sehr (nicht alle!!) viele Behinderte lassen sich von diesem "Denken", welches dort herrscht, oft einlullen und denken sich, dass sie das hier vorherschende "System" (egal, ob Schul-, Bildungs- oder Arbeitssystem) akzeptieren müssen, weil es ja einfach so gegeben ist.
Ich persönlich war damit nie zufrieden. Da ich mich unter keinen Umständen selbst bemitleiden wollte. Und ich nicht einfach in eine Schablone gequetscht werden wollte.
Die Sonderpädagogik spricht sehr oft von dem "individuellen Fördern des Einzelnen".
Eine Aussage, über die ich nur lachen kann.
Deshalb bin ich so bald wie ich konnte, aus diesem System ausgebrochen.
Es hat mich so dermaßen frustriert mir u. a. anhören zu müssen: "Ja, du bist ja behindert, deswegen MUSST du dich auch mit Leuten deinesgleichen abgeben, gesunde? ... nein, die können dich doch als nicht normal empfinden, das ist doch zu gefährlich... BLA, BLA" - Nö, wieso?
Heute stehe ich mit beiden Beinen im Leben, mache meine Ausbildung und beiß mich durch.
Das müssen gesunde doch genauso, wenn sie was erreichen wollen.
Was ich damit sagen will: Im Grunde sind wir nicht anders.
Und wir sind erst recht nicht "nicht normal" oder stellen für unsere gesunden Mitmenschen ein "Problem" dar.
Das "Problem", wenn es denn vorherrscht, dass machen sich die Menschen (egal ob behindert oder nicht) oftmals selber, obwohl es eigentlich gar kein Problem gibt.
Vielen ist es einfach viel zu anstrengend sich der Herausforderung zu stellen, sich auf Dinge einzulassen, die nicht zu ihrem "Alltagstrott" gehören.
Deswegen kann ich dir nur ans Herz legen (wenn du es nicht schon tust) konzentriere dich nicht zu sehr auf deine Behinderung, sondern komm aus dir raus und zeige, was für ein toller Mensch in dir steckt (der Mensch, der in dir steckt hat nämlich kein Handicap =), versuchs mal so zu sehen), du hast Stärken 'en Masse, du musst dich nur akzeptieren und das Beste aus dir herausholen.
Und dann wird auch ein Typ auf deinem Weg einen Blick auf dich werfen. ;)
PS: Das soll nicht heißen, dass ich nicht auch mein Päcken zu tragen habe, wie gesagt, ich verstehe dich wirklich sehr, sehr gut.
Ich habe z. B. ein Problem damit, dass ich kein so gutes Selbstwertgefühl habe.
Ich bin zwar selbstbewusst, aber mein Selbstwert ist oft schon bei null gewesen. Ich versuche auch gerade deswegen, wenn es irgendgeht nach vorne zu schauen,
auch wenn mir das oft nicht so perfekt gelingt, wie ich das gerne hätte.
Alles Gute
eisblume