Lange schon spiele ich mit dem Gedanken meine Geschichte mal irgendwo niederzuschreiben, heute habe ich endlich den Mut dazu. Ob ich es tue um mir meinen inneren Kampf von der Seele zu schreiben oder ob ich doch hoffe von einem von euch die Lösung all meiner Probleme zu bekommen ... ich weiss es nicht.
Seit nunmehr zweieinhalb Jahren habe ich eine "Beziehung" mit einem verheirateten Mann.
Er lebt im Ausland, ist dort mein Gegenpart in unserer Firmenniederlassung und irgendwie sind wir dorthin wo wir nun stehen gemeinsam hin geschlittert.
Wir lernten uns auf einer Weihnachtsfeier kennen, und irgendwie war von Anfang an eine Anziehungskraft da, wir haben uns sehr gut verstanden und einen sehr netten Abend miteinander gehabt.
Danach schrieb er mir des öfteren, ob wir uns nicht einmal treffen wollten. Von meinen Kollegen kannte ich seinen Ruf bereits, Frauenheld wäre wohl noch untertrieben ... aber manchmal ist man eben blind und ich genoss unsere Mail-Konversationen und fand bis dahin alles unverbindlich..
Ein halbes Jahr später willigte ich ein mich mit ihm zu treffen, er war beruflich in der Nähe und bat mich um ein Abendessen.
Ich war damals Single und sagte mir: "Warum nicht? Mach Dir einen schönen Abend und sei mal nicht anständig."
Es wurde eine wundervolle Nacht, und wieder zuhause angekommen ging es mir blendend.
Daraufhin folgten noch weitere Verabredungen dieser Art, wir stahlen uns die Zeit indem wir geschäftliche Treffen so legten, dass wir zeitgleich in einer Stadt waren.
Das Zusammensein mit ihm ist immer etwas ganz besonderes. Wir trinken Champagner, schlafen im Strandkorb unter dem Sternenhimmel auf der Terrasse seiner Suite, lieben uns in Sommernächten auf den Brücken der Stadt, ... alles wie ein Traum. Ich genoss die Zeit die wir hatten und ging danach hier zuhause wieder meinem Alltag nach.
Wäre nicht das schreckliche davor und danach, der Gedanken an seine Frau und seine Kinder zu denen er nach unseren Nächten oder Wochenenden zurückkehrte. Und dann die beruflichen Treffen, auf denen wir in Gegenwart anderer stets so tun müssen als wenn wir uns nicht so gut kennen, nicht die Muttermale und Narben am Körper des anderen auswendig mit dem Mund nachmalen könnten.
Als ich das erste Mal feststellte, dass ich unsere Beziehung eben nicht mehr ohne Gefühle betrachten kann war ich geschockt, mir wurde klar dass ich eigentlich niemand anderen als ihn mehr will und ihn doch nie haben kann.
Auf einem unserer Treffen bemerkte ich dann, dass es ihm wohl ähnlich ging wie mir. Das war das erste Mal, dass wir offen miteinander sprachen und beide in Tränen ausbrachen über das was wir geworden waren, was wir füreinander fühlten. Es war einer der wenigen Moment, in dem ich hinter seine mühsam aufgebaute Fassade schauen durfte.
Ich ging damals, nahm mir ein anderes Zimmer und wollte ihn nie wieder sehen. Bis es am nächsten Morgen an der Tür klopfte und er vor mir stand.
So oft dachte ich seitdem: ich muss das beenden.
Nicht nur, dass es mir in der Zeit vor und nach unseren Treffen schlecht geht, ich vergraule seitdem auch jeden anderen Mann der mir näher kommt, oder lasse ihn erst gar nicht an mich heran. Wer kann schon mit meinem Superman mithalten? Keine Beziehung ist wie unser Traum, das kann auf die Dauer ja gar nicht funktionieren.
Trotz allem, und obwohl ich weiss das diese Beziehung nicht gut für mich ist: ohne ihn möchte ich nicht sein, wir können so gut miteinander reden, haben immer so viel Spass miteinander, ich liebe den Blick in seine Augen, neben ihm aufzuwachen, neben ihm einzuschlafen, einfach alles.
Aber es ist nicht echt, und ich baue mein kurzes Glück auf dem Unglück einer anderen Frau auf.
Ob er sie liebt? Ich weiss es nicht.
Ob er mich liebt? Auf (s)eine Weise sicher.
Warum ich ihn nicht frage? Vielleicht weil ich mich nicht traue, seine Antworten nicht hören will.
Ich weiss er liebt seine Kinder, ich weiss er liebt seine Unabhängigkeit. Und ich weiss ich würde ihn nie bitten können das aufzugeben. Wie auch? Selbst wenn wir ein gemeinsames Leben hätten, würde ich ihm aufgrund unserer Vorgeschichte doch nie vertrauen können.
Ich habe das Gefühl mich in eine auswegslose Lage gebracht zu haben, egal was folgt, ganz egal was ich tue:
Ich werde verlieren.