Hm.
Also auf der einen Seite finde ich deine Argumentation schlüssig und stimme dir da gewisser Weise sogar zu.
Der wissenschaftliche Beweis, dass der Mensch nicht monogam ist, müsste mir allerdings noch per glaubhafter Quelle vorgelegt werden, bevor ich das ganz glaube. ;)
Aber an und für sich finde ich es auch so, wie "lillyjane1".
Jeder muss den Weg gehen, der für ihn am meisten Lebensfreude bedeutet.
Und so leid es mir tut, ich kann dir getrost widersprechen, wenn du sagst, dass jeder fremd geht und seinen Partner/seine Partnerin betrügt.
Solche Behauptungen aufzustellen für die es überhaupt keinen Beweis gibt halte ich für ausgesprochen unhöflich den Leuten gegenüber, die sich in einem monogamen Beziehungsgefüge wohl und geborgen fühlen, so wie ich mich als solchen zähle.
Die persönlichen Präferenzen als wissenschaftliche oder natürliche Gegebenheit zu interpretieren ist eine haarige Angelegenheit.
So es auch manchmal zutreffen mag, so ist es doch nach wie vor eine Präferenz, welche jeder für sich treffen muss.
Du beschreibst polyamor lebende Menschen wie folgt:
"--> sehr reife, emotional gebildete Menschen mit Empathie.
--> keine Heimlichkeiten, volles Vertrauen unter ALLEN Beteiligten.
-->keine Eifersucht, die aus Verlustängsten und Minderwertigkeits-Komplexen genährt wird.
--> viel Kommunikationsfähigkeit und Konfliktlösungs-Strategien für die Lösung möglicher Probleme"
Ich hoffe allerdings, dass du dadurch nicht implizierst, dass monogam lebende Menschen weder reif, emotional gebildet oder empathisch sind, kein Vertrauen sondern Heimlichkeiten haben, eifersüchtig sind, Verlustängste oder Minderwertigkeitskomplexe haben und eine geringe Kommunikationsfähigkeit und wenige Konfliktlösungsstrategien haben.
Den Schuh kannst du den Leuten, die ihr Leben lang in einer monogamen Beziehung sehr glücklich sind, unmöglich anziehen wollen.
Denn diese Attribute, welche du hier den polyamor lebenden Menschen zuschreibst, sind an und für sich die grundlegenden Voraussetzungen für eine Beziehung. Sind diese Sachen nicht gegeben oder werden nicht in Angriff genommen, so kann keine(!) Beziehung funktionieren, weder eine monogame, noch eine polyamore.
Ich fühle mich mit meiner Frau auch nach vielen Jahren sehr wohl und habe über die gesamte Dauer unserer glücklichen Beziehung nicht einmal den Drang danach gehabt eine dritte/vierte/fünfte Person in die Beziehung zu integrieren - da meine Frau mir all das gibt, wonach es mir gelüstet und was ich brauche und will.
Wenn man so eine vollkommene Erfüllung in nur einem Partner nicht findet liegt es natürlich nahe, dass man eine polyamore Beziehung anstrebt.
Wenn das für beide Beteiligten kein Problem darstellt bin ich auch der Allerletzte, der sich dagegen ausspricht - jeder so, wie es ihm gefällt (so lange es im beiderseitigen Einverständnis geschieht).
In meinem Bekanntenkreis gibt und gab es kaum Scheidungskinder, da haben alle Ehen noch starken Fuß.
Und vielleicht ist es auch einfach nur ein Zeichen einer außergewöhnlich starken Verbindung zwischen zwei Menschen, wenn man sich alle Wünsche und Phantasien mitteilen und gemeinsam möglich machen kann.
Ich glaube daher nicht, dass nur ein Weg richtig ist.
Es gibt so viele Wege, wie es unterschiedliche Menschen gibt.
Da in der Form zu pauschalisieren, wie du es anscheinend tust (ich kann mich auch irren, aber es liest sich so), finde ich nicht nachvollziehbar.