Hallo,
ich trage jetzt schon zu lange das alles mit mir herum und würde mich über Meinungen von Außenstehenden freuen.
"Kurz" zu mir und meinem Partner: wir sind beide Mitte Zwanzig und nun seit 4 Jahren ein Paar, kennen uns aber bereits viiiel länger. Wir hatten zuvor beide andere Beziehungen und waren immer füreinander da. Als wir "plötzlich" zusammen gekommen sind, habe ich das erst nicht zulassen wollen, weil ich a) Angst hatte, meinen besten Freund zu verlieren wenn die Beziehung scheitern würde und b) gerade "ein neues Leben" als Studentin angefangen hatte und mich ausleben wollte (da ich aus einer seeehr konservativen Familie komme und nie feiern gehen durfte etc und ich hätte mich gerne einmal frei ausgelebt, auch sexuell). Ich hatte damals einfach im Kopf, dass dieser Mann für mich "zu perfekt" passt und wenn ich mit ihm zusammen kommen würde, würde er wohl mein letzter Freund sein. Das ist einerseits ein wunderschönes, auf der anderen Seite aber auch sehr beängstigendes Gefühl gewesen.
Ich habe mich damals aber eben für sowohl Herz als auch Kopf entschieden und bin die Beziehung eingegangen - ein Glück! Denn die Jahre waren die schönsten meines Lebens bisher. Es hat einfach alles gepasst, wir harmonierten großartig auf jeder Linie und ich war noch nie so glücklich - und auch das Verlangen danach, sich austoben zu wollen, war komplett weg.
Ich weiß leider nicht genau, wann es passiert ist.. Und auch nicht wie und was zuerst geschehen ist - meine sexuelle Unlust oder seine "doofe" Art mir gegenüber.. Ich glaube, das hat sich irgendwie beides gegenseitig beeinflusst. Jedenfalls wollte ich immer weniger Sex, habe es manchmal nur noch über mich ergehen lassen (er war immer zärtlich und liebevoll, nicht falsch verstehen). Ich bin relativ unternehmungsfreudig, hab während meines Studiums viele Freunde gehabt und war oft unterwegs - seit ich aber bei meinem Freund wohne (ca seit 2 Jahren), hat sich das Ganze "verflüchtigt" und ich hab hier unten nicht mehr so viele Bekanntschaften (bin nun eher online unterwegs). Naja und keine Ahnung, letztes Jahr hat es dann rgendwie angefangen, das sich alles sehr kalt auf einmal angefühlt hat. Mir gings nie schlecht und ich war auch nie unglücklich, es hat sich eben alles normalisiert. Dass der Sex ausblieb, war für mich auch nicht schlimm und mein Freund hat es auch akzeptiert. Aber mit den Kalten auf einmal meine ich solche Situationen: wenn es mir bspw "irrational" schlecht ging, also ich einfach mal n traurigen Tag hatte und nicht erklären konnte wieso und einfach nur liebe Worte gebraucht hätte, hat er das nicht verstanden und es eher gereizt abgetan. Ich bin ein sehr emotionaler Mensch und er ein sehr rationaler. Jedenfalls hab ich das daher alles als "okay er hat recht, ich bin blöd, mich so zu fühlen" abgetan und hab mich irgendwie selbst aufgemuntert. Außerdem gilt noch dazu zu sagen dass wir beide sehr viel arbeiten (er schichtet, ich bin selbständig). Naja und mir wäre das alles wahrscheinlich weiterhin "egal" geblieben wenn ich nicht aus heiterem Himmel jemanden (online!) kennengelernt hätte.... Man ahnt es, da fängt das ganze Schlamassel an.
Bei der Person war es Anziehung auf den ersten Blick, ich fand ihn unheimlich interessant und sexy und war selbst überrascht, dass ich doch nicht "asexuell" bin :'D ich habe mich selbst dabei erwischt, wie ich öfter an die Person gedacht habe, immer direkt zurückschrieb und ja, sogar eifersüchtig wurde, wenn er von anderen Frauen schwärmte. Wir haben uns nämlich leiiiider auf Anhieb sehr gut verstanden und haben jeden Tag Kontakt gehabt. Er wusste von meinem Freund und ich denke, dass er mich deshalb einfach als "gute Freundin" eingestuft hat und ja, das waren wir, erschreckend vertraute Freunde nach nur wenigen Monaten. Ich habe meinem Partner sogar erzählt, dass ich jemanden kennengelernt habe und er wusste auch, dass wir viel Kontakt haben und irgendwie hatte ich den Eindruck, es ist ihm vollkommen egal. Nach über einem halben Jahr wo es so hin und her ging, lud der Neue dann mich (und meinen Partner) zu seinem Geburtstag ein. Mein Partner, wie immer seit einem Jahr, hat direkt unmotiviert abgelehnt. Ich hab dann zunächst auch abgesagt, aber spontan einen anderen Kumpel gefragt, ob er nicht Lust hätte, mit mir hinzufahren, und so war es dann auch: mein Kumpel und ich sind zusammen zum Geburtstag gefahren und haben ein Wochenende mit den Leuten dort verbracht. Ab hier die schnelle Version: ich habe mich verliebt. Mir gings scheiße auf der Rückfahrt, ich habe mich mega unwohl gefühlt und wusste nicht, wie ich mich meinem Partner gegenüber verhalten sollte. Allerdings habe ich mich auch sehr gefreut, noch einmal so intensive Gefühle und auch sexuelle Anziehung spüren zu dürfen. Mein Partner hat nicht einmal gefragt, wie es auf dem Geburtstag war... Ich wusste nicht, was ich tun sollte, aber wollte auf jeden Fall ein nächstes Treffen. Also bin ich das Wochenende drauf nochmal zum neuen Mann. Es hat sich herausgestellt, dass er sich auch in mich verliebt hat - was es nicht einfacher gemacht hat. Zu euch bin ich ehrlich: ich habe mit ihm geschlafen und auf der einen Seite befriedigt er zu 100% meine "psychische" Hälfte (er ist sehr.. "klischeehaft männlich", mein Freund sehr "zärtlich" und mir gefällt Ersteres besser).. Doch körperlich harmoniere ich mit meinem Partner viel, viel mehr. Eine Kombination aus beiden wäre der perfekte Sex für mich. Aber es geht natürlich nicht nur darum. Ich mag die ganze lockere, "freie" Art des Mannes, er ist genauso kreativ und emotional wie ich, wir teilen die gleichen Leidenschaften.. Aber was soll ich sagen.
Ich habe meinem Partner als ich nach Hause kam die ganze Sache erzählt, nur das Körperliche habe ich verschwiegen, weil ich mich so geschämt habe und - ja, klingt dumm - ich ehrlich dachte / denke, es würde ihn nur unnötig verletzen, wenn ers wüsste, und an dem Tatbestand drumherum nichts ändern (das glaube ich übrigens immer noch). Wir haben ein sehr sehr ausführliches Gespräch geführt (endlich!!!) und uns ist klar geworden, dass das letzte Jahr einfach viel schief gelaufen ist und wir beide hätten mehr an der Beziehung aktiv arbeiten sollen. Er hatte tatsächlich Verständnis und konnte es sogar nachvollziehen, dass ich mich neu verliebt habe, weil er selbst gesehen hat wie er mich links liegen las während der andere mir all das gab, was mir in der Zeit fehlte. Ich hatte letzten Endes die Wahl, wen von beiden ich in meiner Zukunft wollte. Also.... Bin ich erstmal aus Verzweiflung mit meinen Eltern in Urlaub gefahren. XD raus kam leider nichts Sinnvolles. Ich wollte meinen Partner auf gar keinen Fall verlieren, aber meine Sexualität ist mir nun doch wieder wichtig geworden und ironischerweise sehne ich mich da nach dem anderen Mann. Ich habe ihn noch ein drittes Mal besucht (meinem Partner habe ich das natürlich gesagt!) - ich wollte bloß noch einmal sehen, ob ich mit dem neuen Mann auch ohne das Sexuelle harmoniere. Und so gern ich ihn auch mag und so verliebt ich auch (immer noch) bin, habe ich den starken Eindruck, dass wir langfristig nicht gut zurecht kommen würden. Ich sehne mich häufig nach intensiven Gesprächen, auch intellektuelleren Themen.. Und manchmal brauch ich jemanden, der mich auf den Boden der Tatsachen zurückholt.. Das ist alles nicht er.. Das ist alles mein Partner.. Dazu kommen irgendwie Unterschiede im Status.. Er hat mir direkt gesagt dass er mich liebt und das fand ich komisch. Es ist keine Liebe, es ist Verliebtheit.. Er hat immer viel gesagt, es aber nicht getan bzw sich nicht dafür eingesetzt.. Alles in allem wirkt der Zweite auf mich rational wie eine Niete (hart ausgedrückt!! Er ist ein toller Mensch mit einem sehr guten Herz, aber ich bin so verwöhnt von meinem Partner (was mir jetzt erst durch alles klar geworden ist), dass ich zu hohe Erwartungen stelle, die der andere einfach nicht erfüllt (und selbst sagt dass er die nicht erfüllen könnte / er hat leichte Minderwertigkeitskomplexe :/)..)... Najaaaa ich habe mich dann jedenfalls vor zwei Monaten für meinen Partner entschieden und den Kontakt zum Zweiten erstmal runtergefahren (ich wollte ihn schon mehrmals beenden, aber bringe es nicht übers Herz (weil er auch so ein guter Freund ist) und mein Partner verlangt das auch nicht von mir).... Wir haben seitdem seeeehr viel Arbeit in den Wiederaufbau der Beziehung gesteckt und ich lasse mich aus Zuneigung häufiger wieder auf meinen Partner ein und finde wieder mehr Gefallen am Sex mit ihm. Wir unternehmen wieder mehr und er interessiert und versteht meine Gefühle jetzt viel besser und auch ich bemühe mich natürlich um ihn und versuche das Vertrauen wieder aufzubauen, das ich kaputt gemacht habe.
Und obwohl das alles so schön ist und ich rational gesehen wahrscheinlich wunschlos glücklich sein sollte, nagt das Ganze noch immer an mir. Ich bin immer noch in den anderen verliebt und fühle mich dadurch schlecht. Ich versuche, die Gefühle loszuwerden, aber es klappt einfach nicht, obwohl ich weiß, dass er und ich nicht so gut harmonieren wie mein Partner und ich. Mein Partner ist der fast perfekte Mensch an meiner Seite und ich wünschte einfach, die Gefühle auf ihn umzulenken, aber wir wissen dass das nicht so geht wie man will... Meine Frage an euch... Denkt ihr, die Gefühle können wiederkommen? Kann es sein, dass man diese "Liebe" einfach nicht mehr spürt? Sollte ich echt an dieser platonischen Liebe festhalten, oder hoffen dass jemand kommt, der sowohl charakterlich als auch sexuell auf mich anziehend wirkt? Weil ja, die Mischung aus beiden wäre perfekt, gibt's aber natürlich nicht.. :/