Ich kann jetzt keine Studien oder Quellen nachweisen, die das belegen, aber ich glaube nicht, dass die Trennungsrate vom Familienmodell abhängt. Es hängt ausschließlich von den beteiligten Personen ab. Mit anderen Worten: Familienleben kann sowohl sehr gut laufen als auch vor die Wand fahren. Das gleiche gilt für Patchworkmodelle. Beides hat Vor- und Nachteile. Ich bin selbst zu 50 % alleinerziehend mit drei Kindern und seit einem guten Jahr mit einer Frau zusammen, die ihrerseits ein Kind hat. Wir lassen uns sehr viel Zeit, verbringen aber auch regelmäßig Zeit zu sechst miteinander, fahren mal für ein paar Tage zusammen in den Urlaub usw. Und auch wenn wir uns beide eine gemeinsame Zukunft mit Zusammenleben wünschen, ist das in nächster Zeit ganz sicher nicht geplant. Nichtsdestotrotz ist es uns ein Anliegen, auch mit allen Kindern gemeinsam Zeit zu verbringen. Das halte ich auch für ziemlich naheliegend. Daher verstehe ich die Beweggründe Deines Partners ebenfalls nicht. Hätte er seinen Sohn einmal die Woche, dann könnte ich schon nachvollziehen, dass er diese Zeit intensiv mit ihm nutzen möchte, wobei auch da ab und zu mal eine gemeinsame Aktivität möglich sein dürfte. Wenn ich meinen Partner liebe, ist es mir doch auch wichtig, dass dieser (vorsichtig) mein Kind kennen lernt und andersrum. Vorausgesetzt ich sehe mit dem Partner eine gemeinsame Zukunft, in welcher Form auch immer. Und in seinem Fall hat er das Kind ja die Hälfte der Zeit. Hier einen Kompromiss zu finden, wäre problemlos möglich. Da er das nicht möchte, steckt irgendetwas anderes dahinter.
Ich kenne jetzt keine Hintergründe, vielleicht macht seine Ex Druck und möchte nicht, dass ihr Kind zu viel mit Dir und Deinen Kindern zu tun hat? Vielleicht denkt er, es tue seinem Sohn nicht gut, wenn da zu viel auf ihn einprasselt? Vielleicht hat er das Gefühl, etwas wieder gutmachen zu müssen? Seltsam ist in jedem Fall, dass er sich nicht richtig erklärt. Womöglich tut er dies nicht, weil er Dich nicht verletzen möchte oder er ihm unangenehm ist (wenn beispielsweise die Ex dahinter steckt).
Es geht ja auch nicht darum, nun schnell Nägel mit Köpfen zu machen und möglichst schnell die beiden Alltage miteinander zu verschmelzen. Patchwork sollte wachsen, am Besten über einen sehr langen Zeitraum. Aber damit sie wachsen kann, muss man auch sie Samen säen und das gelingt nur, wenn sich alle Schritt für Schritt kennenlernen und vertraut miteinander werden.
Die Vorteile bei solchen Modellen sind oft, dass die Paare in der Regel sehr viel mehr Partnerzeit haben als "normale" Familien. Es sei denn, die Kinder sind permanent oder zu 90 % beim Partner. Wenn es aber Wechselmodelle oder anderweitige Lösungen gibt, bleiben immer diese kinderfreien Inseln, von denen die meisten gestressten Familien träumen. Meine Ehe ist (unter anderem) genau deshalb gescheitert, weil wir uns als Liebespaar verloren haben und meine Ex das was in unserer Beziehung fehlte bei einem anderen wiedergefunden hatte.
Ich würde möglichst einfühlsam, bestimmt und sachlich nochmal nachfragen, was denn seine Beweggründe sind. Du möchtest es ja einfach verstehen und einordnen.