Liebes Volk,
ich melde mich mit einem sehr dramatischen Problem. Wer fühlt sich noch unwohl in seiner Haut?
Es hat angefangen mit dem Moment, als meine feste Freundin (w, laut Pass 163 2 Jahre her, wir haben bis jetzt immer zwischen 164-166cm gemessen) stark von normal schlank zu sehr dünn abgenommen hat. Ich (w, laut eigenem Messen 169, zwischen 168-171cm haben wir manchmal gemessen) habe angefangen mich als viel zu groß und klobig neben ihr zu fühlen.
Wir haben das in Angriff genommen, wir haben beide ein Gewichtsziel vereinbart, wir haben beide wieder zugenommen (wogen zu dem Zeitpunkt zu wenig und haben das natürlich beide sofort eingesehen, wir hatten aber eine kleine finanzielle Notlage, Stress, zu viel Sport, ...)
Bislang haben wir die Gewichts-Ziele alle noch nicht gänzlich erreicht, aber mittendrin hat sich ein Neues Problem für mich plötzlich rauskristallisiert. Ich habe mich zusätzlich noch zu groß in der Körpergröße gefühlt. Als wir das so oft bediskutiert haben, dass das kein so großer Unterschied sei wie ich mir einbilde bin ich jetzt an dem Punkt an dem mich das jetzige Problem an einen absoluten seelischen Tiefpunkt gebracht hat.
Mich stört der Größenunterschied.
Obwohl meine Partnerin findet, es gäbe kaum einen Größenunterschied und wir wären nahezu gleich groß und sie würde sich teilweise sogar manchmal größer fühlen, fühle ich mich furchtbar.
Ich glaube ihr nicht und sehe in den Spiegeln, Schaufenstern, alles was eben spiegelt diesen Unterschied wenn wir gehen oder nebeneinander stehen.
Es macht mich mittlerweile so fertig, dass ich an nichts anderes mehr denken kann, absolut depressiv bin, schlimme Gedanken hege, meinen Körper hasse und mir stets die Frage stelle: "Wieso kann ich nicht genauso groß sein wie sie?". Sie sagt mir zwar, es gäbe ja keinen Unterschied wieso wünsche ich es mir, aber so krank es klingt, ich fühle den Unterschied... ich fühle ihn wann immer wir unterwegs sind, sogar wenn sie nicht da ist, vergleiche ich sie mit allen Situationen (ohh, in der Dusche kommt sie wohl nicht so locker oben an...)...
Ich kann kaum aus dem Bett raus, habe Angst mich zu messen oder gerade zu laufen, ich habe absolute Panik davor, irgendwas in meinem Leben noch zu machen, weil ich so doll darauf fokussiert bin.
Und ja, ich bin ein verdammt rationaler Mensch und ich weiß, dass es noch viel größere Frauen gibt (finde ich überhaupt nicht schlimm, sogar sehr schön), dass es krassere Größenunterschiede in Beziehungen gibt (finde ich als Dritte auch nicht schlimm, egal welche Geschlechter), ich begegne meiner Freundin praktisch auf Augenhöhe, ich weiß, dass die 8-2cm (wieviel Unterschied es jetzt auch immer sind...) nicht die Welt sind, praktisch gar nichts sind... ich versuche mir alles erdenkliche objektive vorzustellen, wie ich mir selbst helfen würde, ich versuche alles um mein Selbstwertgefühl herzustellen, mich wieder zu lieben. Aber der Gedanke hält mich davon ab, dass ich dadurch nicht kleiner werde.
(Ich hasse mich, ich fühle mich furchtbar, schrecklich, am liebsten würde ich meinen Körper gegen einen anderen tauschen, ich fühle mich so unweiblich, wie ein Kerl neben ihr, so ein riesiger Klumpen, das ist mein Gefühl, dass ich einfach so viel MEHR bin)
Meine Freundin verlassen und ein neues Leben zu starten kommt nicht in Frage, ich liebe sie so doll und wir passen perfekt zusammen, es gibt beziehungsmäßig und personenmäßig nichts was ich verändern würde. Sie hilft und tut mir so gut.
An sich ist mein Leben ebenfalls perfekt, ich habe alles was ich brauche, keine Wünsche, viele Träume, bin intelligent, objektiv hübsch, besitze tolle Hobbies und finanziell stimmt alles, es ist eigentlich alles perfekt bis auf ab und zu Mal sowas Normales wie Stress (in diesem Jahr war es gleichzeitig etwas krass viel Stress, wer weiß ob es kein Ventil von mir ist..).. ich wünsche mir rein gar nichts, ich bin atheistisch, allgemeingebildet, politisch korrekt, umweltbewusst, bislang psychisch nie auffällig, immer sehr Selbstbewusst gewesen, bislang sehr strapazier- und belastbar (hatte keine einfache Kindheit), vor der ganzen Geschichte immer sehr optimistisch gewesen, ich hatte immer eine Lösung und konnte mir selbst helfen.
Jetzt nicht mehr,
ich weiß gar nicht was für eine Hilfe ich mir erwarte.. ob jemand diese Situation kennt, ob jemand einen guten Ratschlag hat, ob jemand weiß, ob das alles psychisch ist, oder ob diese BANALITÄT Körpergröße wirklich das Problem ist, vielleicht brauche ich auch einfach nur noch mehr Leute, die mir sagen, wie dumm das ist und dass ich mich zusammen reissen muss. Aber ich leide so sehr, wie ein Hund, es scheint kein Problem für Alle zu sein, aber für mich bedeutet es momentan die Welt und kostet mich, einen eigentlich energievollen und witzigen Menschen, all meine Lebensfreude und das Strahlen in den Augen.
Bisherige Versuche unsererseits/ Ideen, die umgesetzt werden:
- Gewichtzunahme; meine Partnerin will einfach auch viel mehr Muskeln gewinnen, um nicht mehr den Platz als kleines Mädchen einzunehmen, sie will ihr Gewicht steigern und dadurch nach mehr aussehen, wir erhoffen uns dadurch, dass ich nicht mehr so klumpig daneben wirke bzw. viel eher das Gefühl habe
- wir haben Einlagen ausprobiert, die etwas größer machen (2 oder 3cm waren es), klar ist es super für unterwegs, aber der Gedanke, dass sie sogar Einlagen braucht um mich "Lauch" zu erreichen, macht mich fertig, und dass sie die Einlagen zuhause nicht an hat, ich habe immer das Problem, dass wenn wir unterwegs sind und ich mich gut fühle, ich mich ständig daran erinnere, wieviel kleiner sie wohl denn noch wäre ohne die Einlagen, obwohl die Einlagen doch kaum was ausmachen, oder..??
- Wir haben ihr ein Haltungsband besorgt, damit sie ihren Rücken korrigiert, wahrscheinlich hat sie sogar Skoliose (mehr dazu gleich), das empfinden wir schon auch als deutliche Verbesserung und wir haben das Gefühl, dass sie dadurch von 164 auf 166 gewachsen ist, das haben wir morgens mehrmals, auch im Liegen, gemessen..
- der Gang zum Orthopäden um den Rücken zu checken ist auch schon geplant, möglicherweise hat sie sogar Skoliose, eine Freundin hat vor Kurzem nur durch eine Reha ihre Skoliose um ein paar Grad beheben können und damit ihre Wirbelsäule um 3cm gestreckt (von 167 auf 170)
- der Gang ins Fitnessstudio / Rücksprache mit einem Fitnesstrainer inwiefern man da noch am Rückenstrecken, Rumpf trainieren oder Beine strecken machen kann, denn: ihr fällt es schwer die Beine durchzustrecken, sie hält ihre Schultern nicht gleich hoch, hat ein deutlich kürzeres Bein, deutliche Schulterblattunterschiede wenn sie sich bückt und spürt ihren unteren Rücken kaum (kann diesen auch nicht strecken), wir hoffen, dass also da eventuell noch etwas an Begradigung kommt
- in Frage kommt auf jeden Fall auch eine Psychotherapie, jedoch habe ich Angst, das aufgrund von meiner Sturheit und meinem Dislike meinem Körper gegenüber, ich keine Hilfe so wirklich zu lasse.
Ich für meinen Teil fühle mich so schlecht sie damit zu belasten, ihr glaubt es kaum, sie liebt mich so sehr, wir arbeiten da so stark daran.
Ich möchte so gerne wieder glücklich sein und alles machen können, selbst wenn der letzte Ausweg eine kosmetische OP zur Beinverkürzung ist, ich bin auch bereit und verrückt und verliebt genug dieses Risiko einzugehen.
Danke, dass ihr zumindest zugehört habt, ich bin wirklich kein schlechter Mensch und urteile nach dem Aussehen, ich bin bereit alles an mir zu verändern, das Problem macht mir solche Probleme ich bin untröstlich...